Der seit einigen Jahren bestehende Bauboom in Saudi-Arabien steht vor einer weiteren starken Beschleunigung. Die in allen Sektoren steigenden Wirtschaftsaktivitäten treiben die Baukonjunktur ebenso an wie die starke Nachfrage nach Wohnraum, die von der jungen und weiterhin stark wachsenden Bevölkerung des Königreiches ausgeht. Auch der beschleunigte Ausbau von Infrastruktur, Erdöl- und Gaswirtschaft, Petrochemie und Industrie wird auf Jahre hinaus für eine massive Nachfrage nach Bauleistungen sorgen.
Die Öleinkünfte sind zu 90 Prozent die größte Einnahmequelle. Die Staatsausgaben sind nach wie vor ein wichtiger Impulsgeber für Investitionen. Ein erheblicher Anteil fließt in das Erziehungs- und Gesundheitswesen. Ein Viertel der Ausgaben ist für die Erziehung vorgesehen: 2000 neue Schulen sollen gebaut werden bzw. 4800 Schulen befinden sich bereits im Bau.
Daneben läuft eine massive Investitionswelle in die Erweiterung der Infrastruktur und zum Bau von Großprojekten. Hierbei sind Projekte mit einem Volumen von über 280 Mrd. Dollar im Bau bzw. beauftragt. Weitere Vorhaben mit geschätzten Gesamtkosten von über 620 Mrd. Dollar sind bis 2020 geplant. Dazu zählen neue Krankenhäuser, Straßen und Brücken sowie Investitionen im Wasser- und Abwasserbereich.
Der Ausbau der Infrastruktur muss mit dem schnellen Wachstum der Bevölkerung Schritt halten (die saudische Bevölkerung von 17,5 Mio. wächst jedes Jahr um eine halbe Million – die 7 Millionen Ausländer sind hierbei nicht berücksichtigt). Die geplanten Großprojekte sollen auch neue Arbeitsplätze schaffen. Hierzu sind in Saudi-Arabien sechs neue Industriestädte geplant: „King Abdallah Economic City“ heisst das größte Projekt, das die Schaffung eines neuen Wirtschaftszentrum ca. 100 km nördlich von Djidda, bei der Hafenstadt Rabigh am Roten Meer beinhaltet. Im Zentrum dieser Industriestadt soll ein neuer Hafen entstehen, der zur Drehscheibe des Handels zwischen Europa, Asien und Afrika werden soll. 55 Mio. qm Fläche werden entwickelt, auch um ausländische Investoren anzusiedeln. Man plant hier die Schaffung von 500.000 neuen Arbeitsplätzen. Weitere Industriestädte entstehen in Hail („Pabmec“), Medina („Knowledge Economic City“) und in Riad („King Abdullah Financial District“ auf einer Fläche von 3 Mio qm, mit dem Ziel, größter Finanzhandelsplatz im Mittleren Osten zu werden). Allein diese Projekte benötigen Investitionen von 200 Mrd. Dollar und sollen 1,3 Mio. neue Arbeitsplätze schaffen.
Die Verwaltung aller relevanten Maßnahmen zur Realisierung der neuen Industriestädte wurde der staatlichen Investitionsförderungsbehörde SAGIA - Saudi Arabian General Investment Authority – übertragen. Sie soll Investoren anwerben, den Aufbau der Infrastruktur begleiten, Lizenzen im „one-stop-shop“ vergeben und alle Maßnahmen treffen, damit die Errichtung dieser Städte zeitnah und effizient vollzogen werden kann.
Mit all diesen Projekten und Maßnahmen versucht Saudi-Arabien, den Anschluss an die Entwicklung in der Region zu gewinnen (nach dem Vorbild Dubai), abwandernden Investoren im Inland neue Anreize zu verschaffen, ausländische Investoren anzulocken und das Beschäftigungsproblem im Lande zu lösen.
Deutsche Unternehmen nehmen noch zu wenig Notiz von den sich bietenden Geschäftsmöglichkeiten, obwohl sie einen hervorragenden Ruf in Saudi-Arabien genießen und von saudischer Seite ausdrücklich der Wunsch nach einem stärkeren deutschen Engagement geäußert wird. Hier gilt es, die Chancen besser zu nutzen und auf dem saudischen Markt aktiv zu werden. Darauf zielen auch die von der AHK Saudi-Arabien geplanten, branchenbezogenen Unternehmerreisen in das Land.
(Text: Christian Hartmann, IHK Nürnberg)
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