Erfolgsgeschichten - Archiv
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Mission possible - St. Kilian Destillerie
Andreas Thümmler war ein seit 25 Jahren erfolgreicher und bestens vernetzter Investmentbanker, als er 2012 sein Hobby zum Beruf – besser gesagt – zur Mission gemacht hat: Als Whisky-Kenner und Sammler hatte er auf seinen vielen Reisen öfters die ein oder andere Whisky Brennerei besucht, an Seminaren und Workshops teil genommen und sich einen riesiges Knowhow in Sachen Whisky angeeignet. Als das Gelände einer stillgelegten Textilfabrik in Rüdenau im Untermain zum Verkauf stand, schlug Andreas Thümmler zu. Rund vier Jahre später flossen die ersten Tropfen des Single Malt Whiskey seiner St. Kilian Destillerie. Inzwischen sind auch Händler aus Japan und China auf die edlen Tropfen aufmerksam geworden.
Warum St. Kilian?
Hintergrund der Destillerie ist die Reise der drei Mönche Kilian, Kolonat und Totnan im 7. Jahrhundert. Dazu heißt es auf der Website, Zitat: „Auf Anweisung des Papstes in Rom reisten sie in das Frankenland, um die hartnäckigen Heiden dort zu christianisieren. Alle vorherigen Versuche waren gescheitert. Ihre Vorgänger landeten allesamt die Mönche auf dem Scheiterhaufen. Im Gepäck hatten sie aber erstmals das „Aqua Vitae“ – das Wasser des Lebens sowie eine kleine Kupferbrennblase zu dessen Herstellung. Dem König Gosbert und seiner Königin Gailana am Hofe zu Würzburg überreichten sie ihren Gerstenbrand als Geschenk und berichteten von dessen heilsamer Wirkung auf Körper und Geist. Auf ihren missionarischen Reisen durch das ganze Frankenland kamen die Mönche auch nach Rüdenau, dem heutigen Standort unserer Destillerie. Dort vermischten sie ihren Trank mit dem Wasser des Ottilienbrunnens, einer heilsamen Quelle, wo schon lange zuvor, in den Zeiten der Römer, die dort den Limes bewachten, Wassergötter verehrt wurden. Was dann genau dort später entstand, ist heute eine Legende: St. Kilian Whisky.“
Social Media Kampagnen und Supermärkte
„Whisky made in Germany war verpönt, wir mussten lange Überzeugungsarbeit leisten.“ Aber wenn Andreas Thümmler etwas anfasst, wird es durch eine genaue und gut kalkulierte Vorbereitung und akribische Planung erfolgreich. Zunächst hieß es erst einmal Geduld haben, getreu dem Motto: good things come to those who wait. „Das ist eigentlich ein Zitat unter Surfern, die auf die perfekte Welle warten. Denn bis ein guter Single Malt Whisky herangereift ist, dauert es mindestens drei Jahre.“ Zudem setzte Thümmler und sein Team, zu dem 25 MitarbeiterInnen gehören, von Anfang an auf gut geplantes Internet-Marketing, baute gleich einen Online Shop auf und positionierte seine Destillerie in allen gängigen Social Media Plattformen. Auch mit den örtlichen Supermärkten vernetzte sich Thümmler schon von Beginn an – die Whiskys sind mittlerweile in fast jedem Supermarkt im Dreiländereck Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und den meisten Fachhändlern in ganz Deutschland zu kaufen. „Nicht nur die Produktion des Whiskys – und der Liköre gehören zum Angebot der Destillerie, sondern auch die Events und Stories drumherum“. So bietet die Brennerei auch Events wie online Tastings und in „normalen Zeiten“ auch filmreif inszenierte Führungen vor Ort an, in Zukunft auch in Kombination mit Rock- oder Heavy Metal-Konzerten.
Auch individuelle Services sind dabei, wie etwa ein eigenes Whiskyfass. Hier können LiebhaberInnen ihr individuelles Fass Whisky aussuchen. Dieses wird in Rüdenau gelagert und kann während der Reifezeit mit Freunden besucht werden. Auch das „ist ein Renner, denn viele KundInnen verschenken gerne mal eine Flasche aus ihrem Fass mit einem individuell erstellten Etikett“. Ein 30 l-Fass ergibt ca. 45 – 50 Flaschen.
Die Bude einrennen
Das geschickt eingesetzte Marketing führte dazu, dass Whisky Kenner der St. Killian Destillerie „die Bude einrannten“. Auch das enorm große 15.-20.000 Kontakte umfassende Netzwerk Thümmlers aus seinen Zeiten als Investmentbanker war hilfreich. Dann kam auch die Kooperation mit den Bavaria Filmstudios: Der Bud Spencer Whiskey und Likör sowie eine Edition Terence Hill Whiskey, die ebenfalls der Renner der St. Kilian Destillerie sind. Die Bavaria Film kannte St. Kilian, hatte wegen der Markenrechte Kontakt zu den Familien der beiden Schauspieler und regte die Rüdenauer Whiskymacher an, eine eigene Whisky-Reihe zu kreieren.
Es gibt über 290 verschiedenen Fasstypen, die Fässer für den edlen Tropfen sind meistens ehemalige Sherry oder Weinfässer aus Frankreich oder Spanien, aber auch neue Fässer aus Kastanien oder Eichen aus dem Spessart werden befüllt.
Immer bei den Gewinnern
Die Produkte aus Rüdenau werden oft bei internationalen Wettbewerben eingereicht und gewinnen regelmäßig Preise und Auszeichnungen. Auch durch nationale und internationale Messeteilnahmen hat sich die Firma einen Namen in die internationale Szene gemacht. Die noch junge Firma konzentriert sich zwar immer noch auf den deutschen Markt, aber es gibt regelmäßige Lieferungen in die Nachbarländer Österreich und Schweiz. Auch kommen immer wieder Anfragen aus asiatischen Märkten, die auch bedient werden. „Die Branntweingesetze und die Vorschriften für den Alkoholexport sind sehr unterschiedlich und auch von Land zu Land kompliziert. Deshalb informieren sich die Whisky Hersteller auch bei den ExpertInnen der IHK Aschaffenburg zum Thema Zollabwicklung.
„Das Ausland bombardiert uns teilweise mit den Anfragen, wir müssen mehr produzieren“, so Thümmler. Momentan werden 300.000 Liter Alkohol jährlich hergestellt, geplant sind aber 500.000 Liter. Die Lagerkapazitäten sind vorhanden, im Odenwald gibt es 120 ehemalige Betonbunker auf 78 Hektar mit Platz für 60.000 Fässer.
Thümmlers Tipp für Start-ups und ExporteinsteigerInnen: Alles muss gut vorbereitet und genau geplant sein. Man sollte sich im Inland zunächst gut positionieren „Hier in Rüdenau bereiten wir alles von langer Hand vor. Nach 12 Monaten Vorbereitung ist dann das Produkt für den In- oder Auslandsmarkt „ready to shoot.