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Äthiopien und Uganda planen eigene Ölraffinerien

Impulse für nachgelagerte Industrien

 

Nairobi (12.02.2018) Gleich mehrere ostafrikanische Länder wünschen sich eigene Ölraffinerien. Ob sie dafür die Finanzierung zusammenbekommen und die notwendigen Rahmenbedingungen erarbeiten können, ist noch offen.

Äthiopien werden gute Chancen eingeräumt, weil es wie kein anderes Land in der Region ausländische Direktinvestitionen anlockt. Uganda kann derweil mit seinen Ölvorkommen punkten. Kenia und Südsudan scheinen bislang deutlich schlechtere Karten zu haben.

Äthiopische Regierungsmitglieder sind aktuell in einer Phase der Meinungsbildung: Ein privates Konsortium unter Führung des in den USA ansässigen Fairfax Africa Fund hat eine Durchführbarkeitsstudie vorgelegt, die den Bau einer 4 Milliarden US-Dollar (US$) teuren Ölraffinerie in der äthiopischen Stadt Awash zum Gegenstand hat. Die Raffinerie könnte auf eine anfängliche Verarbeitungsmenge von 6 Millionen Tonnen Rohöl beziehungsweise 120.000 Barrel am Tag ausgelegt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt wäre es möglich, die Kapazität zu verdoppeln.

Steigende äthiopische Treibstoffnachfrage

Derzeit braucht Äthiopien etwa 3 Millionen Tonnen Treibstoffe im Jahr. Dabei steigt die Nachfrage jährlich um etwa 7 bis 10 Prozent. Würde die Raffinerie gebaut, hätte Äthiopien damit auf Jahre hinaus erhebliche Überkapazitäten, welche für Exporte genutzt werden könnten. Nach Ansicht der Projektentwickler würde die Raffinerie aus Ostafrika und vor allem von südostafrikanischen Offshore-Feldern gefördertes Rohöl importieren. In noch anzusiedelnden Chemiewerken könnten später auch andere petrochemische Produkte hergestellt werden. Noch im laufenden Jahr sollen weitere Projektdetails erarbeitet werden. Schon 2019 könnte dann, falls es eine positive Investitionsentscheidung gibt, mit dem Raffineriebau begonnen werden.

Eigene Raffinerie soll Importe ersetzen

Nach Ansicht von Beobachtern plant die äthiopische Regierung, die Einfuhr von Treibstoffen durch eigene Produktionen zu ersetzen und so das Land zu einem modernen Industriestaat zu machen. Eine eigene Raffinerie könnte entscheidende Impulse für nachgelagerte Industrien geben. Allerdings bleibt fraglich, ob sich das Vorhaben auszahlen wird. Denn weltweit sind genug Raffineriekapazitäten vorhanden, die den ostafrikanischen Markt im Blick haben. Zu nennen sind hier vor allem Anbieter in Indien und Saudi-Arabien.

Äthiopien hat 2016 für 2,01 Milliarden US$ Erdöl, Erdölerzeugnisse und verwandte Waren (SITC 33) importiert (2015: 2,42 Milliarden US$). Hinzu kamen für 2,61 Milliarden US$ chemische Erzeugnisse (SITC 5; 2015: 3,07 Milliarden US$). Lieferländer waren vornehmlich die VR China, Indien, Marokko, Italien und die Niederlande.

Anzumerken ist noch, dass auch die Regierung der äthiopische Verwaltungsregion Oromia nach eigenen Angaben die Gründung einer Petroleum Company plant. Das Erdöl soll dann über Dschibuti importiert und in einer eigenen, noch zu bauenden Raffinerie weiterverarbeitet werden.

Uganda lockt mit eigenen Ölvorkommen

Auch in der äthiopischen Nachbarschaft gibt es ambitionierte Raffineriepläne: Uganda spricht von Mega-Investitionen in Höhe von 20 Milliarden US$ in seinen Ölsektor. Die Reserven des Lands werden auf 6,5 Milliarden Barrel geschätzt, von denen 1,7 Milliarden gefördert werden können. Schon 2020 will das Land 230.000 Barrel am Tag aus dem Boden holen. Führender Investor ist die französische Total. Das Öl soll vornehmlich über eine Pipeline in Tansania exportiert werden, Teile aber auch im Land raffiniert werden. Noch 2018 soll mit dem Bau begonnen werden. Eine 60.000 Barrel am Tag Raffinerie soll derweil von einem Konsortium unter Beteiligung von General Electric und der italienischen Saipem gebaut werden. Auch dabei: die Ölexperten von Baker Hughes und als Finanzgeber Yaatra Ventures und die Intracontinent Asset Holdings Limited. Eigentlich wollte Uganda bereits im Januar 2018 bekanntgeben, wer der führende Investor sein wird. Wie so viele andere Termine zuvor wurde allerdings auch dieser nicht gehalten. Beobachter rechnen mit weiteren Verzögerungen. Wenn allerdings erst einmal alle Entscheidungen getroffen seien, könne mit einer zügigen Umsetzung gerechnet werden, heißt es.