Engelthal (September 2019) Schicke Naturledergriffe, große Luftreifen im Urban Design, Sportsitze aus Schafschurwolle – jeder AngelCab Kunde kann sich seinen ganz persönlichen Kinderwagen aus sieben Millionen Komponenten selbst erstellen.
Erfolgsgeschichten - Archiv
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Mit Nischenprodukt ins Ausland: AngelCab GmbH
Vor rund sieben Jahren fiel den Brüdern Vinzent und Luis Karger eine Studie in die Hand, die besagte, dass alle gängigen Kinderwagenmodelle Schadstoffe enthielten. Obwohl beide erst in ihren 20ern sind, beide kinderlos, sind sie familiär vorbelastet – ihre Mutter betreibt ein Geschäft für Umstands- und Kindermode in der Nürnberger Innenstadt – und wollten das genau ändern. „Da zahlt man 1.000 Euro und mehr und kauft gleich noch lauter Schadstoffe wie Phthalate dazu“, beklagt Luis Karger, der das Unternehmen vom fränkischen Engelthal aus führt. Zudem: „Alle Kinderwagen sahen gleich aus, trist und grau, dabei sind Kinder doch eigentlich eine fröhliche Sache.“ Also machten sich die Brüder ans Werk. Für jedes Material wurde nach einer schadstofffreien Alternative gesucht. Jeder AngelCab Kinderwagen ist handgefertigt und aus nachhaltigem Material. Zu Beginn wurde nur ein Wagen pro Monat gefertigt. Nicht zuletzt die Teilnahme an der TV-Sendung „Höhle der Löwen“ im Jahr 2015, lies die Nachfrage massiv steigen. Dennoch wuchs das Unternehmen organisch, um die Qualität zu wahren. Inzwischen beschäftigt AngelCab acht Mitarbeiter in Berlin und Engelthal bei Nürnberg.
Made in Franken
Die Modelle nennen sich "Classic" und "Urban" und bewegen sich im Preisrahmen zwischen 1.000 und 1.600 Euro. Eine extra große Liegewanne bietet in den ersten Monaten besonderen Komfort für das Baby, sobald das Kind sitzt, kann die Wanne gegen einen Sitz ausgetauscht werden. Das Design ist frei wählbar, zwischen klassisch gedeckten Farben und kunterbunten Stoffen ist für jeden etwas dabei. Wichtig ist für AngelCab die Herkunft und schadstofffreie Verarbeitung: Die Rattanwannen beispielsweise werden in Handarbeit in Lichtenfels geflochten. Sowieso setzt das Unternehmen auf "Made in Franken". Jeder Kunde hat die Möglichkeit sich seinen personalisierten Kinderwagen im Konfigurator zu erstellen. Die Lieferzeit beträgt 10-12 Wochen.
Probefahrt mit Kinderwagen
Gekauft werden die Kinderwagen inzwischen nicht mehr nur in Deutschland, sondern in der ganzen Europäischen Union. Vor allem in den Benelux-Staaten sind die AngelCab Wagen der Renner. Aber auch über die EU-Grenzen hinaus, werden Babys nun im "Engel-Taxi" kutschiert: In Australien, Südkorea oder zum Beispiel auch in Japan. Die Exportquote macht aktuell 20 Prozent aus. Der große Erfolg im Ausland war auch für die Gründer im ersten Moment eine Überraschung: „Beim Kauf eines Kinderwagens wollen werdende Eltern den Wagen klassischerweise anfassen, eine Probefahrt machen, den Stoff fühlen...“, so Karger. Bei Kinderwagen ist aktuell der stationäre Handel immer noch sehr präsent, dennoch verkauft AngelCab seine Kinderwagen nur über den firmeneigenen Online-Shop. In Nürnberg und Berlin gibt es Showrooms, zusätzlich bietet das Unternehmen deutschlandweit einen preisgünstigen Testwagenversand an. Die werdenden Eltern können den Kinderwagen im eigenen Umfeld übers Wochenende testen und dann kostenlos wieder zurück schicken. Für das Ausland ist das bislang nicht möglich; zu groß wären die Kosten und der Aufwand. Und doch trudeln die Bestellungen vermehrt auch aus dem Ausland ein.
Große Erfolge feiert das fränkische Unternehmen durch seine breit angelegten Social Media Aktivitäten: Auf Instagram tummeln sich fröhlich strahlende Babys im AngelCab neben stolzen Müttern in romantischer Kulisse neben ungewöhnlichen Werbefotos mit grauhaariger Dame in einer heruntergekommenen Halle. Beliebt ist AngelCab vor allem in der Blogger-Szene. „Wir sind aktuell dabei unsere Website auf englisch und französisch zu übersetzen", nicht zuletzt aufgrund der vermehrten Aufmerksamkeit durch ausländische Blogger.
Problemlos ins Ausland!
Beim Auslandsgang war auch der Kontakt mit der Industrie- und Handelskammer hilfreich. „Als kleiner Betrieb kann man relativ viel Unterstützung erhalten.“ Bei der Erstellung eines Exportvertrags war die IHK Nürnberg erster Ansprechpartner. Für Unternehmer, die ebenfalls den Weg ins Ausland wagen wollen, hat Luis Karger drei Ratschläge: „1. Wenn‘s im Kernmarkt nicht funktioniert, braucht man auch nicht ins Ausland. 2. Kenne deine Zielgruppe. Asien ist für uns zur Zeit noch uninteressant, da das allgemeine Interesse an schadstofffreien Produkten weitaus geringer ist und zu guter Letzt: Immer die ausländischen Normen, Regulierungen und rechtliche Rahmenbedingungen beachten. Das spart viel Ärger!“
+++ Conny Kauruff , Außenwirtschaftsportal Bayern +++
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