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Russland investiert in den Ausbau der Schieneninfrastruktur

Moskau (12.04.2019) Russland steckt Milliarden in den Ausbau seines Schienennetzes. Im Plan zur Entwicklung der Infrastruktur bis 2024 haben gleich zwei Großprojekte den Ausbau der Schienenwege zum Ziel.

Wachsende Personen- und Warenströme zwingen Russland, seine Schieneninfrastruktur zu verbessern. Für das Projekt "Hochgeschwindigkeitszugstrecken" sind etwa 622 Milliarden Rubel (1 Rubel = 72,76 Euro, Stand: 25. März 2019) und für das Vorhaben "Eisenbahntransport und -transit" 1,5 Billionen Rubel - rund 220 Milliarden Rubel mehr als ursprünglich geplant - vorgesehen. Die Finanzierung erfolgt aus dem föderalen Budget, über öffentlich-private Partnerschaften (PPP) und Konzessionsvergaben. Daneben fließen Gelder von staatsnahen Unternehmen wie der Russischen Eisenbahn (OAO RZD).

Das Investitionsprogramm der OAO RZD umfasst bis 2021 insgesamt 2,3 Billionen Rubel. Ein Großteil der für 2019 veranschlagten 680 Milliarden Rubel wird für den Ausbau der Bahninfrastruktur aufgewandt.

Da das Frachtaufkommen kräftig steigt, muss das Schienennetz dringend erweitert werden. Im Jahr 2018 verkehrten 6.363 Güterzüge zwischen China und der Europäischen Union. Das sind 73 Prozent mehr als im Vorjahr. Bis 2024 wird sich der Containerverkehr vervierfachen. Daneben wächst der Kohletransport: Im Jahr 2018 beförderte etwa jeder dritte Güterzug Kohle. Diese war damit das größte Massengut, noch vor Öl- und Ölprodukten, Erzen, Düngemitteln und Getreide.

Um das zunehmende Transportaufkommen bewältigen zu können, müssen Engstellen und eingleisige Streckenabschnitte erweitert werden. Bis 2025 dürften von den derzeit existierenden 85.300 Gleiskilometern bis zu 24.000 Kilometer einspurig sein, schätzt das Institut für Wirtschaft und Entwicklung des Transports (IERT).

Russland startet Bau von Hochgeschwindigkeitszugstrecken

Das Projekt zum Bau einer Hochgeschwindigkeitszugstrecke von Moskau nach Nischni Nowgorod hat eine Hürde genommen: Premierminister Dmitri Medwedew erteilte Mitte März 2019 seine Zustimmung zu dem Großprojekt, das im Infrastruktur-Entwicklungsplan enthalten ist. Die finale Entscheidung zum Bau der 8,3 Milliarden Euro teuren und etwa 300 Kilometer langen Strecke liegt nun bei Präsident Wladimir Putin, der Ende März 2019 weiterhin Vorbehalte zur Wirtschaftlichkeit signalisierte und nicht zustimmte. Als mögliche Technologiepartner gelten die deutsche Hochgeschwindigkeitsinitiative unter Führung von Siemens und ein chinesisches Konsortium. Ab 2024 sollen die ersten Züge rollen. Der Ausbau der Strecke bis Kasan würde weitere 14 Milliarden Euro verschlingen.

Die Errichtung der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen den Ural-Metropolen Jekaterinburg und Tscheljabinsk soll im Rahmen der Strategie zur Raumentwicklung bis 2025 erfolgen. Die Baukosten für den 220 Kilometer langen Abschnitt werden auf 4,6 Milliarden Euro veranschlagt. Sie sollen jeweils zur Hälfte aus dem Staatshaushalt und aus Geldern der Privatwirtschaft finanziert werden. Siemens und der Russische Direktinvestitionsfonds (RDIF) unterzeichneten ein Memorandum und wollen je 50 Prozent der Kosten tragen. Die Bauarbeiten sollen 2021 beginnen; die Inbetriebnahme ist für 2025 geplant. Beide Hochgeschwindigkeitsstrecken sind Teil des geplanten Eisenbahnkorridors "Eurasia", der Berlin und Peking künftig in 40 Stunden verbinden soll.

Startschuss für Bau der Polarkreisbahn

Überdies möchte Russland seine Territorien im Hohen Norden besser erschließen. Einen wichtigen Beitrag dazu wird die Polarkreisbahn (Sewerny Schirotny Chod) im Autonomen Bezirk der Jamal-Nenzen leisten, weil sie Anschluss an die Häfen und Industrieanlagen der polaren Seidenstraße bietet. Die Arbeiten an der etwa 680 Kilometer langen Strecke von Obskaja über Salechard, Nadym und Nowy Urengoj nach Korotschajewo haben Ende 2018 begonnen und sollen Anfang 2023 beendet sein. Das Unternehmen Sewerny Schirotny Chod errichtet im Rahmen einer PPP das 3,1 Milliarden teure Teilstück zwischen Obskaja und Nadym. Allein der Bau einer Brücke über den Fluss Ob verschlingt 660 Millionen Euro. Zwischen Nadym und Pangody errichtet der russische Gaskonzern Gazprom eine eigene, 100 Kilometer lange Nebenstrecke.

Die Ortschaft Obskaja fungiert künftig als Knotenpunkt. Geplant ist zum einen, Gleise zu verlegen, die den Anschluss an das Schienennetz in den europäischen Teil Russlands herstellen. Zum anderen soll die Strecke auf die Jamal-Halbinsel ausgebaut werden, die über Bowanenkowo nach Karskaja verläuft. Von der Siedlung Bowanenkowo, die am gleichnamigen Gasfeld liegt, wird in den nächsten Jahren eine Gleisstrecke nach Sabetta errichtet. Die Hafenstadt an der Ostküste der Jamal-Halbinsel war im Zuge des Baus des Gasverflüssigungswerks Jamal-LNG aus dem Permafrostboden gestampft worden.

Transportkapazität von Transsib und BAM soll erhöht werden

Russland baut im Rahmen des Projekts "Eisenbahntransport und -transit" die Transsibirische Eisenbahn (Transsib) und die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) aus. Präsident Putin hat angeordnet, bis 2024 die Transportkapazität auf beiden Strecken von derzeit 120 Millionen auf 180 Millionen Tonnen pro Jahr zu erhöhen, um die Kohletransporte zu den Exporthäfen im Fernen Osten zu steigern. Bis 2025 sollen für 8,1 Milliarden Euro bis zu 1.500 Gleiskilometer neu verlegt werden. Nahe der Ortschaft Seweromujsk in der Republik Burjatien ist ein neuer Eisenbahntunnel geplant. Außerdem soll der Streckenabschnitt über den Gebirgspass zwischen Bolschoj Lug und Sljudjanka am Baikalsee ausgebaut werden.