Die Investitionen in diesem Bereich - wenngleich noch vergleichsweise gering - nehmen tendenziell zu. Allmählich besser werden auch die Rahmenbedingungen für die Gründung und Finanzierung von Start-ups im jüngsten EU-Mitgliedsland.
E-Car-Pionier Rimac Automobili
Der unumstrittene Star unter allen Start-ups in Kroatien ist der E-Car-Pionier Rimac Automobili des Jungunternehmers Mate Rimac. Das Unternehmen aus der kleinen Ortschaft Sveta Nedelja wenige Kilometer von der Hauptstadt Zagreb entfernt baut superschnelle Elektroautomobile ("Concept One"), die es leicht mit Tesla-Fahrzeugen aufnehmen können. Mehr als das: Die erst vor acht Jahren gegründete Firma verkauft Hightech-Lösungen und -Komponenten an andere globale Player in der Branche.
Rimac Automobili ist das derzeit erfolgreichste unter allen kroatischen Neugründungen. Im für die Start-up-Branche des Landes bisher besten Jahr 2014 konnte das Unternehmen eine Einzelinvestition von rund 10 Millionen Euro für sich gewinnen. Auf alle 17 jungen, innovativen Firmen, die 2014 Investoren zum Einstieg überzeugen konnten, entfielen insgesamt 21,8 Millionen Euro an frischen Kapitalzuflüssen.
Zu weiteren besonders erfolgreichen Start-ups gehörten 2014 Bellabeat (6,6 Millionen Euro; Gesundheitstracker/Schmuck), Farmeron (2,3 Millionen Euro/IT-Lösungen für den Agrarsektor) und Repsly (1,1 Millionen Euro/mobile CRM-Softwarelösungen). Mit deutlich kleineren Beträgen waren Firmen wie Agrivi (Cloud-Software für Farmmanagement), Codeanywhere (Software), Madbarz (Workout-/Fitness-App), Oradian (Softwarelösungen für Mikrofinanzinstitutionen), Trillenium (IT-Lösungen für den Handel) und U:Plug (smarte Ladegeräte) erfolgreich. Die meisten von ihnen werden auch heute als Beispiele für einen gelungenen Markteintritt angeführt.
Hohe Kapitalzuflüsse für Neugründungen 2014 und 2016
Offizielle statistische Angaben zur kroatischen Start-up-Branche sind zwar nicht verfügbar. Daten zu Investitionen und zur Entwicklung in diesem Bereich werden aber von einem der Pioniere und Kenner der Szene sowie Unternehmensgründer, Mihovil Barancic, zusammengestellt. Nach seinen Angaben hatte es 2015 einen Rückgang des Kapitalzuflusses auf 10,8 Millionen Euro gegeben. 2016 gelang es kroatischen Neugründungen aber bereits wieder 14,9 Millionen Euro an Kapital anzusammeln. Das sei nach 2014 das zweitbeste Ergebnis der vergangenen fünf Jahre gewesen.
Zu den erfolgreichsten Unternehmen zählte 2016 PhotoMath (Smartphone-App zur Lösung von Mathematikaufgaben) von Damir Sabol, das umgerechnet 3 Millionen Euro von Venture-Capital-Fonds Cherubic Ventures (USA/VR China) erhielt. Außerdem bekam ein nicht näher bezeichnetes Start-up 2,1 Millionen Euro von Rivers Capital Partners, Credo Ventures, Day One Capital Fund Management und Playfair sowie das Unternehmen Bouxtie (Smartphone-App für personalisierte Geschenkkarten) 2 Millionen Euro von Keiretsu Capital.
Ungeachtet der Schwankungen - der Trend zu Investitionen in kroatische Start-ups setzt sich fort. Im Jahr 2012 hatte sich der Kapitalzufluss noch auf 5,6 Millionen Euro in zwölf Unternehmen und 2013 auf 2,4 Millionen Euro in 13 Firmen belaufen. Ein Jahr später erreichten die Investitionen in Neugründungen schon den bisherigen Rekord von 21,8 Millionen Euro in 17 Unternehmen.
Günstige Entwicklung erwartet
Für 2017 und die kommenden Jahre ist Barancic optimistisch. Die Zahl der interessanten Start-ups werde immer größer, das Investitionsvolumen steigt. Die Rahmenbedingungen werden zunehmend besser, Wagniskapitalfonds verstärken ihre Aktivitäten in Kroatien. Ende 2016 nahm die Plattform zur Finanzierung von jungen innovativen Firmen, Funderbeam SEE, in Zagreb ihre Tätigkeit auf, von der sich Barancic einen Schub für die Branche erhofft. Es handelt sich um ein gemeinsames Projekt des estnischen Fintech-Start-ups Funderbeam und der Zagreber Wertpapierbörse (Beteiligung von 20 Prozent).
Die Plattform bringt junge innovative Firmen mit Risikokapitalgebern zusammen. Zu den ersten Unternehmen, die in Kroatien über Funderbeam in nur wenigen Tagen rund 0,5 Millionen Euro an Kapital gewinnen konnten, gehört Include, eine Firma des Erfinders Ivan Mrvos, die intelligente Straßenmöbel (etwa die solarbetriebene Straßensitzbank Steora) entwickelt und produziert.
Wagniskapitalfonds steigen ein
Auch Venture Capital Funds werden in Kroatien aktiver. Seit Ende 2015 ist auf dem Markt zum Beispiel der Wagniskapitalfonds South Central Ventures (SCV) mit seinem Enterprise Innovation Fund (Anlagekapital: 40 Millionen Euro) tätig. Beteiligt sind daran nach Angaben von Jure Mikuz, Partner bei SCV, die Europäische Kommission und der European Investment Fund (EIF; 50 Prozent), die Europäische Entwicklungsbank EBRD, die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die kroatische Agentur für KMU, die kroatische Innovations- und Investitionsgesellschaft (HAMAG-BICRO), einige staatliche und private Investoren aus der Westbalkanregion sowie die Versicherung Triglav osiguranje und der Unternehmerfonds aus Slowenien. Auch die Stadt Zagreb plant die Gründung eines kleinen Risikokapitalfonds zur Finanzierung von Start-ups.