Nachhaltig einkaufen
Ehrlich, fair, verantwortungsbewusst - über 90 Prozent der oberbayerischen Unternehmen fühlen sich dem Leitbild des Ehrbaren Kaufmannes verpflichtet. Das ergab eine Umfrage der bayerischen IHKs im März 2018. Die Werte des Ehrbaren Kaufmanns schlagen sich auch in der Art nieder, wie Unternehmen ihre globalen Lieferketten gestalten.
In einer global vernetzten Welt hat das Handeln eines Unternehmens weitreichende und komplexe Auswirkungen auf Mitarbeiter, Gesellschaft und die Natur. In den besonderen Fokus rücken deshalb auch die Lieferketten eines Unternehmens. Denn die Herstellung und Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen wirken sich auf Gesellschaft und Umwelt in den Märkten vor Ort aus. Deshalb geht es beim Global Sourcing auch um die Frage:
Welche Verantwortung tragen Sie als beschaffender Unternehmer dafür, negative Auswirkungen auch im Ausland zu benennen und abzuschaffen?
- Was Stakeholder heute wirklich interessiert
- Lieferketten nachhaltig und profitabel managen
- Weiterführendes Informationsangebot
- Wie unterstützt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit beim nachhaltigen Global Sourcing?
Kunden, Geschäftspartner, Investoren, Medien und die Politik – es gibt viele, die sich für Ihr Unternehmen interessieren. Sie wollen wissen, woher die Rohstoffe kommen, die Sie weiterverarbeiten, und wie diese gefördert werden, ob Ihre Zulieferer Mitarbeiter ordentlich bezahlen und behandeln, und welche Maßnahmen Sie treffen, um die Umwelt auch an Orten mit niedrigen ökologischen Standards zu schützen?
Seit einigen Jahren nimmt Sie auch die Politik in die Pflicht, sich diesen Fragen zu stellen und Ihre Lieferketten transparent zu machen. Initiativen, wie die EU-Richtlinie zur CSR-Berichterstattung oder der Nationale Aktionsplan (NAP) für Wirtschaft und Menschenrechte fordern nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Wirtschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette ein. Das fängt beim Einkauf und dem Aufbau nachhaltiger Lieferketten an.
Wenn Sie Lieferketten nachhaltig managen, nehmen Sie alle Ihre Wertschöpfungspartner ganzheitlich und systemisch unter die Lupe – vom Direktlieferanten in Ihrer Region bis zum Unterauftragnehmer in Übersee. Ziel ist es, alle Liefer- und Warenströme nicht nur nach ökonomischen, sondern auch nach sozialen und ökologischen Kriterien zu betrachten und auszurichten. So vermeiden Sie Schäden für die Umwelt und Menschenrechtsverletzungen entlang Ihrer Lieferkette und tragen zu einer nachhaltigen Entwicklung weltweit bei.
Viele Unternehmer befürchten, dass die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards die Einsparpotenziale des Global Sourcing zunichtemacht. Tatsächlich jedoch bringt Ihnen gerade mehr Nachhaltigkeit einen größeren Unternehmenserfolg. Denn klassische Risikofaktoren wie Lieferengpässe oder Qualitätseinbrüche lassen sich in nachhaltig gestalteten Lieferketten leichter kontrollieren. Dies wirkt sich auch auf Ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit positiv aus.
IHK-Tipp: Risiken online abschätzen
Der kostenfreie Corporate Social Responsibility (CSR) Risk-Checker ist ein Online-Tool der staatlichen niederländischen CSR Initiative und ermöglicht Unternehmen, die lokale Menschenrechtssituation sowie Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen auf Auslandsmärkten schnell einzuschätzen. Das Angebot ist auch in Deutsch verfügbar.
Der CSR Risiko-Check wurde von MVO Nederland entwickelt und wird vom niederländischen Außenministerium finanziert. Die deutschsprachige Version des CSR Risiko-Check wird von UPJ gemeinsam mit MVO Nederland sowie dem NAP Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) umgesetzt.
Wichtige Abkommen und Vereinbarungen wie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) sowie nationale und EU-Regelungen wie die CSR-Berichtspflicht und der Nationale Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) bilden den regulatorischen Rahmen für ein nachhaltiges Lieferkettenmanagement. Darüber hinaus haben internationale Normierungsorganisationen freiwillige Standards festgelegt, die beschreiben, wie sich Lieferketten verantwortungsvoll und nachhaltig gestalten lassen.
Hier erfahren Sie mehr: Informationsquellen zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement
Lieferketten verantwortlich zu gestalten ist eine komplexe Aufgabe. Doch müssen Sie als Unternehmer das Rad nicht neu erfinden. Auf den folgenden Themenseiten und Webportalen finden Sie umfassende Informationen und Leitfäden zu nachhaltigen Managementpraktiken. Sie bieten Hilfestellungen bei den ersten Schritten und zeigen in Best-Practice-Beispielen, welche Erfahrungen vorbildlich wirtschaftende Unternehmen mit dem nachhaltigen Lieferkettenmanagement gemacht haben.
Auf den Websites der bayerischen IHKs finden Sie umfangreiche Informationen und Unterstützungsangebote. Im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem Umweltpakt Bayern haben die bayerischen IHKs gemeinsam mit dem Landesamt für Umwelt und acht Pilotunternehmen praxisnahe Handlungshilfen für die Verankerung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Themen in der gesamten Lieferkette entwickelt. Die Materialien, u.a. ein Mustertext eines Verhaltenskodex für Lieferanten, stehen Ihnen auf den Seiten des Umweltpakt Bayerns zur Verfügung stehen. Nachhaltigen Lieferketten sind ein zentraler Baustein jeglicher CSR-Strategie.
Das CSR-Portal des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales informiert über Chancen, Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen zum Thema nachhaltige Beschaffung.
Das Deutsche Global Compact Netzwerk (DGCN) ist die deutschlandweite Plattform zur Umsetzung der UN-Leitprinzipien zu Wirtschaft und Menschenrechten. Es bietet neben praktischen Arbeitshilfen auch ein Weiterbildungs- und Qualifizierungsprogramm für Mitarbeiter, die sich schwerpunktmäßig mit den Anforderungen zur Nachhaltigkeit auseinandersetzen.
Auch das branchenübergreifende CSR-Portal „Praxistage für mittelständische Unternehmen“ von UPJ und econsense informiert Sie, wie sich Lieferketten verantwortlich gestalten lassen und über Nachhaltigkeit berichtet werden kann.
Auf dem Online-Portal der EU-Kommission „Due Diligence Ready!“ finden Unternehmen Informationen, Tools und Schulungsmaterialien, die bei der Due Diligence in der Lieferkette für Mineralen und Metalle unterstützen sollen. Die EU-Kommission will die Firmen damit unterstützen, sich bei der Beschaffung von Metallen und Mineralen besser über deren Herkunft zu informieren.
Auf dem Online-Portal der EU-Kommission „Due Diligence Ready!“ finden Unternehmen Informationen, Tools und Schulungsmaterialien, die bei der Due Diligence in der Lieferkette für Mineralen und Metalle unterstützen sollen. Die EU-Kommission will die Firmen damit unterstützen, sich bei der Beschaffung von Metallen und Mineralen besser über deren Herkunft zu
Entwicklungs- und Schwellenländer bieten heute vielfach interessante Beschaffungsmärkte. Die Auswahl solcher Länder ist entwicklungspolitisch sogar gewünscht, da lokal Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven geschaffen werden. Wichtig ist hierbei jedoch, dass gerade dort, wo Institutionen und staatliche Kontrolle schwach sind, Nachhaltigkeitsregeln besonderes sorgfältig angewendet und professionell gemanagt werden. Die Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit haben eine ganze Reihe von Angeboten und Instrumenten geschaffen, auf die beschaffende Unternehmen zurückgreifen können.
Bei der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung ist der NAP Helpdesk "Wirtschaft und Menschenrechte" angesiedelt, der insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen kostenfrei zu Sozial-, Umwelt- und Menschenrechtsstandards berät. Mit dem CSR Risiko-Check bietet der NAP Helpdesk unter anderem ein Online-Tool für Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern tätig sind.
Das Infoportal Menschenrechtliche Sorgfalt des Deutschen Global Compact Netzwerks bietet Unternehmen umfassende Informationen, die bei der Konzeption und Weiterentwicklung ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltsprozesse unterstützen.
Mithilfe des kostenfreien Online-Tools KMU-Kompass können Sie soziale und ökologische Risiken entlang Ihrer Lieferkette besser verstehen und Ihrer unternehmerischen Sorgfalt nachkommen. Der KMU Kompass unterstützt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen dabei ihre Lieferketten nachhaltig zu gestalten und verbindet dazu Informationen, Arbeitshilfen und Erklärvideos mit interaktiven Tools wie Self-Checks.
Der Import Promotion Desk (IPD) ist die Plattform zur Importförderung des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. und der sequa gGmbH. Sie wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. Der IPD übernimmt eine Scharnierfunktion zwischen den deutschen Importeuren und kleinen und mittleren Akteuren des Außenhandels in ausgewählten Entwicklungs- und Schwellenländern. Außerdem unterstützt der IPD Unternehmer in ihren individuellen Anforderungen für ein Global Sourcing mit einem maßgeschneiderten Dienstleistungsangebot.
Weitere Informationen und Beratung zu den Angeboten der Entwicklungszusammenarbeit erhalten Sie auch vom Business Scout beim Außenwirtschaftszentrum (AWZ) Bayern auf den folgenden Seiten.