„Der typische russische Manager arbeitet heute 12 Stunden täglich an sechs Tagen in der Woche. Der trinkt mit ihnen abends vielleicht Anstands halber einen Wodka, doch danach geht er ins Bett“, berichtete Stephan Fittkau von der Firma Eagle Burgmann aus seinen Erfahrungen im Russlandgeschäft. Auch beim Zoll geht es in Russland lange nicht mehr so chaotisch zu, wie hierzulande gern gemeint wird. „Das Zollwesen ist noch immer kompliziert, dafür haben sie aber heute eine verlässliche Struktur“, so Sven-Boris Brunner vom Logistikunternehmen Millizer & Münch. Das Forum wurde veranstaltet vom Außenwirtschaftszentrum Bayern und der IHK Regensburg.
Bei den Workshops und Vorträgen von Firmenvertretern und Experten der Auslandshandelskammern in der IHK Regensburg wurde deutlich, dass zwischen dem Karpatenbecken und Zentralasien eine dynamische Entwicklung stattfindet, mit der die hiesigen Vorstellungen oft nicht mithalten können. Die Zeiten ändern sich eben auch in Osteuropa. Wer nach Russland geht, kommt nicht an Moskau vorbei? Falsch! „Moskau ist satt“, sagt René Harun von der AHK in St. Petersburg. Der Experte stellte ein Ranking der für deutsche Investoren interessantesten Regionen im größten Land der Erde auf – Sverdlovsk? Uljanovsk? Die Republik Tatarstan? Von vielen hat man vielleicht noch gar nichts gehört. Dabei bieten gerade die Regionen verschiedenste Möglichkeiten, und sie locken mit einem günstigen Investitionsklima.
Zu Gast in der IHK Regensburg war auch eine Delegation aus der russischen Republik Mordovien. Wirtschaftsminister Vladimir Mazov stellte mit Stolz seine Wolgarepublik vor – die Hauptstadt Saransk ist nur 330 Kilometer von Moskau entfernt, die Infrastruktur bestens, Breitband allerorten, eine gute Ausbildung für qualifiziertes Personal vorhanden. 2018 finden hier Spiele der Fußball-WM statt. Und für den Nordwesten, im Leningrader Oblast, das ist das Gebiet um St. Petersburg herum, warb der dortige Vizegouverneur Dimitrij A. Jalov mit guter Logistik und Platz zum Wachsen.
Viele neue Erkenntnisse brachte das diesjährige Ost-West-Forum also für die Teilnehmer. In Kasachstan und Aserbaidschan schlummert etwa dank der Ressourcenreichtümer noch viel Potenzial. Das EU-Land Rumänien steht heute viel besser da, als man zunächst meint. Blauäugig sollte jedoch niemand sein. „Osteuropa ist kein Easy Going, aber wer wirklich Unternehmer ist und sich etwas traut, der kann gute Geschäfte machen“, lautet die Meinung von Michael A. Popp von der Neumarkter Bionorica SE.