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Unterstützung für Geschäfte in Entwicklungs- und Schwellenländern

Sie sind Märkte mit Potenzial: Schwellen- und Entwicklungsländer in Asien, Afrika, Osteuropa und Lateinamerika, in denen schon heute das wirtschaftliche Wachstum stattfindet.

Für den wirtschaftlichen Erfolg ist es wichtig, dass die unterfränkische Wirtschaft an diesem Wachstum teilhat. Doch viele, vor allem mittelständische Unternehmen, scheuen die wirtschaftlichen und politischen Risiken eines Engagements, Geschäftsmöglichkeiten bleiben bislang vielfach ungenutzt.

Als Brücke in risikoreiche Märkte können deshalb für viele Unternehmen Instrumente und Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) dienen. Deshalb hat sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zum Ziel gesetzt, die Aktivitäten der Wirtschaft, der Außenwirtschaftsförderung und der  Entwicklungszusammenarbeit noch besser miteinander zu verzahnen. In Kooperation mit den IHKs, den Handwerkskammern und dem bayerischen Wirtschaftsministerium wurde 2012 ein EZ-Scout am Außenwirtschaftszentrum Bayern (AWZ) etabliert, der durch die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten und Förderinstrumente der Entwicklungszusammenarbeit führt und bayerische Unternehmen bei ihrem Engagement in Entwicklungs- und Schwellenländern berät. „Ich möchte Türöffner für Unternehmen sein und sie bei ihren Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern begleiten“, sagt EZ-Scout Oliver Wagener. Zum Beratungsangebot an die mittelständische Wirtschaft gehören das BMZ-Programm für Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft (develoPPP.de), Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), aber auch Programme zur Fachkräftesicherung, die von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und sequa gGmbH, eine weltweit tätige Entwicklungsorganisation, begleitet werden. Auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), eine Tochter der KfW-Bankengruppe, bietet verschiedene Förder- und Finanzierungsinstrumente, beispielsweise Machbarkeitsstudien zur Realisierung von Investitionsvorhaben in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Was zunächst abstrakt klingt, wird durch Beispiele aus der Unternehmenspraxis anschaulich und greifbar, insbesondere durch Erfahrungen mittelständischer Unternehmen mit Projekten und Instrumenten der Entwicklungszusammenarbeit.

Vorreiter im Umweltschutz

Das international tätige Familienunternehmen WIKA aus Klingenberg am Main hat an seinem Standort in der indischen Stadt Pune eine Vorreiterrolle im industriellen Umweltschutz übernommen. In einem Umweltnetzwerk zusammen mit fünf weiteren Betrieben reduziert WIKA seinen Treibhausgasausstoß sowie seinen Wasser- und Energieverbrauch und  verbessert den verantwortungsvollen Umgang mit Abfall, Abwasser und Gefahrenstoffen. Diese Veränderungen bewirken ein Umdenken unter den Beschäftigten und nicht zuletzt eine spürbare Kostenentlastung bei den teilnehmenden Betrieben. Die DEG finanzierte das Vorhaben WIKAs, einem der weltweit führenden Anbieter von Druck- und Temperaturmesstechnik, anteilig im Rahmen des develoPPP-Projektes. Ohne das Engagement der DEG hätte sich WIKA auf eigene Umweltschutzaktivitäten beschränken müssen. Mit der DEG war es möglich, weitere Unternehmen in ein Netzwerk einzubinden, das als Vorbild für andere Industriebetriebe dienen kann. Die Expertise für den Aufbau des Umweltnetzwerks brachte das Münchener Beratungsunternehmen Arqum ein. Mit Beratungen und Schulungen stärkten sie das Umweltbewusstsein der Mitarbeiter und entwickelten gemeinsam mit den Betrieben Umweltmanagementpläne. Der Erfolg spricht laut Jochen  Endres, Leiter Arbeitssicherheit/Umwelt bei WIKA und Gesamtkoordinator des Projektes, für sich:

WIKA führte im Zuge des Projekts zum Beispiel Energiesparlampen ein und spart seitdem allein dadurch jährlich 63.000 Kilowattstunden Strom. Außerdem errichtete das Unternehmen eine Wasseraufbereitungsanlage. Zusammen konnten die beteiligten Unternehmen die Betriebskosten während der Projektlaufzeit um rund 1,2 Millionen Euro senken. Auch die Umwelt profitiert: Über 12.000 Tonnen Treibhausgasemissionen wurden bisher eingespart. Ein wichtiger Schritt für die aus Umweltsicht stark belastete Wirtschaftsregion um Pune. Das Unternehmensnetzwerk will mittelfristig weitere Mitglieder gewinnen. Das Potenzial ist da, beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase liegt Indien weltweit auf Platz fünf. Für WIKA war der Demonstrationseffekt so wichtig, dass ein zweites Projekt mit ähnlicher Zielsetzung in Südafrika angestoßen wurde, ebenfalls von DEG im Rahmen des Programms „Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft“ realisiert.

Beratung für tansanische Milchbauern

Das mittelständische Lebensmittelunternehmen Erbacher aus dem unterfränkischen Kleinheubach wollte das develoPPP-Programm für seine Produktentwicklung nutzen und hat in einer Entwicklungspartnerschaft mit dem philippinischen Verarbeiter von Trockenfrüchten Orient Foods Mangobauern in der Provinz Negros Oriental/Visayas in biologischem Anbau trainiert. In dem von der DEG ko-finanzierten Projekt wurde gemeinsam mit den  philippinischen Partnern eine zertifizierte Lieferkette für biologisch angebaute Trockenfrüchte für Erbachers Kindersnack „Helden“ etabliert. In einem neuen Ansatz unternehmerischer Entwicklungszusammenarbeit verfolgt Josera, Teil der Erbacher-Gruppe, nach dem Prinzip „Family Corporation for Food“ das Ziel, die Ernährungs- und Lebenssituation in Ostafrika zu verbessern, indem lokale landwirtschaftliche Unternehmen bei der Entwicklung von nachhaltigen Geschäftsmodellen unterstützt werden. Gleichzeitig ergeben sich  Geschäftschancen für Josera-Erbacher in den aufstrebenden Märkten in Ostafrika. In einem neuerlichen PPP-Projekt mit der DEG, das im Sommer 2016 beginnen soll, plant das Familienunternehmen eine Zusammenarbeit mit Milchbetrieben in Tansania, um deren Milchquantität und -qualität zu steigern. Diese Betriebe werden als Familienunternehmen geführt und liegen in den Regionen Tanga und Iringa. In dem Projekt berät Josera-Erbacher zu den Themen Milchkuhbetriebsmanagement, Kälberaufzucht, Futteranbau und  -konservierung sowie Futtertechniken an. Dabei soll eine Zusammenarbeit für beide Seiten von Vorteil sein: die tansanischen Milchbauern profitieren von dem neuen Know-how, der höheren Wertschöpfung und können hochwertigere Lebensmittel produzieren, und Josera-Erbacher könnte, langfristig betrachtet, potenzielle neue Partner in Tansania gewinnen. Vorteil einer Entwicklungspartnerschaft mit der DEG im Rahmen von develoPPP.de: das finanzielle Risiko wird mitgetragen (bis zu 50 Prozent oder maximal 200.000 Euro trägt der öffentliche Partner).

Quelle: Artikel aus Wirtschaft am Bayerischen Untermain, IHK Aschaffenburg, Ausgabe Juni 2016