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Megacitys in Afrika: Johannesburg – ein Schmelztiegel im Wandel

Wirtschaftsmetropole Südafrikas im Fokus

 

Johannesburg (17.11.2017) Afrikas Millionenstädte wachsen schnell und unaufhaltsam. Die Urbanisierung stellt die Verwaltungen der Metropolen vor riesige Aufgaben, die ihrerseits vielfältige potenzielle Geschäftsmöglichkeiten auch für deutsche Unternehmen beinhalten. Blog:subsahara-afrika widmet ausgesuchten Megacitys in Afrika eine Artikelserie.

Mit Johannesburg steht die Wirtschaftsmetropole Südafrikas im Fokus des dritten Artikels. Neben einigen bedeutsamen historischen und statistischen Merkmalen dieses Schmelztiegels werden vor allem laufende und geplante Vorhaben im Infrastrukturbereich vorgestellt. Ebenso im Blickpunkt: die in der Apartheid-Ära entstandenen immensen städte- und verkehrsplanerischen Herausforderungen.

Johannesburg – Entstehung, Niedergang und Wiederbelebung

Johannesburg ist Südafrikas größte Stadt und führendes Wirtschaftszentrum, gelegen in den gold- und mineralreichen Witwatersrand-Hügeln in der kleinsten, aber reichsten Provinz Gauteng. Sie zählt zu den 50 größten städtischen Ansiedlungen weltweit. Die Stadt verdankt ihre Gründung 1886 der Entdeckung umfangreicher Goldvorkommen in der Region und ist bis heute ein Zentrum für den Gold- und Diamantenhandel. Ihren Namen gaben der Stadt vermutlich – genaue historische Aufzeichnungen fehlen – gleich mehrere Führungspersönlichkeiten der holländischen Siedler, bei denen der Name Johannes verbreitet war. Wie die meisten Bergbaustädte des 19. Jahrhunderts war auch Johannesburg zunächst ein ziemlich desorganisierter, chaotischer Ort. Veränderungen brachten die Auswirkungen des zweiten Burenkriegs (Second Boer War 1899 – 1902) zwischen Briten und holländischen Siedlern (Buren), der von den Engländern gewonnen wurde. Während des Kriegs verließen viele afrikanische Bergarbeiter die Stadt und wurden von Scharen zugewanderter Arbeiter vor allem aus Südchina ersetzt, durch die Johannesburgs chinesische Community entstand.

Größere Bauvorhaben wurden ab etwa 1930 durchgeführt, darunter in den frühen 1950er Jahren auch Hochhäuser. Nach der gesetzlichen Verankerung des Apartheid-Regimes (übersetzt Separatismus) ließ die Regierung für die schwarze Bevölkerung der Stadt die als „Soweto“ (Akronym für „South-Western Townships“) bekannten Siedlungen in den Außenbezirken Johannesburgs bauen. Die Skyline der Innenstadt (Central Business District, CBD) entstand in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren. Die Innenstadt Johannesburgs erlebte vor allem in den 1980er und 1990er Jahren einen drastischen Niedergang aufgrund der hohen Kriminalitätsrate, die dazu führte, dass die Immobilienwirtschaft große Ströme von Investitionskapital in die Vororte umlenkte. Es wurden u.a. Shopping Malls, Büroanlagen und Vergnügungszentren weit weg von den innerstädtischen Krisenherden errichtet. So entstanden in den 1970er Jahren unter anderem die auch für Firmensitze populären Bezirke Sandton, Rosebank und Eastgate.

Seit dem Ende der Apartheid und der Installierung einer demokratisch gewählten Regierung hat die Stadtverwaltung von Johannesburg durch eine Reihe gezielter Maßnahmen die Wiederbelebung der Innenstadt in Gang gesetzt. Dazu gehören vor allem die erfolgreiche Anziehung von Investitionskapital unter anderem durch steuerliche Incentives sowie die gezielte Bekämpfung der Kriminalität. Bei den neuen baulichen Maßnahmen in der Innenstadt wird ausdrücklich Wert darauf gelegt, dass eine breitere Streuung des Immobilieneigentums erreicht wird. Die Investoren sollen nach dem Willen der Regierung aus möglichst vielen, auch früher benachteiligten Bevölkerungsschichten kommen.

