Eine Realisierung des in diesem Bereich bestehenden Potenzials wird nicht zuletzt von den Finanzierungsmöglichkeiten - auch durch gewerbliche Investoren - abhängen.
Die Energieversorgung im Gaza Streifen ist katastrophal. Die einheimische Stromerzeugung stützt sich auf ein veraltetes und im Betrieb teures Kraftwerk, das zudem nur einen kleinen Teil des Bedarfs decken kann. Stromimporte aus Israel und Ägypten sind ebenfalls ungenügend, erst recht, nachdem Israel seine Stromlieferungen nach Gaza gekürzt hat. So haben die Menschen in dem kleinen Landstrich allenfalls für wenige Stunden im Laufe des Tages Strom. Die Energieknappheit beeinträchtigt auch zusätzlich die Wirtschaftstätigkeit.
Fotovoltaik als Teil des Energie-Mix erwünscht
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Fotovoltaik (PV) als alternative Energiequelle an Bedeutung. Das geht aus einer im August 2017 von der Weltbank veröffentlichten Analyse der kanadischen Ingenieurin Sara Badiei, die die Energiesituation in Gaza untersucht hat. "Die Gaza-Bewohner suchen nach Alternativen, um die Energie in ihre eigenen Hände zu nehmen", erklärt Badiei. Besondere Betonung liege dabei auf PV-Dachanlagen. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die hohe Bebauungs- und Besiedlungsdichte des Gazastreifens den Bau bodengestützter, großer PV-Anlagen nach Erkenntnissen der Weltbank impraktikabel erscheinen lässt. Die Bevölkerungsdichte liegt bei rund 5.400 Personen je qkm, wodurch Gaza zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt gehört.
Der Aufbau der Dachanlagen befindet erst in der Anfangsphase, hat aber Potenzial. In den Jahren 2012 bis 2014, so Badiei, seien in Gaza mit Hilfe von Spendern Dachanlagen mit einer Kapazität von 300 Kilowatt (KW) installiert worden; seit 2015 habe sich die installierte Kapazität mehr als verzehnfacht und liege bei 3,5 Megawatt (MW).
Das könnte der Einstieg in ein weitaus ehrgeizigeres Programm sein. Nach Berechnungen der Weltbank liegt das Potenzial für die Stromerzeugung mit Hilfe von PV-Dachanlagen in Gaza bei 163 MW.
Das wäre sicher nur eine Teillösung, allerdings eine von strategischer Bedeutung. Während nämlich grenzübergreifende Kooperation oder die Erschließung der vor der Gaza-Küste liegenden Erdgasvorkommen in hohem Maße von der politischen Großwetterlage in der Region abhängig sind, wären PV-Anlagen auf den Dächern weitgehend von Dritten unabhängig. Aus diesem Grund wären sie auch in Krisensituationen in wichtigen Einrichtungen von besonderer Bedeutung, etwa in Krankenhäusern, bei Telekommunikationsnetzen oder in der Wasser- und Kanalisationswirtschaft wichtig. Ohne ausreichende Energiespeicherkapazitäten wäre Fotovoltaik zwar nicht 24 Stunden am Tag verfügbar, doch könnte sie den Rückgriff auf dieselbetriebene Generatoren mindern und damit die Gesamtversorgung verbessern.
Eine Schlüsselgröße beim Ausbau der Dachanlagen-Kapazität ist die Finanzierung. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage des Landstrichs können die wenigsten Interessenten die erforderliche Anfangsinvestition aufbringen. Wie Badiei berichtete, betreibt die in Gaza tätige Stromverteilungsgesellschaft GEDCO (Gaza Electricity Distribution Company) ein Finanzierungsprogramm, in dessen Rahmen die PV-Kunden den Investitionsbetrag über einen Zeitraum von 18 bis 24 Monaten zurückzahlen können. Damit können sich mehr Konsumenten die Anlagen leisten. Die Rückzahlungen der Kunden behalte die GEDCO nicht für sich, sondern zahle sie in einen revolvierenden Fonds ein, aus dem weitere Anlagen dieser Art finanziert würden.
Privatwirtschaftliches Engagement angestrebt
Der Umfang des GEDCO-Funds ist mit 1 Million US$ begrenzt, doch findet er bereits Nachahmer. Laut dem Bericht strebt die Weltbank in Zusammenarbeit mit GEDCO und der Palästinensischen Energiebehörde (Palestinian Energy Authority) ein Pilotprojekt im Wert von 2,5 Millionen US$ an. Ziel des Projekts ist die Installierung von PV-Dachanlagen bei bis zu 1.000 Verbrauchern. Die Gesamtkapazität der von dem Pilotprojekt erfassten Anlagen soll 1 MW erreichen. Die Finanzierung des Projekts soll durch die Weltbank und internationale Hilfsmittel gesichert werden, wobei das Pilotprojekt ausbaufähig wäre. In den nächsten Stadien sollen dann auch privatwirtschaftliche Investoren in das Programm integriert werden.
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