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In Österreich bricht die Nachfrage nach Dieselautos ein

Wien (13.02.2018) Die Dieseldebatte macht auch vor Österreich nicht halt. Die Preise für gebrauchte Diesel-Pkw sinken. Die Neuzulassungen für Pkw mit Selbstzünderantrieb sind deutlich zurückgegangen. Dabei ist die Alpenrepublik ein traditionelles Dieselland.

In der Europäischen Union ist die Dieselautodichte nur in Luxemburg und in Frankreich höher.

Der Dieselabgasskandal, die Diskussion über Fahrverbote für ältere Dieselautos in Städten wie Stuttgart, Paris oder London und das mögliche Ende von Steuervorteilen zeigen jetzt auch in Österreich ihre Folgen: Die Zahl der neu zugelassenen dieselbetriebenen Pkw ist 2017 um 7,1 Prozent auf 175.458 eingebrochen. Ihr Anteil an den gesamten Pkw-Neuzulassungen ist auf 49,7 Prozent abgesackt.

Gleichzeitig legten die Neuzulassungen benzinbetriebener Pkw um 24,2 Prozent auf 163.701 Einheiten zu (Anteil 46,3 Prozent). Diese Zahlen hat Statistik Austria veröffentlicht. Insgesamt stieg die Zahl der Pkw-Neuzulassungen gegenüber 2016 um 7,2 Prozent auf 353.320. Sie erreichte damit den zweithöchsten jemals erfassten Wert, nur im Jahr 2011 wurden mit 356.145 Pkw mehr Autos zugelassen.

Die Abkehr vom Diesel, die sich in den Zahlen zu den Neuzulassungen zeigt, bestätigen und beobachten auch die Akteure der Branche. "Wir spüren (zwar) noch nicht, dass die Restwerte bei Dieselmodellen leiden", sagte Danijel Dzihic, Generaldirektor von Ford Österreich, Ende 2017 im Interview mit dem Fachmagazin KFZwirtschaft. Doch "selbst in klassischen Dieselsegmenten wie beispielsweise beim Galaxy fragen die Menschen nach Benzinern, und das war noch nie der Fall."

Starker Angebotsdruck aus Deutschland

Ein Händler aus Reutte in Tirol, nahe der deutsch-österreichischen Grenze, berichtet dass viele deutsche private Dieselverkäufer ihr Glück im benachbarten Österreich suchen. "Der Angebotsdruck aus Deutschland steigt, die Preise fallen." Und die österreichische Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement lässt ihre Kunden auf der Homepage wissen, dass die Standzeiten gebrauchter Pkw in Deutschland massiv steigen, was auch den österreichischen Markt beeinflusst. Die Gesellschaft hat die Restwerte für Diesel-Pkw bereits "leicht reduziert". Einen kräftigen Wertrückgang zeigt auch der Eurotax Gebrauchtwagenindex: Zum Jahresende 2017 lag der durchschnittliche Verkaufspreis für einen drei Jahre alten Diesel-Pkw bei 20.750 Euro.Zum Jahresanfang 2017 waren es noch 21.440 Euro.

Trotz der jüngsten Entwicklung ist Österreich nach wie vor ein Dieselland: In der Alpenrepublik fahren fast sechs von zehn Pkw mit Selbstzünderantrieb. In der EU ist die Dieselautodichte nur in Luxemburg und in Frankreich höher. Auch insgesamt hat der Diesel eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung für Österreich: Die Produktion erzielt 17,2 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung, leistet einen Beitrag von sechs Prozent zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt und ist für immerhin 5,2 Prozent aller heimischen Arbeitsplätze verantwortlich, schreibt die Unternehmensberatung Roland Berger in ihrem jüngsten "Automotive Disruption Radar".

BMW baut Dieselmotoren-Entwicklungszentrum in Steyr aus

Zu den größten Investoren gehört der Autobauer BMW, der bereits mehrere Milliarden Euro im oberösterreichischen Steyr investiert hat und dort das weltweit größte Motorenwerk des Konzerns betreibt: Mehr als jeder zweite neue BMW fährt mit einem Motor, der in Steyr gebaut wird und knapp 70 Prozent davon sind Diesel. Gleichzeitig ist das Werk Steyr das konzernweite Kompetenzzentrum für die Entwicklung von Dieselmotoren. BMW hat angekündigt, bis zum Jahr 2021 in Steyr 340 Millionen Euro zu investieren, davon 100 Millionen Euro in den Ausbau des Dieselmotoren-Entwicklungszentrums, um Motoren emissionsärmer und effizienter zu machen.

"Den Diesel wird es noch lange geben", das sagte Fritz Steinparzer, Leiter der Dieselmotorenentwicklung in Steyr, in einem Zeitschrifteninterview, das im Dezember 2017 veröffentlicht worden ist. Der Diesel werde zu Unrecht verdammt, moderne Dieselmotoren würden keinen Feinstaub mehr ausstoßen. Die CO2-Emissionen lägen bei einem EU-6-Norm Diesel rund 15 Prozent unter denen eines vergleichbaren Benziners.