Hinweis:

Diese Meldung stammt aus dem Archiv. In archivierten Meldungen sind möglicherweise nicht mehr funktionierende Links zu anderen Websites enthalten. Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Funktionalität der Links.

Frankreichs Spielzeugmarkt fällt 2017 leicht zurück

Paris (13.02.2018) er Spielwarenverkauf - ohne Computerspiele - ist in Frankreich 2017 zum ersten Mal seit 2012 zurückgegangen. Nach Einschätzungen des Marktforschungsunternehmens NPD und des Herstellerverbandes FJP wirkten Kinofilme 2017 weniger als Zugpferd für den Spielzeugabsatz. Zugleich haben Videospiele dem traditionellen Spielwarensektor Umsätze abgegraben.

Das französische Marktforschungsunternehmen NPD hat für das Jahr 2017 einen Rückgang des Spielwarenmarktes in Frankreich von 0,8 Prozent ermittelt, nach einem Plus von 1 Prozent im Jahr 2016. Das Marktvolumen beläuft sich auf rund 3,4 Milliarden Euro. Das Ergebnis hat die Marktforscher überrascht. Mitte Oktober 2017 hatten sie noch ein Wachstum von 2 Prozent erwartet. Das Weihnachtsgeschäft hat dann aber enttäuscht. Im letzten Quartal sanken die Verkäufe um 2 Prozent.

Die Verbände FJP (Federation Française des Industries Jouet et Puericulture) und NPD beklagen, dass sich die Kaufentscheidungen der Kunden zunehmend auf das Jahresende konzentrieren. Auf den Monat Dezember entfielen 2017 wie auch bereits 2016 rund 33 Prozent der Umsätze. Allein in der Woche vor Weihnachten wurden 2017 rund 8 Prozent des Jahresumsatzes getätigt. Dies sei 10 Prozent mehr gewesen als 2016, so die Marktforscher von NPD. Der Onlinehandel, der inzwischen auf etwa 26 Prozent der Umsätze kommt, verleite die Verbraucher mit seinem Angebot innerhalb eines Tages zu liefern, zu immer späteren Einkäufen.

Hinzu kommt, dass Blockbuster-Kinderfilme, außer Lego Batman und Cars 3, sich 2017 weniger als Zugpferde für den Spielzeugverkauf erwiesen als in den beiden Vorjahren, so Frederique Tutt, Spielzeugexperte von NPD. Profitiert hätten von dieser Entwicklung traditionelle, klassische und preiswertere Spiele gegenüber dem häufig teureren Lizenzspielzeug. Während das Umsatzvolumen gleichgeblieben ist, lag der Durchschnittspreis mit 16,28 Euro je Spielzeug 2017 niedriger als im Vorjahr.

Verkaufsschlager Kreisel

Zulegen konnte vor allem der Umsatz mit Action-Figuren und Zubehör (+11 Prozent) - getragen von dem großen Erfolg der Kreisel. Die sogenannten Beyblade Kreisel der Firma Hasbro waren die meistverkauften Spiele (Position 1 und 3 der Rangliste) vor dem Adventskalender von Playmobil und könnten 2018 dazu führen, dass Hasbro Lego als Marktführer in Frankreich überholt. Auch Puppen und Minipuppen (+7 Prozent), Spiele für Kinder im Vorschulalter (+1 Prozent) sowie Gesellschaftsspiele und Puzzle (+0,4 Prozent) wurden nach Informationen der Marktforscher von NPD stärker gekauft.

An Position 3 und 5 der Liste der meistgekauften Artikel lagen 2017 mit einem Tablet (Storio Max 5) und einer Kamera mit Gesichtserkennung (Kidisecrets Selfie) Produkte der chinesischen Firma Vtech. Es folgt eine sprechende Puppe (Cicciobello Bobo) der italienischen Firma Giochi Preziosi auf Position 6 und auf Rang 8 eine biegsame Rennstrecke für Rennautos mit LED-Beleuchtung (Magic Tracks). Neben dem Playmobil-Adventskalender haben es auch Figurensets des Unternehmens auf die Ränge 7 und 9 geschafft, und lagen damit vor den Autosets von Mattel auf Platz 10.

In Frankreich gab es im Umgang mit vernetztem Spielzeug mit Mikrofonfunktion, wie etwa bei der Puppe Cayla, kaum einen Aufschrei in der Öffentlichkeit. Die Datenschutzbehörde CNIL (Commission Nationale de l'Informatique et des Libertes) hat den Hersteller Genesis Industries aus Hongkong, der Cayla und eine weitere Puppe anbietet, Anfang Dezember 2017 lediglich angewiesen, französisches Datenschutzrecht umzusetzen. In Deutschland ist der Verkauf der Puppe inzwischen verboten, weil sie unerlaubte funkfähige Anlagen enthält.

Asmodee auf Wachstumskurs

Frankreich ist der größte Markt für Gesellschaftsspiele in Europa, mit einem Umsatz von etwa 400 Millionen Euro. Eine Neuigkeit war in Frankreich 2017 der Erfolg von Escape Rooms (Spieler müssen sich durch die Auflösung verschiedener Rätsel aus lebensgroßen Räumen befreien).

Der französische Marktführer bei Gesellschaftsspielen, Asmodee aus Frankreich, hatte 2013 Hasbro überrundet und ist weiter auf Expansionskurs. Seit 2014 hat die Firma in Frankreich und weltweit 11 Übernahmen realisiert. Ende Januar 2018 hat sie die Übernahme ihres langjährigen polnischen Distributeurs Rebel angekündigt. Ähnlich wie Marktführer Lego und Hasbro setzt das Unternehmen auch auf Wachstum durch Videospielversionen der Spiele und selbst in Auftrag gegebene Filme. Nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens NPD haben Videospiele 2017 traditionellen Spielen den Rang abgelaufen. Asmodee betrachtet Letztere hingegen als weiteres Marketinginstrument um den Verkauf von Gesellschaftsspielen anzutreiben.

Markt immer volatiler

Laut Verband FJP besteht für die Industrie 2018 und darüber hinaus die Herausforderung darin, die Position von Spielzeug als bevorzugtes Geschenk zu Weihnachten zu bewahren. Hier geht es unter anderem um die Konkurrenz durch Handys sowie Video- und Handyspiele. Die Marktforscher von NPD sind nach zwei schwachen Jahren für 2018 eher zurückhaltend. In einem immer volatileren Markt könnten Impulse von der Fußballweltmeisterschaft ausgehen sowie von den günstigeren Spielen zum Sammeln (wie die genannten Kreisel).

Sorgen bereitet dem Sektor die demographische Entwicklung. So sind die Geburten nach ersten Schätzungen des französischen Statistikamtes INSEE 2017 gegenüber 2016 um 17.000 auf 767.000 gesunken. Gegenüber 2014 waren es 52.000 weniger. Nach Prognosen des INSEE soll die Anzahl der Geburten bis 2025 einen Tiefpunkt von etwa 718.000 ansteuern, um danach bis 2030 wieder auf 728.000 anzusteigen.