Unter der neuen Regierung von Premierminister Narendra Modi haben sich die politischen Verhältnisse im Land deutlich stabilisiert, die Bevölkerung setzt ebenso wie die Wirtschaft große Erwartungen in die neue Führung. Denn als erster Regierungschef seit über 20 Jahren verfügt Modi mit seiner rechtskonservativen, hinduistischen Partei BJP über eine komfortable Mehrheit im Parlament. Dringend notwendige Reformen kann er leichter durchsetzen als sein Vorgänger. Seinen Ruf als Macher, Wirtschaftsförderer und Modernisierer hat Modi sich in seiner früheren Funktion als Ministerpräsident des Bundesstaats Gujarat erarbeitet, heute ist das Küstenland mit 60 Millionen Einwohnern eine der wirtschaftsstärksten Provinzen in Indien.
Und Narendra Modi hat seinen Wählern viel versprochen. Er muss bei einer rasant wachsenden Bevölkerung die noch immer weit verbreitete Armut bekämpfen, Arbeitsplätze schaffen, eine Mittelschicht aufbauen. Modis erklärtes Ziel ist, die Wirtschaft des Landes wieder auf einen steilen Wachstumspfad zu führen. Dafür will er ausländischen Investoren den Zugang zum indischen Markt erleichtern, den heimischen Industriesektor stärken, in die völlig überalterte und unzureichende Infrastruktur investieren und nicht zuletzt die ausufernde Bürokratie und weit verbreitete Korruption eindämmen.
Schon wenige Monate nach der Wahl hat Modi die Kampagne „Make in India“ gestartet. Ein Appell an Eigeninitiative und Leistungskraft der heimischen Bevölkerung. Das verarbeitende Gewerbe, das zuletzt nur 13 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beitrug, soll künftig neben den erfolgreichen und weiterhin wichtigen Sektoren Informationstechnologie und Dienstleistung wieder stärker in den Vordergrund rücken. Im Rahmen dieses Programms wird die einheimische Industrie, vor allem der Mittelstand, derzeit sehr gezielt gefördert. Aber auch Firmen aus dem Ausland werden umworben, in Indien zu produzieren. Die Regierung hat dafür bereits einige Rahmenbedingungen verbessert, etwa durch Änderungen beim Arbeitsrecht und durch E-Governance. Damit die Bürokratie die erhofften wirtschaftlichen Aktivitäten nicht länger ausbremst, sollen Online-Anträge die Genehmigungsprozesse bei Behörden beschleunigen und transparenter machen und gleichzeitig die Korruption eindämmen. Außerdem wurden die Richtlinien für ausländische Direktinvestitionen in den Bereichen Eisenbahn, Verteidigung. E-Commerce und Versicherungen gelockert, die Investitionsobergrenzen angehoben.
Modi arbeitet auch an einer Haushaltskonsolidierung. Dazu gehört die Abschaffung der Subventionen für Diesel, was der Regierung hohe Kosten spart. Für eine enorme Entlastung des indischen Staatshaushaltes sorgt außerdem die aktuelle Lage auf dem Ölmarkt. Als drittgrößter Ölimporteur der Welt profitiert Indien wie kaum ein anderes Land von einem sinkenden Ölpreis. Das ist günstig für Verbraucher und Industrie und schont kostbare Devisen.
Beim dringend notwendigen Ausbau der Infrastruktur sind große, innovative Projekte in Planung. Vor allem im Bausektor ergeben sich daraus gute Geschäftsmöglichkeiten auch für bayerische Unternehmen. Zum Beispiel beim 1500 Kilometer langen Delhi-Mumbai-Industrial-Corridor, der die beiden großen Wirtschaftszentren verbinden wird. Hier sollen moderne, nachhaltige Metropolen mit Industrieparks, Logistikknotenpunkten und Wohnstädten entstehen. Als „Rückgrat“ des Korridors ist eine Express-Eisenbahnstrecke geplant, Straßennetz und Flughäfen werden ausgebaut. Gute Perspektiven für bayerische Unternehmen bieten neben dem Bausektor weitere Wachstumsbranchen wie Automotive, Chemie, Umwelttechnologie, Erneuerbare Energien und Energieeffizienz oder Medizintechnik. In Indien ist die Wirtschaftsstruktur ähnlich wie in Deutschland: es agieren einige Weltkonzerne, ein Großteil der Industrie ist aber mittelständisch geprägt.
Aber auch wenn deutsche Unternehmen wegen ihres Qualitätsanspruchs und ihrer industriellen Stärke in Indien gern gesehen sind und Premierminister Modi für Investoren berechenbare, transparente und faire Bedingungen schaffen will: das Land ist und bleibt ein schwieriger Markt, besonders der Einstieg ist nicht leicht. In Indien herrscht ein anderes Geschäftsgebaren, kulturelle Unterschiede sind zu beachten.
Unternehmen die einen Markteinstieg in Indien planen, sollten sich frühzeitig über ihre Chancen und Risiken informieren und für den Einstieg starke Partner suchen. Neben dem Beratungsangebot der Deutsch-Indischen Handelskammer, Kooperationsbörsen und Delegationsreisen sind auch Messebesuche eine wichtige Hilfe bei der Suche nach dem richtigen Partner. Beste Gelegenheit dazu bietet die Hannover-Messe im April, denn Partnerland der weltgrößten Industriemesse ist in diesem Jahr Indien. Auch Premierminister Modi wird seinen dafür angekündigten ersten Besuch in Deutschland dazu nutzen, seiner „Make in India“-Kampagne noch größere Aufmerksamkeit zu verschaffen. Informationen über Indien aus erster Hand bietet außerdem eine Veranstaltung der IHK am 17. April in München. Beim „Indien Business Breakfast“ werden Experten der Auslandshandelskammer sowie bayerische Unternehmen mit Niederlassungen in Indien über die aktuelle Wirtschaftslage und Geschäftsmöglichkeiten im Land berichten.
Ansprechpartner: Pia Melas, Tel. 089 5116-1367, E-Mail: pia.melas(at)muenchen.ihk.de
( Quelle: IHK für München und Oberbayern, Mechthilde Gruber)