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Megacitys in Afrika: Luanda zwischen Kolonialflair und Wolkenkratzern
Mit Luanda steht die Hauptstadt Angolas im Fokus des Artikels. Neben einigen historischen und statistischen Daten werden vor allem die laufenden und geplanten Vorhaben im Bereich der Infrastruktur in der drittgrößten portugiesisch-sprachigen Metropole der Welt vorgestellt.
Luanda – 400 Jahre Portugals Brückenkopf am Atlantik
Mit dem Gründungsjahr 1576 gehört Luanda zu den ältesten Städten an der afrikanischen Westküste. Sie wurde errichtet von portugiesischen Seefahrern und diente als Portugals Brückenkopf an der Atlantikküste während der gesamten Kolonialzeit von 1627 bis 1975 – abgesehen von einer kurzen Periode (1640 bis 1648) unter holländischer Herrschaft. Von hier aus organisierten die Portugiesen vor allem ihren florierenden Sklavenhandel über den Ozean, hauptsächlich zu ihrer größten Kolonie Brasilien. Unterstützt wurde dieser Handel – wie auch anderswo in Afrika – von rivalisierenden einheimischen Volksstämmen und wurde fast vier Jahrhunderte lang praktiziert. Durch die Verbindung zu Brasilien entwickelte sich in dieser Zeit, bis zur Unabhängigkeit Brasiliens 1822, ein starker brasilianischer Einfluss in der Küstenregion, der bis heute nachwirkt: und zwar als Teil der seit damals entstandenen kreolischen Kultur, die als Mix zwischen afrikanischer (Mbundu), portugiesischer und brasilianischer Kultur noch heute die lokale Bourgeoisie prägt.
Was das bis dahin eher verschlafene Küstenstädtchen Luanda von Grund auf veränderte, war die Entdeckung von Erdöl Mitte der 1950er Jahre. Damit einher ging der Bau von Industrieanlagen, hauptsächlich zur Deckung des Bedarfs der wachsenden europäischen Bevölkerung. Nach der Unabhängigkeit Angolas 1975 wurde Erdöl zur Haupteinnahmequelle der Hauptstadt, die hierdurch finanziell unabhängig vom Rest des Landes wurde. Von dem rund 27 Jahre dauernden Bürgerkrieg (1975 bis 2002) war die Hauptstadt selbst nur indirekt – wenn auch massiv – betroffen, durch die starke Zuwanderung von Kriegsflüchtlingen aus den Provinzen, die Zuflucht, Unterkunft und Arbeit in der Stadt suchten.
Hierdurch wuchsen die „musseques“ genannten Slums in ungeahnte Größenordnungen und erstrecken sich bis heute kilometerlang um den Stadtkern Luandas herum. Gleichzeitig flohen die meisten europäischen Bewohner vor dem Krieg zurück nach Portugal, zum Teil auch nach Südafrika, und hinterließen eine empfindliche Lücke: und zwar an ausgebildeten Fachkräften, die unter der afrikanischen Bevölkerung fehlten und für den Betrieb der gut organisierten städtischen Infrastruktur benötigt wurden. Hier sprangen in der Folgezeit die aus Kuba (im Rahmen der Kooperation sozialistischer Länder) hergebrachten Soldaten zur Unterstützung der regierenden angolanischen Befreiungsbewegung (MPLA) mit einer großen Zahl ausgebildeter Fachkräfte ein.
Luanda in Zahlen und Fakten
Luanda zählt zu den am schnellsten wachsenden Megacitys in Afrika. Wie die meisten Metropolen in den ehemaligen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent muss auch die angolanische Hauptstadt heutzutage ein Vielfaches der Bevölkerungszahl beherbergen, für die sie zur Kolonialzeit einmal gebaut worden war: Dies waren zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit 1975 rund 400.000 Einwohner. Heutzutage sind es mehr als zehnmal so viele – die Schätzungen reichen von 4 Mio. bis 6 Mio. Menschen, die im und um das Stadtgebiet herum wohnen (CIA World Factbook: 5,5 Mio. 2015). Das ist etwa ein Fünftel der angolanischen Bevölkerung von etwa 27 Mio. (2017). Die offizielle Bevölkerungszahl des nationalen statistischen Amts für Luanda, basierend auf der letzten Volkszählung von 2014, ist niedriger (2,9 Mio.). Wegen des akuten Mangels an Wohnraum für die einfache Bevölkerung haust der überwiegende Teil der Bewohner Luandas in den „musseques“. Diese gibt es seit Jahrzehnten, doch erst seit dem Bürgerkrieg sind sie unkontrolliert in gigantische Größenordnungen gewachsen und sprengen allmählich die offiziellen Stadtgrenzen und sogar Provinzgrenzen.
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(Quelle: Blog Subsahara-Afrika der IHK Mittlerer Niederrhein)
Oliver Wagener