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Goldbergbau und Ölproduktion nehmen in Ghana wieder zu

Neue Investitionen bringen Lieferchancen

 

Accra (14.12.2018) Die Aktivitäten im Goldbergbau sowie im Öl- und Gassektor nehmen in Ghana wieder zu. Deutsche Zulieferer dürfen sich bessere Lieferchancen als zuletzt ausrechnen.

Nach schwierigen Jahren in Ghanas Goldbergbau gibt es seit Ende 2017 wieder verstärkt Aktivitäten. Zwar werden derzeit keine neuen Minen aufgebaut. Jedoch werden in mehreren Minen Erweiterungsinvestitionen durchgeführt. Zum Teil beginnen die Minengesellschaften mit dem Abbau "unter Tage", um die Lebensdauer ihrer Minen zu erweitern. Eines der größten Projekte ist die von der US-amerikanischen Newmont durchgeführte Ahafo Mine Expansion. Im Rahmen dieses Projekts wird die Subika-Mine innerhalb der Ahafo-Konzession für den Untertagebau erschlossen. Damit soll die Abbaukapazität der Ahafo-Mine nahezu verdoppelt werden. Ebenfalls werden die Goldverarbeitungsanlagen im Rahmen des Ahafo-Mill-Extension-Projekts ausgebaut. Die Gesamtkosten für die Aktivitäten in Ahafo dürften bei zwischen 300 Millionen und 380 Millionen US-Dollar (US$) liegen. Mit dem Abschluss der Arbeiten ist im Jahr 2019 zu rechnen.

Asanko installiert Förderband über 27 Kilometer

Ein weiterer Konzessionär, der dabei ist, seine Minen auszubauen, ist Golden Star. Das in den USA gelistete Unternehmen will ebenfalls den Untertagebau in seinen beiden Minen Wassa und Prestea ausweiten. Ebenso investiert wird in die Erweiterung der Asanko-Goldmine, an der die südafrikanische Gold Fields seit Mitte 2018 mit 50 Prozent beteiligt ist. Im Rahmen des seit Ende 2017 laufenden Erweiterungsprogramms "Project Five Million (P5M)" werden derzeit die Lagerstätten Esaase erschlossen. Dort soll ab 2019 mit der Produktion im offenen Tagebau begonnen werden. Ebenfalls installiert werden soll ein 27 Kilometer langes Förderband von den Vorkommen zur Verarbeitungsanlage. Asanko beziffert die Projektkosten auf etwa 131 Millionen US$.

Den Goldbergbau in Ghana dominieren große internationale Gesellschaften wie Gold Fields, AngloGold Ashanti (beide Südafrika) und die US-amerikanische Newmont Mining. Ghana ist auf dem Kontinent mit einer Produktion von etwa 4,1 Millionen Feinunzen (2016) der zweitgrößte Goldproduzent nach Südafrika. Zwar ist aufgrund der gegenwärtigen Aktivitäten wieder mit einer Zunahme der Goldproduktion zu rechnen. Allerdings befindet sich die Explorationstätigkeit auf einem immer noch niedrigen Niveau. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den kommenden Jahren neue Minen mit der Produktion beginnen, ist daher derzeit gering. Die ghanaische Chamber of Mines bemängelt, der Staat habe in den letzten Jahren mit der Einführung strenger Regularien und der Erhöhung der Abgaben die Produktionskosten nach oben getrieben.

Ghana entwickelt sich zum Bergbau-Hub

Hingegen herrscht viel Dynamik in anderen westafrikanischen Ländern, wie Burkina Faso, Mali oder Côte d'Ivoire. Größere Goldminenbetreiber haben diese Länder erst im Laufe der letzten zehn Jahre entdeckt, auch weil der Abbau dort deutlich günstiger ist. Für Bergbauzulieferer und -dienstleister hat sich Ghana aufgrund der guten Infrastruktur und vieler verfügbarer qualifizierter Arbeitskräfte gleichwohl als Westafrika-Hub herausgebildet. Unter anderem betreibt Liebherr in Accra eine größere Niederlassung für seine Bergbau-Sparte.

In den zahlreichen Übertageminen werden insbesondere Erdbewegungsmaschinen benötigt. Als Käufer treten nicht nur die Bergbaugesellschaften selbst auf, sondern auch Bauunternehmen, an die viele Minentätigkeiten ausgelagert werden - angefangen vom Aufbau der Mineninfrastruktur über den Abtransport von Erde bis hin zum Abbau von Mineralien. Darüber hinaus gibt es in Ghana Unternehmen, die sich ausschließlich auf Aufträge in den Minen spezialisieren wie African Mining Services, Bayswater Contracting and Mining oder Engineers & Planners.

Neben Gold wird in Ghana auch Bauxit abgebaut. Bereits 2010 verkaufte Rio Tinto seinen 80 Prozent-Anteil an der Ghana Bauxite Company (GBC) an die chinesische Bosai Minerals Group. Seitdem hat sich außer großen Investitionsankündigungen nicht viel getan. Es wären Milliarden von US-Dollar notwendig, um die Mine sowie die Eisenbahnstrecke auf den neuesten Stand zu bringen. Der schlechte Zustand der Trasse von der Mine in Awaso über mehr als 200 Kilometer zum Hafen nach Takoradi gilt als Engpass. Interessant sind die Vorkommen allemal, denn der Abbau von Bauxit, das für die Aluminiumproduktion verwendet wird, erfolgt neben Ghana in größerem Stil in Afrika nur in Guinea.

Local Content gewinnt an Bedeutung

Kontrolliert wird der Bergbausektor durch das Ministry of Lands & Natural Resources. Die dem Ministerium unterstehende Minerals Commission reguliert den Sektor, unter anderem vergibt sie Explorations- oder Abbaulizenzen. Der rechtliche Rahmen wird vorgegeben durch den "Minerals and Mining Act" aus dem Jahr 2006. Dabei gewannen Themen wie inländischer Wertschöpfungsanteil (Local Content) und soziales Engagement in den minennahen Gemeinden (Community Engagement) zuletzt deutlich an Gewicht.

Zwar ist es bislang nicht notwendig Ghanaer als Anteilseigner mit ins Boot zu nehmen. Vorgaben wurden jedoch bei der Einstellung von lokalen Arbeitskräften oder auch bei der Beschaffung vor Ort erlassen. So veröffentlicht die Minerals Commission jährlich eine Liste, welche Güter und Dienstleistungen Minenbetreiber bei lokalen Herstellern zu beziehen haben. Hierzu zählen unter anderem Schmierstoffe, Sprengstoffe, Kabel und Zement. Zulieferer von hochwertiger Bergbautechnik sollten hiervon zunächst nicht berührt sein. Jedoch könnte der Druck, bestimmte Wertschöpfungsprozesse lokal vorzunehmen, steigen.