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Gastfreund GmbH: Vom Allgäu in die Welt

Das Kemptner Unternehmen Gastfreund GmbH will die Hotel- und Tourismusbranche digitalisieren und ist damit nicht nur in Europa, sondern auch in Curaçao äußert erfolgreich. Obwohl die Corona-Pandemie dem Unternehmen Steine in den Weg gelegt hat, konnte Gastfreund mit der Erschließung neuer Auslandsmärkte sogar weiter wachsen.

„Tirol vor der Nordsee!"

Das Jahr 2013 läutete nicht nur die Gründung der Gastfreund GmbH ein, sondern auch den Marktstart der digitalen Gästemappe aus dem Allgäu heraus. Recht zügig verbreitete sich diese aufgrund der Grenznähe auch in Österreich. „Tirol kam vor der Nordsee, Südtirol vor der Ostsee. Aufgrund der Geografie war für uns die Markterschließung anderer Länder schneller möglich als die Erschließung von Norddeutschland", so Daniel Schulze, Geschäftsführer der Software Plattform. Die Alpenregion sei sowieso ein Kunstbegriff, denn der Übergang zwischen dem Allgäu und der österreichischen Grenze sei fließend. 

Noch heute befindet sich die Hauptzentrale des Unternehmens in Kempten, daneben gibt es eine Niederlassung in Berlin sowie Mitarbeiter in Italien und den Niederlanden. Entwickelt wird die Software in Belgrad, Kempten und Berlin. Serbien gelte heutzutage als das Silicon Valley des Westbalkans und sei ein verlässlicher Partner für IT Software Outsourcing. 

Die digitale Gästemappe ist heute in 19 Ländern weltweit zu finden. Die fünf Kernländer sind Deutschland, Österreich, die Schweiz, Niederlande und Italien. „Und wo jeder staunt, wenn ich das erzähle: Curaçao ist der Platz 5 unserer Top-Märkte", sagt Schulze schmunzelnd. Die Karibikinsel Curaçao ist Bestandteil des Königreichs Niederlande. Die enge Verknüpfung der heimischen Hotellerie machte die Markterschließung möglich. 

Existenzängste während Corona

2020 wurde das Team der Gastfreund GmbH schon frühzeitig mit der Corona-Pandemie konfrontiert. „Durch Bergamo und Ischgl hatten wir das Thema Corona schon früh auf dem Schirm; die Progressivität jedoch hat uns überrascht", erinnert sich Schulze. Als IT-Unternehmen gab es bereits eine gute IT- und Cloud-Infrastruktur und Onlinemeetings oder Projektmanagementsoftwares waren schon im Vorfeld im Einsatz. „Wir haben die Schreibtische im Büro abgebaut und zu den Mitarbeitern nachhause geliefert", so war das Arbeiten an sich kein Problem.

Der deutsche Lockdown im Frühjahr und Herbst 2020 brachte die deutsche Hotelbranche jedoch zum Stillstand und auch die Auftragslage für Gastfreund war gering. „Es war eine schwierige Zeit, aber dank einem starken Investorenkreis und starken Business Agents haben wir den Lockdown mit unseren Kunden gemeinsam durchgestanden." 

Die größte Herausforderung der Corona-Pandemie: Die lokalen Covid-Regelungen der Auslandsmärkte im Blick zu behalten. Wie können und dürfen beispielsweise die Kollegen im Ausland arbeiten? Während in Deutschland die Hotelbranche monatelang geschlossen war, waren in der Schweiz alle Hotels stets offen, sodass hier sogar Neukundengeschäfte möglich waren. „Diese Monate haben uns gezeigt, wie wichtig die Erschließung anderer Märkte ist." So konnten die Auslandsmärkte den Rückgang der deutschen Kundenaufträge abgefangen.  „Das ist der Vorteil von Internationalisierung: Sie macht Unternehmen auch in Krisenzeiten stabiler!", so Schulze. 

Dennoch zeigt sich der Geschäftsführer demütig: "Viele Unternehmen haben Corona nicht überlebt." Es sei nicht selbstverständlich, dass die Gastfreund GmbH sich durchkämpfen konnte. Darum ist er besonders stolz, denn manchmal präsentiere sich eine Erfolgsgeschichte nicht durch eine steile Wachstumskurve, sondern durch solides Festhalten und Durchkommen. 

Breiter Marketing-Mix

Die Gastfreund GmbH setzt für ihren Unternehmenserfolg sowohl im In- als auch Ausland auf einen breiten Marketing-Mix: "50 Prozent aller Kundentermine finden über klassisches Outbound-Calling statt." Messen vor Ort seien für den Kundenkontakt unverzichtbar. Hotels seien oft lokal organisiert und tauschen sich lokal aus - vor allem die Mundpropaganda ist hier ein wertvolles Tool. Auch der Kontakt in Curaçao sei so zustande gekommen. Auch auf Social Media ist Gastfreund aktiv und setzt auf Paid Advertising bei Meta und Instagram. Derzeit stammen fast 40 Prozent aller Aufträge aus dem Ausland. Das variiere aber laut Schulze stark. Im Coronajahr 2020 lag der Auslandsanteil phasenweise bei über 70 Prozent. Wichtig für Gastfreund ist das Verständnis der unterschiedlichen Reisezyklen. Denn die Neukundengewinnung finde verstärkt in der Offseason statt. Für Skigebiete ist das der Sommer, für Hotels am Meer eher der Winter. Erst dann könne sich die Hotellerie mit Neuerungen wie Digitalisierung auseinandersetzen. Dieses Wissen ist für Daniel Schulze essentiell für das Auslandsgeschäft. Anderen Unternehmern, die mit dem Auslandsgang liebäugeln, möchte er folgenden Tipp mitgeben: "Immer dreimal mehr Zeit und Geld einplanen als ursprünglich gedacht!"