Weil die 1,8 Kilometer lange Luegbrücke in Tirol in die Jahre gekommen ist, steht deren Abriss und Neubau bevor. Während der rund dreijährigen Bauarbeiten ist bei Lieferungen von und nach Italien mit teils erheblichen Verzögerungen zu rechnen. Damit in dieser Zeit die spürbaren Auswirkungen sowohl für die Wirtschaft als auch für die Bevölkerung vor Ort möglichst gering ausfallen, setzt die IHK für München und Oberbayern gemeinsam mit den Handelskammern aus Bozen und Trient sowie der Wirtschaftskammer Tirol auf realistische und pragmatische Lösungen. Dazu gehört auch eine offene Diskussion über Anpassungen aktueller Regelungen sowie Erleichterungen für den Lastwagenverkehr.
Aus statischen Gründen kann bis zur Fertigstellung der neuen Luegbrücke der Verkehr ab dem 1. Januar 2025 nur noch auf einer Spur je Fahrtrichtung rollen. An besonders verkehrsreichen Tagen im Jahr, etwa an 170 Tagen, soll es zwei Fahrspuren geben.
„Jetzt braucht es möglichst große Flexibilität – bei den Unternehmen, aber auch bei der Politik“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. „Als Wirtschafts- und Handelskammern aus Tirol, Südtirol, Trentino und Oberbayern sind wir uns einig: Es muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, das Nachtfahrverbot für LKWs an besonders verkehrsintensiven Tagen vorübergehend zu lockern.“ Als denkbare Option schlagen die Kammern vor, kritische Tage und Nächte im Vorhinein zu definieren, an denen der Schwerverkehr die Erlaubnis zur Durchfahrt bekommt. Alternativ ist auch eine Verschiebung der Start- beziehungsweise Endzeiten des Verbots im Stundenausmaß denkbar. „Uns ist vollkommen klar, wie wichtig das Nachtfahrverbot für die Tirolerinnen und Tiroler ist. Gerade deswegen leistet eine Entzerrung des Verkehrs einen wichtigen Beitrag, um die Lebensqualität in der Region zu erhalten und auch den individuellen Verkehr vor Ort so wenig wie möglich auszubremsen“, so Gößl zum gemeinsamen Vorschlag der Kammern entlang der Brennerachse.
Der IHK-Chef macht deutlich: „Auch wenn die Zeiten der sogenannten Just-in-time-Lieferungen über den Brenner wegen hoher zeitlicher Unwägbarkeiten vorerst Geschichte sein werden, begrüßen wir die Ertüchtigung der Brennerautobahn, insbesondere die Erneuerung der Brückeninfrastruktur. Die Brennerautobahn ist eine Pulsader der Wirtschaft im Alpenraum.“ Gößl verweist auf eine Studie der Handelskammer Bozen, nach deren Berechnungen der Güterverkehr im Brennertransit während der Neuerrichtung der Luegbrücke mit Mehrkosten von insgesamt 90 Millionen Euro zu rechnen hat. Vor allem die Zeitverluste durch die Einspurigkeit werden die Kosten nach oben treiben.
Um gerade Logistik- und Speditionsunternehmen über Fahrverbote und Einschränkungen auf der Brennerautobahn sowie Alternativrouten zu informieren, stellt die IHK unter www.ihk-muenchen.de/brenner ein umfangreiches Service-Angebot auf ihrer Homepage zur Verfügung. Dort wird unter anderem ein geplanter interaktiver Routenplaner der österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag speziell für LKWs im Schwerverkehr zu finden sein.