Russland zählt zu den wichtigsten Abnehmerländern Bayerns. Deshalb richten wir den Fokus diesmal auf den Wirtschaftsraum Russland:
Einstieg: Russland - Markt der Möglichkeiten...
Von Dr. Julian Ries
Der russische Markt wird für ausländische Unternehmen zunehmend attraktiver. Sei es, weil die Unternehmen nach günstigeren Produktionsorten suchen oder weil sie neue Absatzmärkte erschließen wollen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag zählt Russland mit China, Indien und Brasilien zu den größten Wachstumsmärkten der Welt. So wuchs das BIP Russlands seit 2000 um durchschnittlich 6,9 Prozent pro Jahr. Weitere Anreize sind vorteilhafte Steuersätze (Gewinnsteuer: 24 Prozent; einheitlicher Einkommensteuersatz: 13 Prozent) sowie ein vergleichsweise niedriges Lohnniveau. Hinzu kommt der rund 144 Millionen Menschen umfassende Binnenmarkt dieses sechstbevölkerungsreichsten Landes der Erde.
Deutsch-russische Beziehungen
Besonders intensiv sind die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Der Außenhandel zwischen den beiden Ländern belief sich 2004 auf über 31 Milliarden Euro. In der Ranking-Liste deutscher Handelspartner nahm Russland im Jahr 2004 mit 16,2 Milliarden Euro den 13. Platz bei den Einfuhren und mit fast 15 Milliarden Euro den 14. Platz bei den Ausfuhren ein. Immer mehr Unternehmen eröffnen sich in Russland neue Perspektiven. Nach Angaben der russischen Botschaft in Berlin arbeiten in Russland 2.250 Unternehmen mit deutscher Beteiligung. Davon sind 1.350 Unternehmen als deutsche-russische Joint Ventures tätig und 800 als rein deutsche Firmen.
Erfreulich sind insbesondere die wachsenden Russlandaktivitäten deutscher mittelständischer Unternehmer. Zahlreiche Mittelständler haben sich den russischen Markt zunächst durch Exporte erschlossen und bauen nun eigene Produktionsstätten vor Ort auf, um den russischen Markt weiter zu erschließen. Beispiele hierfür finden sich vor allem in der Lebensmittelindustrie, bei Firmen wie Ehrmann, Onken, Hochland, Campina, Vitafit und Stollwerck. Auch Ritter Sport ist kürzlich für den russischen Markt eine Produktionskooperation mit dem ortsansässigen Pralinenhersteller Korkunov in Moskau eingegangen. Der Landmaschinenbau ist mit einer Mähdrescherfabrik der Firma Claas seit 1999 in Russland vertreten. Weiterhin stellt VEKA Rus in Nowosibirsk Fensterprofile und Erisman im Gebiet Moskau Tapeten her. Ein weiteres Paradebeispiel ist der bayerische Baumaterialhersteller Knauf. Die Firma erhöht seit zehn Jahren die Zahl seiner Produktionsorte in Russland. Diese Liste ließe sich lange fortsetzen.
Insgesamt haben deutsche Unternehmen bis Juni 2004 in Russland etwa 10,3 Mrd. USD investiert. Deutsche Investitionen liegen damit auf dem ersten Platz der ausländischen Gesamtinvestitionen - vor Zypern, den Niederlanden, Luxemburg und Großbritannien. Nennenswerte Beschränkungen bestehen mittlerweile für ausländische Investoren nicht mehr. Russland verfügt heute, nach mehr als 10 Jahren marktwirtschaftlicher Entwicklung, über ein ausdifferenziertes und funktionierendes Rechtssystem. Russland bietet Investoren damit viele Möglichkeiten, sicher und gewinnbringend zu investieren.
Wichtige Wirtschaftszweige
Auch heute noch sind Russlands Hauptexportgüter Gas, Öl, Rohstoffe und Metalle. Im Handel mit Nicht-GUS-Ländern entfielen 2004 über 60 Prozent der Ausfuhren auf den Brennstoff- und Energiebereich. Zu einem gewissen Grad findet heute eine Liberalisierung und Entmonopolisierung der strategisch wichtigen Wirtschaftszweige wie des Öl-, Gas- und Energiebereichs statt, die Chancen für ausländische Unternehmen eröffnen. So erwarb der US-Konzern ConocoPhilips 7,6 % des russischen Ölförderunternehmens Lukoil. Bereits im vergangenen Jahr hat British Petroleum ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem russischen Ölkonzern TNK gegründet, an dem die britische Seite einen fünfzigprozentigen Anteil hält.
Wirtschaftszentren Moskau und St. Petersburg
Seit Beginn des russischen Aufschwungs konzentrierte sich die Entwicklung vor allem auf die Zentren Moskau und St. Petersburg. Mit 8 Prozent aller russischen Arbeitnehmer trägt die Wirtschaft Moskaus 16 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Russlands bei. Auf die Kreml-Metropole entfallen 7 Prozent der gesamten Industrieproduktion, 30 Prozent des Einzelhandels und 17 Prozent des Außenhandelsumsatzes. Hier werden über 40 Prozent des gesamten russischen Steueraufkommens erwirtschaftet. Natürlich ist Moskau auch gerade für ausländische Investoren überaus attraktiv. Die Hälfte des in den vergangenen Jahren in ganz Russland investierten Kapitals in Höhe von 30 Mrd. US-Dollar wurde in Moskau investiert.
Neben Moskau bildet St. Petersburg und das Petersburger Gebiet das zweite wirtschaftliche und wissenschaftliche Kerngebiet Russlands. Hier finden sich Betriebe fast aller Zweige der verarbeitenden Industrie. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schiffs- und Maschinenbau und in der Informationstechnologie. Weitere wichtige Branchen sind die Radioelektronik, die Produktion Baustoffen und der Energiemaschinenbau. Außerdem sind in der Stadt Möbelindustrie und Nahrungsmittelindustrie ansässig beispielsweise die bekannte Brauerei Baltika. In der detaillierten Analyse des russischen Wirtschaftsmagazins „Expert“ hat St. Petersburg im Jahr 2004 sogar die Führung als Wirtschaftsregion mit dem größten Entwicklungspotential vor Moskau übernommen. Demnach zeichnet sich St. Petersburg im Vergleich zu Moskau insbesondere durch ein höheres Ausbildungsniveau der hier arbeitenden Fachkräfte aus. Dies ist auch einer der wesentlichen Gründe, weshalb sich in St. Petersburg ausländische Unternehmen wie Wrigley, Gillette, Rothmans, Unilever, Japan Tobacco, Coca-Cola oder Ford (der Ford Focus wird hier gefertigt) mit großen Investitionen angesiedelt haben. Kürzlich haben sich außerdem Bosch Siemens Hausgeräte und Toyota für Investitionen in St. Petersburg entschieden.
Den kompletten Aufsatz finden Sie rechts im Anhang. Der Autor ist Rechtsanwalt bei BEITEN BURKHARDT St. Petersburg, Nevskij Prospekt 30, 191011 St. Petersburg, Tel.: +7 812 327 76 36, Fax.: +7 812 327 76 37, JRies(at)BBLaw.de
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