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In Sambia trüben sich die Wirtschaftsaussichten ein
Im Jahr 2019 dürfte in Sambia die reale Steigerungsrate des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit 2,3 Prozent deutlich unter den ursprünglichen Prognosen von circa 3 Prozent bleiben. Verantwortlich dafür sind außenwirtschaftliche Ungleichgewichte und der geringe Niederschlag.
Sambias Wirtschaftswachstum hat sich seit 2014 spürbar verlangsamt und betrug in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 3,6 Prozent. In den zehn Jahren davor waren es mehr als 7,5 Prozent. Hauptursache für die gedämpfte Dynamik sind gefallene Weltmarktpreise für Kupfer; dem mit einem Exportanteil von 70 Prozent wichtigsten Devisenbringer des Binnenlandes. Steigen - wie von Experten erwartet - die Kupferpreise, ist mittelfristig mit einer Erholung der Wirtschaft zu rechnen
Herabstufung der Kreditwürdigkeit
Am 23. Mai 2019 hat die Ratingagentur Moody's Sambia zum vierten Mal in Folge herabgestuft. Das aktuelle Rating liegt nun bei Caa2 (vorher Caa1). Die Aussicht der Wirtschaft wurde von stabil auf negativ geändert. Aufgrund der Ende April vom Internationalen Währungsfonds (IWF) um 0,8 Prozentpunkte nach unten korrigierten Wachstumsprognose für 2019 ist die bislang erwartete Senkung des Leistungsbilanzdefizits von gegenwärtig circa 5 Prozent auf rund 3 Prozent des BIP obsolet.
Infolge steigender Zinsraten auf dem freien Kapitalmarkt sowie fallender Renditen auf Staatspapiere und wegen der Abwertung des sambischen Kwacha wird die Schuldenquote stärker zunehmen als bislang erwartet. Diese erreicht 2019 rund 73 Prozent des BIP. Zu verzeichnen sind inländische Zahlungsrückstände gegenüber Unternehmen und ausbleibende Zahlungen bei Sozialprogrammen und Staatsgehältern. Die Einfuhrdeckung lag Ende März 2019 bei 1,4 Monaten.
Ursache für die hohen Ausgaben und Schuldenaufnahme sind neben den gestiegenen Gehältern im Staatssektor eine Reihe von Infrastrukturprojekten der sambischen Regierung. Im Plan "National Vision 2030" sind von 2017 bis 2021 Investitionen in Höhe von 8,75 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Dabei entfallen 4,7 Milliarden US$ auf den Schienenbau, 2,4 Milliarden auf den Energiesektor, 0,8 Milliarden US$ auf Flughäfen und 0,5 Milliarden auf den Straßenbau. Auch ein Stadion, Krankenhäuser und der Ausbau des Telekommunikationsnetzes zählen zum Investitionsportfolio.
Sambia hat sich verhoben
Die Finanzierung der ehrgeizigen Projekte ist zunehmend aus dem Ruder gelaufen. Trotz der großen chinesischen Unterstützung sind in den letzten Jahren wegen der gefallenen Kupferpreise immer wieder Finanzierungslücken aufgetreten. Diese hat die sambische Regierung schließen wollen, indem sie neue Kredite bei China, internationalen Finanzinstitutionen, wie der Weltbank, und bilateralen Gebern aufgenommen hat. Als das nicht ausreichte, wich die Regierung auf Anleihen auf den Kapitalmärkten zurück. Letzteres hat die Finanzierung erheblich verteuert.
Auch wenn die Infrastrukturinvestitionen, abgesehen von Prestigeprojekten, mittelfristig von großem Nutzen sein können, haben sie der heimischen Wirtschaft keine Impulse geben können. In Sambia müssen die Kapitalgüter und Dienstleistungen nahezu komplett importiert werden. Versuche, sambische Unternehmen an den Projekten zu beteiligen, um die hohen Importkosten wenigstens zu mindern, sind komplett gescheitert.
China könnte beispringen
Angesichts einer erratischen Finanzpolitik und eines mangelnden Konsolidierungswillens - das Haushaltsdefizit liegt bei rund 10 Prozent des BIP - sowie aufgrund von Bedenken wegen Korruption ist mit einem Hilfspaket des IWF oder westlicher Geber nicht zu rechnen. Dennoch ist nicht notgedrungen von Kreditausfällen auszugehen. Möglich ist, dass China dem Land beispringt. Dabei könnten sich im Gegenzug chinesische Unternehmen sowohl im staatlichen Energie- und Transportsektor als auch im Bergbau verstärkt beteiligen und China seinen ohnehin großen Einfluss ausbauen. Dies ist zwar in der sambischen Öffentlichkeit nicht beliebt, die Regierung mag sich dazu aber trotzdem gezwungen sehen, um nicht zum säumigen Kreditschuldner zu werden.
gtai