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Fokus auf... Russland - Energieeffizienz

Energieeffizienz und Erneuerbare Energien – neue Perspektiven für die Wirtschaftsentwicklung der südrussischen Region Krasnodar

Die Preise für Strom und Gas steigen in Russland rasant, 20 % jährlich für Strom und 25 % jährlich für Haushaltsgas. Spätestens 2013 werden die Verbrauchertarife ein mit anderen Ländern vergleichbares Niveau erreicht haben. Der Energiebedarf Russlands, sowohl in der Industrie als auch im Wohnungssektor liegt 3 bis 4 Mal höher als in der EU. Gründe hierfür sind veraltete Produktionsanlagen und Infrastrukturen sowie im Gebäudebereich verschwenderischer Umgang mit Warmwasser, Heizung und Strom.

Die südrussische Region Krasnodar, die zunehmend von der Einfuhr von Energie aus den zentralen und nördlichen Landesteilen angewiesen ist, hat nun Maßnahmen ergriffen, um Energie zu sparen und erneuerbare Energiequellen zu entwickeln, für die in der Region besonders günstige Rahmenbedingungen existieren: An der Schwarzmeerküste weht ein beständiger Wind, die Sonne scheint über 1600 Stunden im Jahr, die gut entwickelte Landwirtschaft bietet die Nutzung der Bioenergiepotenziale, Geothermiequellen sind bereits erschlossen und auch in der Wasserkraft gibt es noch unerschlossene Reserven. Daher hat die Krasnodarer Region bereits 2006 eine Verordnung zur Energieeinsparung und zur Entwicklung Erneuerbarer Energieressourcen beschlossen und setzt konsequent ein staatlich finanziertes regionales Programm um, dass auch für deutsche Technologieanbieter Chancen bietet.

Um die Entwicklung auf dem Gebiet erneuerbarer Energien in der Region Krasnodar voranzutreiben, sind eine Reihe von Kooperationsabkommen abgeschlossen worden, z. B. mit der Globalen Umweltfazilität der Weltbank, mit der Geothermischen Vereinigung – Bundesverband Geothermie e.V. und mit der Russischen Geothermischen Vereinigung. Für das städtische Krankenhaus in Anapa wurde die größte Solaranlage im Süden Russlands gebaut, die Wärmeenergie mit Hilfe von Solarkollektoren gewinnt. Diese Solarkollektoren nehmen eine Fläche von 400 m2 ein.

Insgesamt wird das Energieeffizienzpotenzial in der Region Krasnodar auf 5,7 Mio. Tonnen Steinkohleeinheiten pro Jahr geschätzt. Die Frage ist allerdings, mit welchen Mitteln die Energieeffizienzerhöhung in der Wirtschaft erreicht werden kann. Nach Auffassung Lukujanovs, Leiter des Departments für den Energie- und Brennstoffkomplex, ist eine der Lösungen die breite Nutzung erneuerbarer Energien. Dieses Thema wird allerdings noch nicht lange diskutiert. Zurzeit beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Energiebilanz der Region Krasnodar nicht mehr als 1,7 %.

Auf die Frage, welche erneuerbaren Energiequellen in der Region Krasnodar am aussichtsreichsten sind antwortete Lukujanov: „Das sind vor allem die Geothermalquellen, die im Bereich der Wärmeversorgung von Gemeinden sehr effektiv sind. In der Region werden 50 Geothermalanlagen betrieben, aus denen bis zu 10 Mio. m3 Wasser mit einer Temperatur von 75 bis 100 °C gewonnen werden. Dadurch werden bis zu 45 000 Tonnen Steinkohleeinheiten ersetzt. Außerdem sind 50 Solaranlagen mit einer Solarkollektorenfläche von 6 400 m2 in Betrieb, die für heißes Wasser sorgen.

