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So wars : 8. Ost-West-Forum Bayern in Regensburg

Bayerische Unternehmen haben zwischen Prag und Wladiwostok wieder gute Geschäftschancen. Der Markteintritt und die Marktbearbeitung in Osteuropa fordern jedoch heraus. Das war die Kernbotschaft des 8. Ost-West-Forums Bayern am Mittwoch in Regensburg, veranstaltet vom Bayerischen Außenwirtschaftszentrum, einer Gemeinschaftseinrichtung der bayerischen IHKs und Handwerkskammern.

Wer in Osteuropa gute Geschäfte machen wolle, der brauche viele Kontakte und einen langen Atem, verdeutlichte Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Sein Rat: „Behalten Sie Russland im Blick, aber suchen Sie sich Markt-Alternativen in den kleineren aber sehr dynamischen Staaten in Mittelost- und Südosteuropa.“ Der Blick geht dabei auf das noch unentdeckte Albanien und nach Bulgarien, aber auch auf das Wirtschaftswunderkind Tschechien mit seiner guten Industriestruktur. Harms erläuterte auch ausführlich wie sich die Beziehungen zu Russland angesichts der erneut verlängerten Sanktionen der EU entwickeln können.

Rund 100 Unternehmensvertreter nahmen an den Länderpanels zu Tschechien, Russland, Aserbaidschan, Albanien und Bulgarien teil, in denen sie von den Leitern der deutschen Auslandshandelskammern und weiteren Experten informiert wurden. Dr. Alfred Brunnbauer von der IHK Regensburg resümierte nach der Veranstaltung: „Die meisten Aussagen zeigten, in Osteuropa geht wieder was. Jeder Markt hat aber unterschiedliche Herausforderungen und bietet branchenspezifische Chancen.“ Damit der Weg zum Zielmarkt kürzer wird, unterstützt der Freistaat Bayern kleine und mittelständische Unternehmen bei der Geschäftsanbahnung. Die Angebote von der Messebeteiligung bis zur Auslandsdelegationsreise stellte Martin Großmann, Referatsleiter Europa im bayerischen Wirtschaftsministerium, vor.

Wer kennt Tirana?

Albanien, noch außerhalb der EU, hat in den letzten Jahren eine stabile Konjunktur. Hartmut Jarosch, Leiter der Deutschen Industrie- und Handelsvereinigung in Tirana, weiß: „Das Wirtschaftswachstum ist bei uns trotz der anhaltenden Finanzkrise auf dem Balkan durchgehend positiv, im Mittel plus fünf Prozent.“ Die albanische Wirtschaft werde dominiert vom Handels- und Dienstleistungssektor. Weitere Wachstumsmotoren seien die Textil- und Schuhindustrie, die Lohnveredelung, Tourismus, Telekommunikation, Bergbau und Energie.

Baku bietet mehr als Öl

Die aserbaidschanische Volkswirtschaft ist von der Erdöl- und Gasindustrie geprägt. Laut Tobias Baumann, Chef der Deutsch-Aserbaidschanischen IHK in Baku, „ist Deutschland für Aserbaidschan der wichtigste Wirtschaftspartner im Kaukasus“. Das Land liegt derzeit auf Platz fünf der wichtigsten Rohöllieferanten Deutschlands. Die Diversifizierung und Reform der Wirtschaft ist ein erklärtes Ziel der Regierung. Das gibt Chancen für den Maschinenbau. Wichtiger Handelspartner ist schon jetzt die EU, in die 2016 rund 43 Prozent aller Ausfuhren gingen. Die Importe aus der EU machten rund 20 Prozent der Gesamteinfuhr aus.

Endlich Stabilität in Bulgarien

Bulgarien ist schon Mitglied EU und mausert sich aktuell zum interessanten Wachstumsmarkt. „Die neue Koalitionsregierung hat durch politischer Stabilität und Vorhersehbarkeit nun die grundlegende Anforderung von Unternehmen und Investoren erfüllt“, freut sich Dr. Mitko Vassilev, Leiter der Deutsch-Bulgarischen IHK in Sofia. „Das Wirtschaftswachstum ist 2017 sehr dynamisch.“  Er erwartet nun mehr Investitionen in dem Balkanland. Unterstützung kommt von EU-Mitteln der aktuellen Förderperiode. Der Außenhandel profitiert von der konjunkturellen Erholung im In- und Ausland. Die steigenden Inlandsinvestitionen werden der Importdynamik neue Impulse geben.

30 Prozent Plus beim bayerischen Russland-Export

In Russland scheint die negative Wirtschaftsentwicklung der letzten drei Jahre gestoppt. „Fehlende strukturelle Reformen bleiben aber weiterhin ein großer Hemmschuh für Russlands Wirtschaft“, weiß Dr. Robert Breitner, Experte der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer in Moskau. Die seit 2014 verhängten EU- und US-Sanktionen, der Rubelverfall und die Ölpreisschwäche drückten die russische Wirtschaft nach unten. Trotz der Krise sind 5.300 von den ursprünglich über 6.000 Unternehmen mit einer deutschen Kapitalbeteiligung in Russland geblieben. Die deutschen Direktinvestitionen erreichten 2016 mit 2,2 Milliarden Euro die höchste Marke seit 2008. Die Exporte Bayerns nach Russland sind 2017 im 1. Halbjahr wieder um 30 Prozent gestiegen.

Premium Partner Tschechien

Der Außenhandel Tschechiens hat 2016 mit rund 276 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht. Im gleichen Jahr war auch der Handel mit Deutschland bei einem Volumen von rund 81,6 Milliarden Euro auf einem neuen Höchststand. Bernhard Bauer, Leiter der Deutsch-Tschechischen Handelskammer prognostiziert „weiteres BIP-Wachstum von mindestens 3 Prozent im Wunderland Tschechien“. Die Wunder seien aber trotzdem begrenzt, da zusätzliche Facharbeitskräfte leider nicht mehr im Nachbarland zur Verfügung stünden. Viele bayerische Unternehmen stellen deshalb ihre Produkt-Struktur deshalb verstärkt auf Hochtechnologie und Kooperationen mit tschechischen Hochschulen um.

(Quelle: IHK Regensburg)