Für „Querdenker“ gibt es unter den bayerischen Musikinstrumentenbauern manch positive Bespiele: so führten bei einigen ihre aktive Teilnahme an internationalen Messen wie Frankfurt, Cremona oder Shanghai bereits zu erfolgreichen Geschäftskontakten mit internationalen Kunden wie dem Emirat von Oman oder dem thailändischen Königshaus.
Dabei steht und fällt der Erfolg als Aussteller mit einer professionellen Vorbereitung des eigenen Messeauftritts. Nicht nur kleine Betriebe profitieren hier von Gemeinschaftsständen – so wie die 20 bayerischen Aussteller, unter ihnen Musikinstrumentenbauer, Produzenten von Zubehör, Tonholzlieferanten, die im Herbst 2010 gen Cremona zur Mondomusica aufbrachen. Auf einem 120 Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand des Bayern Handwerk International präsentierten sie ihre Produkte und Dienstleistungen rund um das Thema „Handgefertigte Streich- und Zupfinstrumente“. Einige von ihnen war erstmalig dabei und profitierten von der professionellen Unterstützung durch das Team um Edith Böhm und von den mitreisenden Kollegen und nicht zuletzt von dem Obermeister der Streich- und Zupfinstrumentenmacher-Innung, dem Initiator der Reise.
Wer nun behauptet, dass deutsche Aussteller in Italien keine Chance hätten, den belehren Gespräche mit dort ausstellenden deutschen Musikinstrumentenbauern eines Besseren. „Rundum großes Interesse der sehr fachkompetenten Besucher“ ist da zu hören. Und mit über 11.600 Besuchern aus 42 Ländern, die sich drei Tage auf der Mondomusica tummeln, boten sich genügend attraktive Kontakte und Inspirationen.
Für eine andere Facette des „Querdenkens“ in dieser Branche steht eine junge Frau, die sich intensiv mit alten Lacken auseinandersetzt. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit analysierte sie alte Cremoneser Lacke streng wissenschaftlich. Und so entstand nach ihrem Examen ein hervorragendes Fachbuch zum Thema, das - mit brillianten Fotos illustriert - auf der Mondomusica in Cremona auf sehr großes Interesse stieß.
Gar nicht so weit über seinen „Tellerrand“ hinaus und doch ein Querdenker ist der Geigenbauer und Forstwissenschaftler, der sich nun auf Resonanzholz spezialisiert hat. Wie viele seiner Branchenkollegen lässt er sich vom Wissen um Technik und Natur gemeinsam mit den Naturwissenschaften zu neuen Ideen inspirieren – eine Tatsache, die sich auch in seiner Zusammenarbeit mit einem Dendrologen zeigt.
Querdenker vereint großes Engagement, der Wille zur Veränderung, die Neugier über die eigenen Kernkompetenzen hinaus zu wirken und die Begeisterung eingefahrene Wege zu verlassen und dadurch neue Geschäftsfelder zu erschließen. Egal ob ein großer oder ein kleiner Handwerksbetrieb: „Querdenken“ macht erfolgreich, besonders in innovativen Branchen wie die der Musikinstrumentenbauer und der Zubehörlieferanten.
(Verfasserin: Dr. Beate Braun, Bedburg)