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Deutsche Firmen in der Türkei: Schlechteres Geschäft

Bonn (12.09.2018) - Die Währungskrise in der Türkei trifft auch deutsche Unternehmen hart. Sie beklagen nach Angaben von Germany Trade & Invest GTAI sinkende Umsätze und die große wirtschaftliche Unsicherheit vor Ort.

Die türkische Wirtschaft steckt in einer Krise. Noch immer ist nicht klar, was die Regierung unternehmen möchte, um Wechselkurs und Inflation zu stabilisieren und das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen. So manch ein deutsches Unternehmen, das in den vergangenen Jahren im Land investiert hat, bewertet sein Türkeigeschäft daher neu.

Beispielsweise prüft der Energieversorger EWE, der in der Türkei seit 2007 Erdgas vertreibt, sogar einen kompletten Ausstieg aus dem Markt. Grund sind die gestiegenen Einkaufspreise für Erdgas infolge der massiven Währungsabwertung. Allein im August 2018 verlor die türkische Lira gegenüber dem US-Dollar 25 Prozent an Wert.

Der Handelskonzern Media Markt, der im Land zahlreiche Filialen besitzt, will Pressemeldungen zufolge zunächst doch keine Anteile des Konkurrenten Teknosa (Sabanci-Holding) übernehmen. Begründet wird die Entscheidung mit den ungünstigen Absatzprognosen für Elektrogeräte.

Neue Devisenregulierung führt zu weiterer Verunsicherung

Die türkische Regierung versucht derzeit teilweise mit drastischen Schritten, den Devisenabfluss zu stoppen. So verpflichtete das Finanzministerium am 4. September 2018 Exporteure dazu, mindestens 80 Prozent ihrer Devisenerlöse innerhalb von 180 Tagen in die Türkei zu transferieren und an eine türkische Bank zu verkaufen. Von diesem neuen Gesetz sind auch deutsche Unternehmen betroffen. Ein Schraubenhersteller überlegt daher bereits, seine Ausfuhren aus der Türkei einzustellen, wie ein Unternehmensvertreter gegenüber Germany Trade and Invest mitteilte. Es bestünde allerdings noch etwas Hoffnung, dass die Maßnahme revidiert wird, da einige Exportverbände protestiert haben.

Hoher Kostendruck bei Unternehmen

Noch deutlich stärker als die Verbraucherpreise sind zuletzt die Erzeugerpreise gestiegen - um 32 Prozent. Bei den gegebenen Marktbedingungen können Unternehmen die zusätzlichen Kosten nicht ohne Weiteres an die Endkunden weitergeben. Die Folge sind sinkende Gewinnmargen. Bei manchen Betrieben ist sogar die Existenz gefährdet.

In Bedrängnis sind vor allem Firmen, die sich zu Zeiten der niedrigen Zinsen in US-Dollar oder Euro verschuldet haben und über keine eigenen Deviseneinkünfte aus dem Exportgeschäft verfügen. Ein wichtiger Kostenfaktor sind ferner stark erhöhte Kreditzinsen, die sich mittlerweile zwischen 30 bis 40 Prozent bewegen, wie aus Geschäftskreisen zu hören ist. Viele Projekte werden so unrentabel, Investitionen in Maschinen und Anlagen bleiben aus oder verzögern sich.

Deutsche Maschinenexporte rückläufig

Deutsche Maschinenbauer bekommen diese Investitionszurückhaltung zu spüren, bestätigt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). "Von den Mitgliedsunternehmen wird berichtet, dass aus der Türkei zwar Anfragen, aber wenige Bestellungen kommen", erklärt Friedrich Wagner, der im Fachverband für die Türkei zuständig ist. Im 1. Halbjahr 2018 sind die Maschinenausfuhren in die Türkei um 6,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurückgegangen, so die Berechnungen des VDMA. Die weitere Entwicklung sei schwer einzuschätzen und hänge stark von den Maßnahmen der türkischen Regierung zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise ab, so Wagner.