Hinweis:

Diese Meldung stammt aus dem Archiv. In archivierten Meldungen sind möglicherweise nicht mehr funktionierende Links zu anderen Websites enthalten. Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Funktionalität der Links.

Fokus auf...Reisesicherheit

Nürnberg. Das heutige Training ist ausgebucht, für den nächsten Termin gibt es schon eine Warteliste: Michael Pülmanns ist ein viel gefragter Mann in diesen Zeiten. Der Geschäftsführer der Firma SmartRiskSolutions bietet Reisesicherheitstrainings für Geschäftsreisende an und gibt praktische Hinweise darauf, was Reisende bei der Vorbereitung und während eines Auslandsaufenthalts beachten und in Krisensituationen verhalten sollen. Das Team des Auwi-Portals hat an einem seiner Trainings in der IHK für Nürnberg Teil genommen.

Die Gruppe ist gut gemischt, die Männer und Frauen sind entweder Geschäftsführer mittelständischer Firmen aus der Region oder im Bereich Area Sales Management tätig. Viele von ihnen sind mehrmals im Jahr in so genannten High Risk Ländern unterwegs, in Krisenregionen in Asien, Afrika oder Südamerika. „Aber auch in westlich orientierten Ländern, eigentlich überall, gibt es Risiken“, so Pülmanns. „Wenn Sie, so wie einem früheren Teilnehmer passiert, in einer US-amerikanischen Stadt in eine Banden-Auseinandersetzung geraten, nur weil Ihr T-Shirt aus deren Sicht die falsche Farbe trägt, stecken Sie auch hier mitten in einer konkreten Gefahrensituation.“ High Risk Länder definieren sich unter anderem über die Häufigkeit der Risiken und Gefahren, die in einem Land auftreten oder vorkommen. Mögliche Gefahren sind Erkrankungen, Verkehrs- oder Arbeitsunfälle, Naturkatastrophen, Entführungen, Betrugsdelikte, Korruption aber auch kulturelle Besonderheiten. Größtenteils kommt es auf Reisen zu Gefahren oder Beeinträchtigungen aus dem medizinischen Bereich, also Unfälle, Infektionen oder Verletzungen.

Das A und O: Vor der Reise informieren und vorbereiten

Das Wichtigste ist nach Aussagen Pülmanns zunächst, sich über das Reiseziel ausreichend  zu informieren und dem entsprechend den Koffer zu packen. Die Reiseapotheke anpassen, wobei die wichtigsten Mittel wie Schmerztabletten und Verbandszeug nicht im Koffer, sondern im Handgepäck verstaut werden. Natürlich müssen Reisende die Einreisebestimmungen checken, am besten auf den  Länderinformationsseiten des Auswärtigen Amts. Zudem sollten sie sich über Do´s and Don´ts informieren und Fragen beantworten: Welches sind die kulturellen Unterschiede zu meinem Heimatland, gibt es politische oder religiöse Themen, um die man beim Geschäftsessen einen Bogen machen sollte? Wie ist dort die Stellung von Frauen? Hilfreich wäre es zudem, sich Wissen über die Rechtslagen und die Situation der  Notfall-Versorgung vor Ort anzueignen. Aber am besten natürlich auch: Erste-Hilfe-Kurs auffrischen! Die Ausstellung von Handlungsvollmachten für Bank und Ärzte an die nächsten Angehörigen für eventuelle Ernstfälle zählt ebenso zu einer guten Reisevorbereitung.

Kopien!

Pülmanns rät zudem, immer Kopien der wichtigen Dokumente wie Ausweise, Führerschein, Krankenkassenunterlagen, Impfpass und Kreditkarte dabei zu haben. Eine so genannte 24/7-Notfallnummer wäre am besten im Kopf aufgehoben oder auf einem Zettel, den man in der Hosen- oder Hemdtasche aufbewahrt. Weitere wichtige Rufnummern: die Sperrnummer der Kreditkarten, die Telefonnummer der Reisekrankenversicherung, die Bereitschaftsnummer der Deutschen Botschaft im Land, die lokalen Rufnummern für Polizei und Rettungsdienst und eine Rufnummer des Vorgesetzten in der Firma. Es gibt eine scheckkartengroße Emergency Card, auf die man sich die 24/7 Notfallnummer notieren kann, diese sollte am besten immer am Körper getragen werden. Das Backup also immer auf einem Papier mit dabei haben, denn auf das Smartphone kann man sich nicht immer und überall verlassen.

Situation am Flughafen und vor Ort

Auch bei der Ankunft am Flughafen können Gefahren lauern: „Das Gepäck immer im Auge behalten oder am besten vor sich hinstellen und nicht ablenken lassen“, lauten Pülmanns Tipp. Das Abholen sollte auch schon organisiert  werden, Geschäftsreisende sind gut beraten, sich wenn möglich von einem Mitarbeiter der lokalen Firma abholen zu lassen, sich aber über vergewissern, dass auch die richtige Person fährt. Im Hotel angekommen ist es gut, Fluchtwege und Feuerlöscher zur orten. Das Zimmer sollte zur Straßen abgewandten Seite sein und sich idealerweise zwischen der dritten und sechsten Etage befinden. Ein Tür Keil sollte dabei sein, um die Tür auch von innen zu verriegeln. „Bei Aufenthalten in Erdbebengebieten rate ich immer dazu, einen kleinen Rucksack mit dem nötigsten, also u.a. Wasser, Essen, Erste-Hilfe-Set, Medikamente (sofern erforderlich), Hygieneartikel, Bekleidung, Ersatzhandy, Geld, Ausweise und eine Taschenlampe in seiner Wohnung griffbereit zu halten.

Wie werde ich wahrgenommen?

„Einer der wichtigsten Punkte für Geschäftsreisende ist das äußere Erscheinungsbild und das eigene Verhalten“, sagt Pülmanns. Wie werde ich von außen wahrgenommen? Reisende sollten sich nie auffällig benehmen und immer selbstbewusst auftreten. Die CI der Firma, also Logo oder Firmenname, sollte nicht unbedingt auf Hemdkragen, T-Shirt, Krawatte oder Tasche sichtbar sein, weil dies Kriminellen Anreize schafft. In Städten mit hohen Kriminalitätsraten, wenn nicht unbedingt nötig, auf Telefonate mit dem teuren Smartphone auf der Straße verzichten! Bargeld sollte in Hosentasche im Idealfall abgezählt sein. Generell gilt es, brenzlige Situationen zu vermeiden: Man muss nicht nachts alleine durch eine fremde Stadt „geistern“.

Überfall

Die am häufigsten auftretenden kriminellen Gefahren sind Diebstahl, Raub und Betrug. Es ist schwierig, richtiges Verhalten im Falle eines bewaffneten Raubüberfalls zu „üben“, das zeigt sich auch bei Pülmanns Seminar. Denn wie es wirklich abläuft, weiß man erst hinterher. Aber der Sicherheitsexperte gibt Tipps, die man im Kopf behält: Augenkontakt mit dem Täter vermeiden, ihn aber im Blickfeld behalten. Einen Schritt zurückweichen, hektische Gesten vermeiden und sich nicht wehren, sondern das Geforderte herausgeben.

Die Liste mit den Tipps für das richtige Verhalten in Gefahrensituationen lässt sich endlos fortsetzen. Durch sein Sicherheitstraining führt Pülmanns den Teilnehmern brenzlige Situationen vor Augen und sensibilisiert sie -  ohne Angst- oder Panikmache. Das Wichtigste: Eine ausreichende Vorbereitung und Information über das Zielland.

Karoline Rübsam