Erfolgsgeschichten - Archiv

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fairafric: Faire Schokolade verbessert Lebensbedingungen

München (Juli 2021): Das oberbayerische Unternehmen fairafric wird in der Presse häufig als „Pionier der Schokoladenwirtschaft“ betitelt. fairafric produziert als einziges Unternehmen Bio-Schokolade made in Africa für den Export nach Europa.

Eigene Produktionsstätte in Ghana

Warum werden Rohstoffe wie Kakao oder Kaffee eigentlich exportiert und wieso werden die fertigen Produkte nicht direkt vor Ort produziert? Das fragte sich fairafric-Gründer Hendrik Reimers während seiner Rucksacktour durch Ostafrika. So verfünffacht sich der Wert vom Kakao bis zur fertigen Tafel Schokolade, die Wertschöpfung liegt jedoch nicht im eigentlichen Ursprungsland.

2016 startete er eine Kickstarter-Kampagne, um mittels Crowdfunding den Beginn von fairafric einzuläuten: Die Resonanz war gut und so wurde die Bio-Schokolade schon bald mit passenden Kooperationspartnern produziert. Durch die steigende Nachfrage der fairen Schokolade war es 2020 möglich, eine eigene solarbetriebene Produktionsstätte und eine Chocolaterie-Schule im Kakaoanbaugebiet Suhum in Ghana zu bauen. Im Dezember 2020 wurden schließlich die ersten Schokoladentafeln aus eigener Produktionsstätte ins Münchner Lager geliefert. Fairafric liefert aktuell europaweit, zum Beispiel in die Schweiz, Österreich, Tschechien und Slowenien. Demnächst wird auch Frankreich als Zielmarkt hinzukommen. Im Moment beläuft sich der Exportanteil auf rund 20 Prozent.

Hürden im Auslandsgeschäft

Rund 70 Prozent des weltweiten Kakaovorkommens stammt aus Westafrika; da fiel es nicht schwer Ghana als Produktionsstandort festzulegen: „Ghana hat mit der EU eine Freihandelszone ausgehandelt, die es uns erlaubt, unsere Schokolade zollfrei nach Europa zu bringen“, weiß Marketingleiterin Elisa Scheidt, „außerdem ist es uns möglich, die Kühlkette für den Transport unserer Schokolade zwischen Ghana und Deutschland sicherzustellen".

Trotz allem die Vor-Ort-Produktion hat ihre Hürden: So kann das Unternehmen die Kakaobohnen nicht direkt von den Farmern beziehen. Aufgrund der gesetzlichen Regulierung des Kakaomarktes müssen die Kakaobohnen zunächst an die ghanaische Regierung verkauft werden. Erst im zweiten Schritt kann fairafric die Kakaobohnen wiederum von dieser beziehen. Auch Dinge, die in Deutschland als ganz selbstverständlich gelten, müssen im ländlichen Ghana erst entwickelt und aufgebaut werden. Die Versorgung der Fabrik mit Wasser und Strom zum Beispiel, aber auch die Abwasserentsorgung. Die Infrastruktur in Ghana ist bei Weitem nicht so gut ausgebaut wie in Deutschland. Deshalb gilt es gut vorauszuplanen oder eigene Lösungen zu entwickeln.

From tree to bar

„fairafric ist ein exzellentes Beispiel für gelungene Entwicklungszusammenarbeit“, lobt Business-Scout Oliver Wagener. Noch heute ist Ghana wirtschaftlich von Rohstoffexporten in den Globalen Norden abhängig. Aktuell arbeitet das Unternehmen mit rund 860 Farmern in der Region. „Wir zahlen die höchsten Kakaoprämien in ganz Westafrika, was den Farmern als Einkommensgrundlage dient und ihnen die Möglichkeit gibt, die Bildung ihrer Kinder bis hin zum Universitätsabschluss zu finanzieren. Außerdem sind sie mittels der fairafric Stiftung Anteilseigner des Unternehmens“, so Elisa Scheidt. Zudem arbeiten derzeit 62 Mitarbeiter in der Bio-Schokoladenfabrik, die eng mit dem Team in Deutschland zusammenarbeiten. Anders in Ghana üblich sind alle Angestellten kranken- und rentenversichert. 

„From tree to bar“ lautet die Devise des Unternehmens: Durch die direkte Herstellung der Schokolade in Ghana werden mittelständische Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft geschaffen. „Statt wie bei klassischer Entwicklungshilfe finanziell von Hilfsgeldern oder -gütern abhängig zu sein, können die Menschen sich so durch ihre eigene Arbeitskraft selbständig entwickeln“, erklärt Scheidt.