Portugal, das westlichste Land Europas, hat knapp 10,6 Mio. Einwohner und ist seit 1986 Mitglied der Europäischen Union. Der Beitritt zur Gemeinschaft ermöglichte dem Land in den 90er Jahren einen raschen Aufholprozess. Als Folge dessen weist das Land heute eine für entwickelte Industrienationen typische Wirtschaftsstruktur auf. Der Dienstleistungssektor macht mit 72,6 Prozent den größten Teil des BIP aus. An zweiter und dritter Stelle folgen Industrie mit 18,3 Prozent und Bauwirtschaft mit 6,3 Prozent. Die Landwirtschaft trägt mit 2,9 Prozent zum Sozialprodukt bei.
Wirtschaftliche Prognosen
Das Jahr 2006 zeigte eine positive Entwicklung der portugiesischen Wirtschaft. Die stärksten Impulse gingen vom Export aus, mit zweistelligen Zuwachsraten überraschte. Die Exporte stiegen um 12,4 Prozent, während die Importe um 8,0 Prozent zunahmen.
Der wichtigste Markt ist nach wie vor die Europäische Gemeinschaft, rund 80 Prozent des Handels werden mit deren Mitgliedsländern getätigt. Portugal konnte seine Exporte in diese Ländergruppe um 8,7 Prozent steigern, zugleich erhöhten sich die Importe um 6,8 Prozent. Der wichtigste Handelspartner ist nach wie vor Spanien, an zweiter Stelle folgt bereits Deutschland.
Einen noch steileren Aufwärtstrend zeigten die Exporte in Länder außerhalb der Gemeinschaft, sie stiegen um 26,8 Prozent, die Importe um 11,9 Prozent. Unter diesen Ländern ist Angola der größte Abnehmer portugiesischer Produkte. Die Exporte in das afrikanische Land stiegen um 52 Prozent: Eine geradezu sensationelle Steigerung von 85 Prozent verzeichneten die Exporte nach Singapur.
Naben dieser positiven Entwicklung, die sich im ersten Quartal 2007 fortgesetzt hat, ist auch bemerkenswert, daß Portugal zunehmend technisch hochentwickelte Produkte erportiert. Der Export von Maschinen legte 2006 um über 30 Prozent zu und macht inzwischen bereits ein Zehntel der exportierten Waren aus.
Die Anfang 2005 neu gewählte Regierung hat sich ein ehrgeiziges Programm für ein anhaltendes Wachstum vorgenommen. Im Rahmen dieses Programms soll das Land wettbewerbsfähiger gemacht werden. Drei besondere Steckenpferde sind die Erreichung eines Budgetdefizits von unter drei Prozent des BIP, ein Investitionspaket von 20 Mrd. Euro in Innovation und Infrastruktur sowie die Reform des Sozialsystems.
Auch die für Portugal aktuell relativ hohe, durch den sinkenden Anteil an Industriebetrieben bedingte Arbeitslosenquote von 7,7 Prozent soll durch das Programm gesenkt werden. Der portugiesische Arbeitsmarkt zeichnet sich dadurch aus, dass das Land verhältnismäßig niedrige Löhne aufweist, was es besonders für ausländische Unternehmen immer noch attraktiv macht.
Wichtige Branchen
Betrachtet man die großen Exportsektoren, so ergibt sich ebenfalls ein guter Überblick über die Zusammensetzung der portugiesischen Wirtschaft. In der Industrie geht hier der Trend verstärkt hin zu hoch entwickelten Produkten. Ein wichtiger Sektor ist die Automobil- und Kfz-Zulieferindustrie, gefolgt von elektronischen Maschinen und Geräten. Gerade letztere sind ein in den letzten Jahren stetig und stark wachsender, sehr dynamischer Sektor. Die Textilindustrie und das Bekleidungsgewerbe bleiben trotz einiger Einschnitte mit einem Anteil von 10 Prozent an der Gesamtproduktion des produzierenden Gewerbes ein wichtiges Standbein der portugiesischen Wirtschaft.
Portugals Wirtschaft hängt zudem schon seit langem sehr vom Tourismus ab. Dieser erwirtschaftet zwischen sieben und acht Prozent des BIP und stellt zehn Prozent der Arbeitsplätze in Portugal zur Verfügung. Und die Branche zeigt weiteres Wachstum. So stieg im ersten Halbjahr 2006 die Zahl der Übernachtungen in Portugal um 5,9 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr an. Im Jahr 2004 belegte das Land Rang 19 der am meist bereisten Länder der Erde. Die Regierung sieht im Rahmen eines Nationalen Strategieplans (Plano Estratégico Nacional do Turismo) vor, bis 2015 den Anteil dieses Sektors am BIP weiter zu steigern. Portugal soll gemäß diesem Programm nicht mehr nur für seinen schönen Strände und das gute Wetter bekannt sein. Das Land soll vielmehr über ein ausgeweitetes kulturelles Angebot neue Urlauber auch in Regionen über Lissabon und die Algarve hinaus anziehen.
Die Umsetzung der Reformvorhaben auf den angesprochenen Gebieten bieten Portugal gute Chancen, die positive Entwicklung der letzten Monate fortzusetzen.
Portugal in Zahlen (2006):
Offizieller Name: Portugiesische Republik (República Portugesa)
Hauptstadt: Lissabon
Staatsform: Parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt: Prof. Dr. Aníbal Cavaco Silva (Staatspräsident)
Regierungschef: Premierminister (Primeiro-Ministro) José Sócrates (PS)
Sprache: Portugiesisch
Einwohner: knapp 10,6 Mio.
Bevölkerungswachstum: 0,38%
Wirtschaft
Währung: Euro
BIP: 147,5 Mrd. Euro
BIP pro Kopf: 13.650 Euro
Wirtschaftswachstum: 1,4%
Arbeitslosenquote: 7,6% (aktive Bevölkerung)
Außenhandel
Export: 29,7 Mrd. Euro
Import. 47,6 Mrd. Euro
Wichtigste Handelspartner: Spanien, Deutschland, Frankreich, England
Hauptexportprodukte. Fahrzeuge (4,3 Mio.), Maschinen und Geräte ((5,5 Mio.), Metallwaren (2,3 Mio.), Mineralien (1,5 Mio.), Textilien/Bekleidung (2,4 Mio.)
Hauptimportprodukte. Maschinen/Apparate (9,5 Mio), Brennstoffe (7,2 Mio), KFZ/KFZ-Zubehör (6,1 Mio); Metallwaren (4,0 Mio.)
Nützliche Adressen:
Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer
Avenida de Liberdade 38 – 2º
1269-039 Lissabon
Tel: +351 213 211 200
Fax: +351 213 467 150
infolisboa(at)ccila-portugal.com
www.ccila-portugal.com
Internet:
Portugiesische Exportförderagentur: www.portugalglobal.pt
Deutsche Botschaft Lissabon: www.lissabon.diplo.de
(Text:Clemens Hoerder, AHK Portugal, Bild: Torre de Belem)
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