In der Region Krasnodar werden 35 % aller Solarmodule Russlands hergestellt. Außerdem gibt es bereits Erfahrungen bei der Einführung von autonomen Energieversorgungssystemen, die auf photovoltaischen Modulen basieren. Die Administrationen der Region und Stadt Krasnodar hat veranlasst, im Jahr 2007 mit der Einführung von autonomen Solarenergiesystemen in der Kommunalwirtschaft zu beginnen. Die ersten Bushaltestellenhäuschen, die durch Solarmodule beleuchtet werden, wurden in Krasnodar und anschließend in Armavir aufgestellt. In diesen Städten wird auch an autonomen photovoltaischen Systemen für die Treppenhausbeleuchtung gearbeitet. Aufgrund lokaler Stromdefizite werden außerdem autonome Solarlaternen für die Beleuchtung der Fußgängerüberwege entwickelt.

Sehr aussichtsreich ist auch die Nutzung der Bioenergie. Zur Zeit werden einige Projekte entwickelt, bei denen es um die Biomasseverarbeitung und günstige Energiegewinnung geht. Beispielsweise ist im Vysselkovskij Bezirk der Bau von Biogasanlagen auf Güllebasis geplant. Biogasanlagen ermöglichen nicht nur eine günstige Wärme- und Stromerzeugung, sondern auch die Herstellung von Dünger als Nebenprodukt. Die Verarbeitung der Biomasse, d. h. der Abfälle aus der Viehzucht, hat sich mittlerweile als rentabel erwiesen. Das Unternehmen, das diese Technologie eingeführt hat, kann wegen der vermiedenen Umweltverschmutzung Geldbußen sparen. Dies sollte man bei der Berechnung der Projektwirtschaftlichkeit berücksichtigen.

Als zukunftsträchtig gilt auch die Pelletproduktion aus landwirtschaftlichen Abfällen und Abfällen der holzverarbeitenden Industrie. In der Stadt Kropotkin wurde in der pflanzenölverarbeitenden Fabrik 2005 die Produktion von Brennstoffpellets aus Sonnenblumenschalen eingeführt. Dieses Produkt erfreut sich sowohl im Inland als auch im Ausland großer Nachfrage.

Auch im Windenergiebereich gibt es Fortschritte. In der Region Krasnodar sind mehrere Unternehmen in diesem Bereich tätig. Die Branchenführung übernimmt die Firma „Vetroen Jug“. Zusammen mit der spanischen Firma „Iberdrola Renovables“ plant „Vetroen Jug“, Windkraftanlagen in der Umgebung von Anapa, Gelendjik und Sotschi zu bauen. Die Kosten für dieses Projekt werden auf 1,6 Mrd. Euro geschätzt. Die Fachleute von „Vetroen Jug“ werden ihre Analysen zur Windströmung mit Hilfe der meteorologischen Messstationen in diesem Jahr beenden und anschließend mit dem Bau der Windkraftanlagen beginnen. Ende 2010 sollen diese fertig gestellt sein.

Im Rahmen des Programms zur „Komplexen Nutzung alternativer Energieressourcen in der Energiewirtschaft der Region Krasnodar“ ist geplant, umweltfreundliche und hocheffiziente Strom- und Wärmekraftanlagen zu errichten, die auf erneuerbare Energien basieren. Dieses Programm sieht auch vor, ein neues Niveau beim Wirkungsgrad zu erzielen: geothermische Energie (Wärmeversorgung) – 1000 MW, Stromversorgung auf der Basis von binären Kraftanlagen – bis zu 100 MW, Windenergie – bis zu 200 MW, Solarenergie – bis zu 200 MW, energetische Nutzung von Biomasse bei der Wärmeversorgung – 100 MW und bei der Stromversorgung – 50 MW.

(Verfasser: Dr. Andreas Täuber, COMMIT Jug, Geschäftsführer)

Tel +7-861-2533-729, a.taeuber(at)commit-group.com,www.commit-group.com

(Bild: Doppelseitige Solarmodule auf dem Trackersystem TraxleTMvon Dr. Vladislav Pulek)

Bayern Handwerk International GmbH organisierte im Juni 2009 eine Unternehmerreise in die Region Krasnodar. Weitere Informationen zur Reise erhalten Sie bei

Edith Böhm, Bayern Handwerk International GmbH
0911 586856-30, e.boehm(at)bh-international.de, www.bh-international.de