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Fokus auf... Subsahara - Chancen oder Krisenregion?

Subsahara-Afrika, das sind 49 afrikanische Staaten, 1 Milliarde Menschen, große Rohstoffvorkommen, eine Menge Schlagzeilen und viele Fragezeichen. Almuth Dörre, Referentin Entwicklungszusammenarbeit (EZ-Scout) im Außenwirtschaftszentrum Bayern, gibt eine Einschätzung der aktuellen Lage und informiert über Kooperations- und Fördermöglichkeiten mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in der Region.

IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim: In den vergangenen Jahren war die Rolle der deutschen Wirtschaft in der Subsahara vor allem entwicklungspolitisch geprägt. Wie sieht es heute aus?

Almuth Dörre: Sechs von zehn der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt sind in Afrika. Fakt ist jedoch auch, dass es in Afrika noch viele Defizite gibt. Aufgrund des hohen Potentials der Region greifen Entwicklungszusammenarbeit und Außenwirtschaftsförderung dort stärker ineinander als anderswo auf der Welt. Genau das birgt Chancen für Investitionen und Partnerschaften. Derzeit ist die deutsche Entwicklungspolitik in 32 Ländern Afrikas vertreten. Schwerpunkte sind u.a. politische Stabilität, ländliche Entwicklung und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Auch das Thema Bildung spielt eine besondere Rolle. Wir freuen uns, dass dieses Engagement erste Früchte zeigt: Unternehmen registrieren eine nachhaltige Verbesserung von politischen Rahmenbedingungen in vielen Staaten und die Region wird mittlerweile als Kontinent der Chancen gesehen.

Welche Produkte und Dienstleistungen werden denn vor allem benötigt?

Die Geschäftstätigkeit deutscher Unternehmen konzentriert sich noch auf die Rohstoffgewinnung. Da die Länder mit großen Rohstoffvorkommen ihre Einnahmen erfreulicherweise in Infrastruktur-, Energie-, Wasser- oder Gesundheitsprojekte reinvestieren, eröffnen sich jedoch gerade viele neue Chancen. Insbesondere die Infrastruktursektoren - Transport, Telekommunikation, Energie und Wasser/Abwasser - bieten gute Aussichten für Lieferungen und Investitionen. Gleichzeitig eröffnen sich Möglichkeiten für die verarbeitende Industrie, da die Staaten in Afrika zunehmend die inländische Verarbeitung der Rohstoffe fördern.

Für Unternehmen, die nach Subsahara-Afrika exportieren sind staatliche Exportkreditgarantien sehr wichtig. Wir begrüßen daher sehr, dass Minister Gerd Müller mit dem neuen Afrikakonzept des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Ausweitung dieser Garantien angekündigt hat.

China will seine führende Handelsposition in Afrika in den kommenden Jahren drastisch ausbauen. Wie sollten sich deutsche Unternehmen positionieren?

Hinter „Made in Germany“ verbirgt sich weitaus mehr als hochqualitative Produkte. Dazu zählen auch die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards, der Einbezug von lokalen Arbeitskräften, eine hochwertige Ausbildung und ein langfristig ausgelegtes Investment. Das alles macht ein nachhaltiges Engagement aus und deutsche Unternehmen sind auch dafür in Afrika bekannt. Dieses zusätzliche unternehmerische Engagement ist ein deutlicher Wettbewerbsvorteil und sollte auch durch die Unternehmen selbst als Mehrwert kommuniziert werden.

Die Länder Sierra Leone, Liberia, Guinea und Nigeria stehen derzeit aufgrund der Ebola-Epidemie besonders im Fokus. Gibt es bereits erste Reaktionen der deutschen Wirtschaft? Befürchten Sie einen Attraktivitätsverlust der einzelnen Länder oder gar der ganzen Region?

Das wollen wir nicht hoffen! Dennoch erwartet die deutsche Wirtschaft auch wegen der Ebola-Krise ein vorläufiges Ende des Exportbooms. Laut DIHK, dürften die Ausfuhren 2014 stagnieren. Das Bruttoinlandsprodukt Afrikas wird in diesem Jahr nur um zwei Prozent wachsen.

In Bayern entwickelt sich das Subsahara-Geschäft nach wie vor zurückhaltend. Einzige Ausnahme ist Südafrika. Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Unternehmen, die sich in der Subsahara engagieren wollen?

Geschäfte in Afrika sind häufig mit wirtschaftlichen und politischen Risiken verbunden. Als Brücke in risikoreiche Märkte können deshalb auch die Instrumente der deutschen Entwicklungszusammenarbeit dienen. Organisationen wie die GIZ, die DEG oder sequa arbeiten mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und setzen über das develoPPP.de-Programm Projekte mit Unternehmen um. Besonders überzeugende Ansätze werden mit bis zu 50 Prozent und maximal 200.000 Euro gefördert. Ergänzend können aus Mitteln des BMZ Machbarkeitsstudien für entwicklungspolitische Investitionen finanziell unterstützt werden. Gerne berate ich Unternehmen auch persönlich über Kooperationsinstrumenten und Finanzierungspartnern.

Das Gespräch führte Eva Theobald, IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim.