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Fokus auf... Polen

Deutschlands großes Nachbarland Polen hat sich seit dem Beitritt zur EU zu einem starken Partner entwickelt – beim Wirtschaftswachstum liegt es heute an der Spitze der Union. Bayerische Unternehmen entdecken zunehmend die Chancen, die dieser Markt für Handel und Investitionen bietet.

Ein neues Polen-Verbindungsbüro bei der IHK München unterstützt den Einstieg.

Dass Polen es besser kann als die meisten, zeigte sich schon vor gut zwei Jahren: Selbst während der Weltwirtschaftskrise schrieb das Land noch positive Zahlen. Die größte Volkswirtschaft der neuen EU-Beitrittsstaaten wuchs 2009 um 1,7 Prozent. Das machte den Staat in Mittelosteuropa einzigartig in seiner Region. Und mit kontinuierlichem Wirtschaftswachstum hält das Land weiter seinen Spitzenplatz: 2011 waren es 4,3 Prozent, in diesem Jahr rechnen Experten mit 2,5 bis drei Prozent.

Ein starker Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs sind öffentliche, von der EU kofinanzierte Projekte. Bis 2014 fließen rund 68 Milliarden Euro in den Ausbau der Infrastruktur sowie in die Energie- und Entsorgungswirtschaft. Und auch die Vorbereitungen auf die Fußball-Europameisterschaft 2012 sorgen mit gewaltigen Investitionen nicht nur für einen zusätzlichen Bauboom, sondern auch für den Ausbau der Sicherheits- und Fernmeldetechnik. Ein weiterer Erfolgsfaktor für die polnische Wirtschaft ist die seit Jahren steigende Binnennachfrage – sowohl für den privaten Konsum als auch für Investitionsgüter.

„Mit seinen rund 40 Millionen Einwohnern ist Polen sowohl als Absatzmarkt als auch als Investitionsstandort interessant“, sagt Michael Kern, Geschäftsführer der Deutsch-Polnischen Industrie- und Handelskammer in Warschau (AHK). Gerade für kleine und mittlere Unternehmen, die sich in der Region engagieren wollen, sei Polen besonders attraktiv. Wie eine Unternehmerbefragung der AHK zeigt, schätzen ausländischen Investoren neben der EU-Mitgliedschaft vor allem die politische Stabilität unter der Regierung von Donald Tusk, die Motivation und Qualifikation der Arbeitnehmer sowie die Verfügbarkeit von Zulieferern. Zu den Standortvorteilen zählen außerdem ein relativ sicheres Rechtssystem, die verbesserte Situation bei den Transportwegen und die Nähe zu Deutschland.

Der Nachbar im Westen ist für Polen heute der wichtigste Handelspartner: Immerhin ein Viertel seines Außenhandels bestreitet Polen mit Deutschland. Bayerns Anteil daran wird größer: Das bayerisch-polnische Handelsvolumen hat im letzten Jahr deutlich zugelegt und ist um 20 Prozent auf knapp neun Milliarden Euro gestiegen. Im Vergleich zu Deutschland hat Bayern aber noch Aufholbedarf, betont Alexander Lau, Referatsleiter Europa der IHK in München: „In Polen, besonders im Bayern nahe gelegenen Süden des Landes, gibt es für bayerische Unternehmen viel Potenzial.“ Hier liegen die Industriezentren des Landes, die Firmen investieren dank steigender Auftragseingänge in Maschinen und Anlagen. Bisher würden diese Möglichkeiten noch viel zu wenig genutzt. Dabei sind die Wirtschaftstrukturen in Bayern und Polen ähnlich, hier wie dort gibt es einen starken Mittelstand. Im Vergleich zu anderen osteuropäischen Staaten macht das Geschäftsbeziehungen einfacher, sagt IHK-Experte Lau: „Unternehmer finden sich hier auf gleicher Augenhöhe.“