Südafrikas Wirtschaftsmetropole in Zahlen und Fakten

Johannesburg ist das wirtschaftliche Zentrum Südafrikas, das zwar keine Hauptstadt, aber der Sitz des Verfassungsgerichts (Constitutional Court) ist. Südafrika hat, anders als die meisten Staaten der Welt, seine Regierungsinstitutionen auf mehrere „Hauptstädte“ verteilt (Regierungssitz in Pretoria, Parlament in Kapstadt, Oberster Gerichtshof in Bloemfontein). Johannesburg ist die Provinzhauptstadt von Gauteng, der kleinsten und am dichtesten besiedelten der neun südafrikanischen Provinzen – mit rund einem Viertel der Gesamtbevölkerung (Schätzung 2016: 55 Mio.) auf 1,4 Prozent der Landesfläche. In Gauteng werden nach offiziellen Angaben rund ein Drittel des nationalen und rund 7 Prozent des afrikanischen Sozialprodukts generiert (Informationen unter www.brandsouthafrica.com).

Johannesburg einschließlich der angrenzenden Vororte (Greater Johannesburg Metropolitan Area) wird laut World Population Review für 2017 auf eine Einwohnerzahl von 9,8 Mio. geschätzt. Damit umfasst Johannesburg und Umgebung bevölkerungsmäßig über 70 Prozent der Provinz Gauteng (2017: 13,7 Mio.). Das Bevölkerungswachstum in dieser Region liegt nach diesen Schätzungen gegenwärtig bei rund 4,5 Prozent im Jahr. Seit dem Ende der Apartheid Mitte der 1990er Jahre hat sich die Einwohnerzahl der Stadt mit Vororten mehr als verfünffacht (UN-Schätzung von 1995: 1,8 Mio.). Die Bevölkerung von Johannesburg City (ohne umliegende Vororte) wird für 2017 auf 4,4 Mio. veranschlagt, auf Basis der letzten Volkszählung von 2011. Die Stadtplaner haben ausgerechnet, dass die Einwohnerzahl von Johannesburg City in den nächsten 30 Jahren um weitere 66 Prozent wachsen dürfte.

Auch im Post-Apartheid-Südafrika ist die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung von Bedeutung, als Indikator für Lebensumstände, Bedürfnisse sowie auch die weiter bestehenden Ungleichheiten. Über drei Viertel (knapp 77 Prozent laut obiger Schätzung) der Einwohner Johannesburgs sind Schwarzafrikaner, knapp 6 Prozent sind Farbige („Coloured“), 12 Prozent Weiße und rund 5 Prozent indisch/asiatischen Ursprungs. Fast 30 Prozent der Bevölkerung von Johannesburg leben in sogenannten „informellen Wohnsiedlungen“, sprich Slums. Rund zwei Drittel der Haushalte werden von alleinerziehenden Elternteilen, zumeist Frauen, geführt, was ebenfalls eher auf ärmliche Verhältnisse hindeutet. Gleichzeitig verfügt die Provinz Gauteng statistisch über die landesweit höchsten Durchschnittseinkommen sowie die besten Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen und ist für ihre lebendige, multikulturelle Gesellschaftsform bekannt.

Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur

Die vorliegenden Prognosen der Stadtverwaltung zur Bevölkerungsentwicklung im Großraum Johannesburg machen Planungen vor allem für die Bereiche Trinkwasserversorgung, Energiebedarf sowie Abfall- und Abwassermanagement vordringlich. Zudem stehen auch weitere bauliche Maßnahmen auf dem Programm der für Infrastruktur zuständigen Johannesburg Development Agency (JDA), die vor allem die Innenstadt weiter attraktiv für Investoren und lebenswert sowohl für die lokale Bevölkerung wie auch Touristen machen möchte. Als Anreize für Investoren in den urbanen Zentren hat die südafrikanische Steuerbehörde, South African Revenue Service (SARS), besondere Steuererleichterungen unter dem Schema Urban Development Zone (UDZ) erlassen.

>>> Den vollständigen Text lesen Sie im Artikel bei blog:subsahara-afrika.

(Quelle: Blog Subsahara-Afrika der IHK Mittlerer Niederrhein)