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China: Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise

Das Festhalten an "Null-Covid" würgt die Konjunktur ab und untergräbt das Vertrauen in den Standort. Das Wirtschaftswachstum dürfte 2022 auf rund 3 Prozent fallen.

Der im März verhängte harte Lockdown in Shanghai hat das Potenzial, den Wendepunkt des chinesischen Wachstumsmodells einzuläuten. Nur wenige hätten es Anfang 2022 für möglich gehalten, dass die Regierung die wirtschaftlich wichtigste Stadt des Landes für viele Wochen und ohne große Rücksicht auf die ökonomischen Konsequenzen lahmlegt. Zum Teil kam es zu Lebensmittelengpässen der Bevölkerung. Mittlerweile sind die Beschränkungen gelockert, doch eine Rückkehr zur Normalität liegt noch in weiter Ferne.

Auch in Dutzenden anderen Metropolen gab es im Frühjahr 2022 Lockdowns unterschiedlicher Ausprägung. Daran dürfte sich bis zum Herbst oder darüber hinaus wenig ändern. Die lokalen Behörden setzen nach wie vor auf die Durchsetzung der sogenannten Null-Covid-Politik. Die Beamten wissen, dass sie sanktioniert werden, wenn die Pandemie aus dem Ruder läuft. Für die wirtschaftlichen Schäden ihrer teils drakonischen Maßnahmen ist hingegen noch niemand gemaßregelt worden.

Folgen des Lockdowns

Die Folgen der Lockdowns sind in nahezu allen Landesteilen zu spüren. Die Lieferketten funktionieren nicht mehr zuverlässig. Fabriken warten auf Vorprodukte oder bekommen ihre Fertigwaren nicht aus der Fabrik. Die verschiedenen Einkaufsmanagerindizes sind im April 2022 dramatisch eingebrochen. Laut einer Blitzumfrage der Europäischen Handelskammer in China vom Mai 2022 erwarten 58 Prozent der Mitgliedsunternehmen infolge der Covid-Beschränkungen Umsatzrückgänge. Ein Drittel rechnet sogar mit einem zweistelligen Minus.

Nahezu alle Finanzinstitute haben daher ihre Wachstumserwartungen für China nach unten korrigiert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht in seiner Frühjahrsprognose für 2022 nur noch von einem Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von real 4,4 Prozent aus. Die Bank of America, Barclays und die UBS erwarten eine Zunahme von 4,2 Prozent. Nomura kommt sogar nur auf 3,9 Prozent. Weitere Anpassungen nach unten dürften folgen. Erste chinesische Ökonomen warnen, dass es sogar schwierig werde, die BIP-Wachstumsrate von 2020 von 2,3 Prozent zu erreichen.

Auch langfristig wirken sich mehrere Faktoren negativ auf die Wachstumsdynamik aus: Dazu gehören vor allem die Verschuldungsproblematik und die rasche Alterung der Gesellschaft. Das Reich der Mitte hat den Wettlauf bereits verloren, schneller reich als alt zu werden. Weitergehende Informationen finden Sie bei GTAI.
(Quelle: GTAI, IHK Oberfranken)