Chancen gibt es viele. Denn auch wenn die Vorbereitungen auf die Fußball-Europameisterschaft dem Land einen sichtbaren Modernisierungsschub verschafften –der Nachholbedarf ist in Polen noch immer groß. Besonders im Bereich der Infrastruktur hat die Entwicklung nicht mit dem wirtschaftlichen Aufschwung mitgehalten. So wird auch in den nächsten Jahren der Ausbau von Straßen, Schienen und Luftverkehr weiter vehement vorangetrieben. 5000 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen werden gebaut, der Schienenverkehr modernisiert, 80 Bahnhöfe und zehn Flughäfen renoviert. Für bayerische Unternehmen besonders interessant sind die Sektoren Energie und Umwelt. Bei der Energieerzeugung sind zwei Drittel der Anlagen über dreißig Jahre alt, hier muss die Energiewirtschaft investieren, der Ausbau der Infrastruktur für Öl und Gas wird vorangetrieben. Um die geforderten Klimaschutzziele der EU zu erreichen und gleichzeitig die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, setzt Polen außerdem verstärkt auf die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Bayerisches Know-how – zum Beispiel bei Biogasanlagen – ist hier gefragt. Im Bereich Abfallwirtschaft ergeben sich künftig ebenfalls gute Möglichkeiten für ausländische Investoren, sagt AHK-Geschäftsführer Kern: „Neue gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen hier mittelfristig eine starke Dynamik.“ Bei der kommunalen Entsorgung wird in Anlagentechnik investiert. Noch 90 Prozent der Abfälle landen heute in Deponien.

Eine positive Entwicklung zeichnet sich auch auf dem Gesundheitssektor ab. Künftig werden mehr private Krankenhäuser gebaut. Diese brauchen medizinische Ausrüstung, hoher Bedarf besteht an Standardgeräten im Intensivbereich. Bis spätestens 2016 sollten auch öffentliche Gesundheitseinrichtungen die EU-Standards erfüllen – für Modernisierungen und neue Medizintechnik muss das Gesundheitsministerium laut eigenen Schätzungen über zwei Milliarden Euro investieren.

„Polen ist ein Markt für Einsteiger“, sagt IHK-Experte Lau. „Er bietet Sicherheit, schon allein durch seine Größe.“ Der Schlüssel zum Erfolg liegt allerdings hier wie anderswo in der guten Vorbereitung. AHK-Geschäftsführer Kern rät, sich Zeit zu nehmen für eine gründliche Recherche, welche Optionen dem eigenem Unternehmen offen stehen. Man sollte die Stärken und Schwächen des Marktes für sich klären. Hier soll in Zukunft auch das Polen-Verbindungsbüro eine Rolle spielen, das in der IHK in München eingerichtet wurde. AHK-Experten aus Polen werden hier regelmäßig anwesend sein. Auch Botschaftsrätin Katarzyna Rzezniczek von der Handelsabteilung der polnischen Botschaft in Berlin wird einmal im Monat in München sein und praxisorientierte Hilfestellung leisten. Welche Vorteile Sonderwirtschaftszonen bieten, wie das komplexe Besteuerungssystem zu beherrschen ist oder welchen Einfluss neue Gesetze auf bestimmte Branchen haben – auf Fragen wie diese kann man hier künftig im persönlichen Gespräch Antworten finden. Mit ihrem Netzwerk aus Politik und Wirtschaft will auch Botschaftsrätin Rzezniczek Rat suchende Firmen unterstützen: „Polen bietet bayerischen Unternehmen großes Potenzial. Wir helfen, es zu nutzen.“

Kontakte:

Alexander Lau, Tel. 089 5116-1614
E-Mail: alexander.lau(at)muenchen.ihk.de

Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer
Polsko-Niemiecka Izba Przemysłowo-Handlowa

ul. Miodowa 14, 00-246 Warszawa, Polen
Tel. +48 22 53 10 500
Fax: +48 22 5310 600
E-Mail: ib@ahk.pl
Internet: www.ahk.pl, http://polen.ahk.de

Messen:        

www.bayern-international.de

(Text: Mechthilde Gruber)