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Fokus auf...Mitarbeiterschutz im Ausland

Leiter Unternehmensschutz und Sicherheit für Mitarbeiter und Eigentum - Sicherheitsbevollmächtigter bei der Robert Bosch GmbH und Vorsitzender der ASW – Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit in der Wirtschaft e.V. – drei Zeilen, über 20 Worte, die die Funktionen von Jörg Peter umfassen.

Die Menge an Wörtern für seine Funktion ist bezeichnend für die „Menge“ an Aufgaben, die Peter hat. Zum einen bereitet er mit seinem Team Mitarbeiter auf Auslandsaufenthalte vor, informiert diese über mögliche Gefahrenquellen, interkulturelle Gegebenheiten und versucht, deren subjektives Sicherheitsgefühl zu stärken. Zum anderen hat er sich als ASW-Vorsitzender viel vorgenommen: Die ASW möchte stärker als bisher vor allem kleineren und mittleren Unternehmen sicherheitsrelevante Informationen mittels einer Sicherheitsplattform bieten. Unternehmen hätten dann die Möglichkeit aktuelle und grundsätzliche Sicherheitsinformationen jederzeit abzurufen und sich optimal z. B. auf Auslandsentsendungen vorzubereiten. „Sicherheitsthemen müssen transparent und zugänglich gemacht werden und außerdem so verständlich sein, dass jeder Laie sie verstehen kann“, sagt Peter. Die Plattform soll kostenlos sein. Das Bundesinnenministerium, das Bundeskriminalamt, das Bundesamt für Verfassungsschutz und zahlreiche Landesbehörden haben hierzu bereits ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Zudem haben Wirtschaftsverbände und –kammern ihre Kooperationsbereitschaft signalisiert.

Gefahrenquellen

„Das Wichtigste ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter vor einem Auslandsaufenthalt. Er muss mögliche Gefahrenquellen erkennen und sollte in einer Akutsituation Panik vermeiden können.“ Zu den Gefahrenquellen gehören nicht nur Diebstahl und Raub, sondern auch Naturkatastrophen, politische Unruhen oder Pandemien. Beispiel Tsunami 2004 in Asien: „Damals liefen die Drähte heiß. Unser Unternehmen hat jeden unserer dort angesiedelten Mitarbeiter telefonisch erreicht und konnte helfen. „Und natürlich das weite Thema, das immer wieder in aller Munde ist: Cyberkriminalität“, so Peter. Das Auwi-Portal hat dem Themenmbereich Wirtschaftsspionage im vergangenen Jahr eine ausführliche Serie gewidmet.

Vor dem Gang ins Ausland steht die umfassende Vorbereitung der Entsendeten und ihrer Familien im Vordergrund. Als Orientierungshilfe und Wegweiser gibt es bei Bosch ein Auslands-Vorbereitungsseminar, interkulturelle Trainings und Sprachkurse. Ein Sicherheits- und Verhaltenstraining wird zudem für Länder mit erhöhtem Sicherheitsrisiko durchgeführt. „Schon bei der Ankunft auf dem Flughafen ist das Verhalten des Reisenden wichtig: Welches Taxi nehme ich, welches Hotel bietet ausreichende Sicherheitsstandards?“ Auch werden mögliche „brenzlige“ Szenarien aufgezeigt und Informationsmaterial ausgehändigt. Zudem gibt es bei Bosch ein Intranet mit Zugang für die Expatriates und Reisende, auf dem sie wichtige Notruf-Nummern finden und Kopien wichtiger Unterlagen wie Pässe hinterlegen können. Vor Ort im Ausland sei es nach Peters Angaben von entscheidender Bedeutung, dass nicht alle „deutschen Ausländer“ zusammen klüngeln, sondern jeder einen gut Draht zur einheimischen Nachbarschaft sucht und pflegt, damit ihm auch dort im Zweifelsfall geholfen werden kann.

Die Familie geht mit

„Die Kriminalität in der Welt werden wir nicht beeinflussen können, aber durch diese Maßnahmen kann der Mitarbeiter sich und seine Familie mit Sicherheitsvorkehrungen vertraut machen, gewinnt an Selbstsicherheit und ist somit für sicherheitsrelevante Situationen „gerüstet’“. Durch umfassende Vorkehrungen befindet sich die Familie nicht länger in der Opferrolle und ist damit kein vorrangiges Ziel mehr für Straftaten. „Der Mitarbeiter sollte sein Umfeld aktiv wahrnehmen und beobachten“, sagt Peter. Die persönliche Pflicht zur Vorbereitung könne aber nicht abgenommen werden. Wichtiger Punkt: Die Familie. Schließlich gehen die meisten Auslandsentsandten ja nicht alleine. Deshalb werden auch Partner oder Partnerinnen und Jugendliche ab 14 Jahren bei Bosch „geschult.“ Vor jedem längeren Arbeitseinsatz findet eine Inforeise mit Partner/in statt, damit man einen ersten Eindruck erhält über den neuen Lebensabschnitt erhält.

Ein Tipp von Jörg Peter: Nach Möglichkeit sollten KMU für ihre im Ausland tätigen Mitarbeiter ein Intranet als Schutzablage wichtiger Dokumente und Passwörter und den wichtigsten Rufnummern und Ansprechpartner für Notfälle einrichten. Aber meistens können kleine und mittelgroße Betriebe die Einrichtung einer eigenen Sicherheitsabteilung oder eines Intranets nicht stemmen oder gar eine Informationsreise anbieten. Da ist der Chef der Sicherheitsbeauftragte und muss sich selbst erst einmal über Land und Leute informieren, in das sein Angestellter geschickt werden soll. Es reiche alleine nicht aus, auf der gut aufgestellten Webseite des Auswärtigen Amtes über Länder mit erhöhtem Sicherheitsrisiko zu recherchieren. Deshalb sei die Umsetzung des Projekts Sicherheitsplattforum so wichtig. „Diese Informationsquelle soll eine gute Basis zur Vorbereitung sein, aber nicht die Arbeit von Sicherheitsberatern abnehmen“, betont Peter. Individualberatung wird und kann die ASW auch in der Zukunft nicht leisten.  

(Verfasserin: Karoline Rübsam, AWZ)

(Foto: Jörg Peter bei einem Vortrag auf dem Asien-Pazifik-Forum 2011/fuchs-foto)