Hinweis:

Diese Meldung stammt aus dem Archiv. In archivierten Meldungen sind möglicherweise nicht mehr funktionierende Links zu anderen Websites enthalten. Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Funktionalität der Links.

Auswirkungen des Handelskonflikts USA-China auf deutsche Unternehmen

Washington/Peking (22.08.2018) Viele Unternehmen sorgen sich um die amerikanische Handelspolitik und insbesondere einen drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China. Neben den negativen Konsequenzen für den Welthandel und globale Lieferketten sind deutsche Unternehmen direkt von Zöllen und damit höheren Kosten betroffen.

Für die deutsche Wirtschaft sind die USA Exportpartner Nummer Eins, das Handelsvolumen ist wiederum mit China am größten. Neben den Handelsbeziehungen haben deutsche Unternehmen rund 400 Milliarden Euro in den Vereinigten Staaten und über 80 Milliarden Euro in China investiert. Deutsche Betriebe beschäftigen mehr als 850.000 Menschen in den USA, in China sind es über eine Million Beschäftigte. Die Volkswirtschaften sind eng miteinander verbunden, Lieferketten und Produktionsstätten sind verstrickt und lassen sich nur schwer auseinanderhalten.

Zunahme des weltweiten Protektionismus

Die USA haben im ersten Halbjahr 2018 Antidumpingzölle auf Waschmaschinen und Solarpanele, Importzölle auf Stahl und Aluminium sowie Zölle auf verschiedene Produkte gegen China als sog. Ausgleich von Verstößen gegen geistige Eigentumsrechte und erzwungenem Technologietransfer eingeführt. Ziel der US-Administration ist es, mit den Maßnahmen vor allem das Handelsdefizit mit China zu verringern. China wiederum hat mit nach eigenen Angaben WTO-konformen Gegenmaßnahmen reagiert und Zölle auf amerikanische Produkte eingeführt.

DIHK-Umfrage zum Handelskonflikt

Mit einer Blitzumfrage des DIHK im Juli 2018 bei den Mitgliedsunternehmen der deutschen Handelskammern in China und den Auslandshandelskammern (AHK) der USA wurden die Unternehmen nach einer ersten Einschätzung über die Betroffenheit und Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China befragt. Die Antworten von 150 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen wurden ausgewertet.

 

Von den deutschen Unternehmen in China geben 41 Prozent an, dass ihre Exporte in die USA von den Zöllen und Gegenmaßnahmen betroffen sind. Für 46 Prozent der Betriebe sind ihre Importe aus den USA vom aktuellen Handelskonflikt betroffen.In den USA geben drei von vier deutschen Unternehmen an, dass ihre Importe direkt oder indirekt tangiert sind. Die Betriebe sehen – wie auch in China - die Folgen der Zölle damit zunächst vor allem beim Einkauf von Rohstoffen und Vorprodukten. Für etwas weniger Unternehmen in den
USA (57 Prozent) hat der Handelskonflikt Auswirkungen auf ihre Exporte.

Unternehmen erwägen Verlagerungen

Die Zölle sorgen nicht nur für höhere Kosten für Unternehmen und Verbraucher, auch die Produktionsstandorte USA und China könnten Kratzer im Image bekommen. 27 Prozent der an der Umfrage teilgenommenen Unternehmen in China und sogar 53 Prozent der Unternehmen in den USA ziehen in Erwägung, Veränderungen im lokalen Geschäft aufgrund des Handelskonflikts vorzunehmen. Von diesen Unternehmen wollen 37 Prozent in China die Produktion gegebenenfalls verlagern, in den USA erwägt das jedes vierte Unternehmen. Vor allem große Unternehmen mit weltweiten Niederlassungen können durch Verlagerungen Zölle umgehen, kleinere Unternehmen sind oftmals nicht so flexibel.

 

Ein Drittel der betroffenen Unternehmen in den USA zieht in Betracht, das Produkt-Portfolio zu ändern, um so die von Zöllen und Gegenmaßnahmen betroffenen Waren möglichst zu umgehen. Auswirkungen hätte dies auch auf Beschäftigung und Investitionen: 21 Prozent in China beziehungsweise 26 Prozent in den USA wollen zukünftig ihre Investitionen verringern oder Beschäftigung abbauen. Gleichzeitig kann aber auch der umgekehrte Effekt eintreten und durch eine Erhöhung der Investitionen auf dem lokalen Markt können Importzölle vermieden werden. Das planen auf beiden Märkten aber weniger Unternehmen (China: 16 Prozent; USA: 19 Prozent).

Welthandel in Gefahr

Neben den konkreten Auswirkungen für die Unternehmen ist zusätzlich die Signalwirkung für die Zuverlässigkeit multilateraler Regeln bedenklich. Die USA entfernen sich immer weiter vom freien und fairen Welthandel.

Die Unternehmen benötigen für ihr Auslandsgeschäft verlässliche Regeln. Mindestens jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt am Export, fast jeder zweite Euro kommt aus dem Auslandsgeschäft. Für offene Märkte und international faire Wettbewerbsbedingungen einzustehen, ist deshalb oberstes Gebot. Es ist wichtig, dass die EU sich geschlossen für die Stärkung der WTO und offene Märkte einsetzt.


(Quelle: IHK Niederbayern)