Während der Bergbausektor neue Output- sowie Exporthürden überspringt, fristet das verarbeitende Gewerbe ein Schattendasein. Sowohl der industrielle Anteil am Bruttoinlandsprodukt als auch die Zahl der Beschäftigten verringern sich kontinuierlich. Regierung und Zentralbank haben die Problematik erkannt und versuchen gegenzusteuern. Der starke australische Dollar verbessert die ohnehin guten Geschäftschancen für deutsche Hersteller.
Die australische Wirtschaft präsentiert sich weiterhin zweigeteilt. Während der Bergbausektor sein rasantes Wachstum nahezu ungebremst fortsetzt, haben die übrigen Sektoren, allen voran die verarbeitende Industrie, immer mehr zu kämpfen. Gerade dem produzierenden Gewerbe macht aktuell der sehr starke australische Dollar zu schaffen. So verteuern sich nicht nur australische Exporterzeugnisse. Ebenfalls Produkte, die für den Binnenmarkt bestimmt sind, haben es zunehmend schwerer, sich gegen preisgünstigere Importe durchzusetzen. Diese Entwicklung kommt ausländischen Lieferanten zugute, wodurch sich nicht zuletzt auch deutschen Exporteuren lukrative Geschäftschancen eröffnen.
Die Kluft zwischen Bergbau und Industrie blieb weder der Regierung noch der australischen Zentralbank verborgen. Letztere drehte Anfang Mai an der Zinsschraube und senkte den Leitzins um 50 Basispunkte auf 3,75%, um der Konjunktur ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Begründet wurde dieser Schritt außerdem mit der sehr moderaten Inflationsrate, die im Jahr 2012 bei 2,7% liegen und 2013 nicht die 3,0%-Marke überschreiten soll. Australiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2012 real um 3,0% zulegen, nachdem es bereits 2011 ein recht beachtliches reales Plus von 2,3% verzeichnete. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) soll es im Jahr 2013 sogar um 3,5% nach oben gehen.
Investitionen
Für Gesprächsstoff in Australien sorgen derzeit die Ankündigungen einiger Bergbauunternehmen, bereits geplante und genehmigte Investitionen nochmals zu überdenken. Dabei kommen sowohl
Erweiterungsinvestitionen als auch neue Projekte auf den Prüfstand. Einerseits sind schwächere Weltmarktpreise für Rohstoffe dafür verantwortlich. Die kürzlich verabschiedeten Bergbau- und CO2-Steuern spielen auf der anderen Seite bei den Überlegungen ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle. Einige Analysten sehen darin sogar den Hauptgrund. Sie vermuten, dass die öffentlichen Überlegungen der Bergbauriesen einzig dazu dienen sollen, die Regierung von der Einführung der bereits beschlossenen Bergbausteuer ("Mining Resource Rent Tax"; MRRT) abzuhalten.
Neben diesen direkten Bergbauinvestitionen stehen auch vielfältige Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur im unmittelbaren Zusammenhang mit der Rohstoffgewinnung. Da die Kohle- oder Erzvorkommen in der Regel nicht direkt am Meer liegen, muss sichergestellt sein, dass ein möglichst effizienter Transport zum Hafen beziehungsweise zu den Abnehmermärkten, gewährleistet ist. Gerade in diesem Bereich gibt es einen enormen Nachholbedarf.
Außenhandel
Waren australische Außenhandelsüberschüsse früher eher die Ausnahme, so sind sie inzwischen zur Norm geworden. Im Jahr 2011 übertrafen bereits zum dritten Mal in Folge die Ausfuhren die Einfuhren, wenn auch weniger deutlich als 2010. Den größten Zuwachs bei den australischen Importen verzeichneten mit 39,9% Arbeitsmaschinen, wobei innerhalb dieser Gruppe insbesondere die Bergbaumaschinen stark zulegten. Nach den USA ist Deutschland bei den Arbeitsmaschinen das zweitwichtigste Lieferland.
Die deutschen Ausfuhren nach Australien beliefen sich 2011 auf 11,6 Mrd. US$. Damit liegt Australien auf Rang 26 der deutschen Ausfuhrstatistik - begrenzt auf den asiatisch-pazifischen Raum an fünfter Stelle. Knapp vor Australien ist Indien platziert, mit immerhin etwa der fünfzigfachen Bevölkerung. Die Nachteile eines relativ kleinen Binnenmarkts werden durch die hohe Kaufkraft der australischen Bevölkerung und den immensen Bedarf an Maschinen, vor allem für die Bergbauindustrie, mehr als ausgeglichen.
(Quelle: Wirtschaftstrend Jahresmitte 2012 Australien, Germany Trade & Invest gtai, Verfasser: Werner Kemper)
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