Oberfränkisches Traditionsunternehmen erobert die Welt - Weyermann Malz Bamberg

Bamberg (Januar 2024) - Fährt man aus Richtung Würzburg mit dem Zug in den Bahnhof der Stadt Bamberg ein, wird man kurz vorm Halt von einem wahren Schatz der Brauindustrie begrüßt: Die unter der Denkmalschutz stehenden großen Backstein-Gebäude der Firma Weyermann Malz GmbH & Co KG mit dem gelb-roten Markenzeichen zählen neben der historischen Altstadt mit ihren malerischen Fachwerkhäusern zum Bild der Stadt, welche für ihre einzigartige Bierkultur mit der höchsten Brauereidichte Deutschlands bekannt ist.

Das Familienunternehmen Weyermann, das auf eine fast 150-jährige Geschichte zurückblickt, hat sich nicht nur bereits in den 20er Jahren der vorigen Jahrhunderts als marktführender Hersteller von Spezialmalzen einen Namen gemacht, sondern auch international mit seinen Exportgeschäften Erfolge erzielt. „Alleine 14 Container gehen täglich in die USA“, berichtet Firmenchefin Sabine Weyermann, die sich die Geschäftsführung mit ihrem Mann Thomas Kraus-Weyermann und Tochter Franziska teilt. Das Gelände in der Bamberger Brennestraße umfasst nicht nur Mälzereien, Labore und Lager, sondern auch eine eigene Brauerei und eine Destillerie.  Weyermann Produkte sind bereits vielfach national und international ausgezeichnet, die Wände des Unternehmens mit Preis- und Siegerurkunden tapeziert.

Von 2 auf 260

Die Weyermann Malz GmbH wurde 1879 von Johann Baptist Weyermann gegründet. Zu zweit ging es in einem Hinterhof auf dem Bamberger Kaulberg in der Nähe des Domes los mit dem Mälzen. Seitdem hat sich das Familienunternehmen mit derzeit 260 MitarbeiterInnen zum größten globalen Player in der Malzindustrie entwickelt. „Mittlerweile produzieren wir in der 5. Generation Spezialmalze überwiegend für Bier, Brot und Whiskey“, sagt Sabine Weyermann. Ihren Schätzungen zufolge sind es 50.000 Biere weltweit, die  mit Weyermann Malz farblich und geschmacklich versetzt sind. „Unsere Malze finden sich im täglichen Ernährungs –Rhythmus wieder, ob früh im Müsli, in Essig, in Fleischersatzprodukten Backwaren bis hin zu Bier oder Whiskey“, ergänzt Franziska Weyermann. 25 registrierte Marken besitzt der Malzhersteller. Das Getreide für die Malze – Gersten, Weizen, Roggen und Dinkel –kommt überwiegend aus Franken. Neben dem Hauptsitz in Bamberg gibt es Mälzerei-Standorte in Haßfurt und Clingen in Thüringen. Das Auslandgeschäft in über 145 Länder weltweit wird über insgesamt 70 Vertriebspartner abgewickelt.

International von Anfang an

Internationale Kontakte und Vernetzungen gab es schon in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Die ersten Lieferungen gingen damals schon nach Amerika. „Hauptabsatzmärkte sind neben Deutschland und Europa die USA“, so die Firmenchefin.

Wirtschaftshistoriker Christian Kestel, der das Firmenarchiv der Firma leitet: "Nach unseren Erkenntnissen muss bereits in den 1890er Jahren ein nennenswerter Export stattgefunden haben, denn auf der „Exposition de Bordeaux“ 1895 und auf der Weltausstellung in Brüssel 1897 wurden unsere Spezialmalze mit Medaillen ausgezeichnet. Auf der bayerischen Landes-Industrie-Gewerbe- und Kunst-Ausstellung erhielten wir 1896 aus der Hand des bayerischen Prinzregenten Luitpold eine Goldmedaille für Vorzüglichkeit der Produkte und „bedeutende Ausfuhr“ (ohne weitere Differenzierung wohin)."

Das  älteste Geschäftsbuch von Weyermann, das sich erhalten habe, gehe bis 1907 zurück. Hier lassen sich Kunden in Lettland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Belgien, den Niederladen (Heineken!), Luxemburg, Frankreich, der Schweiz, Spanien und den USA (S. Liebman’s Son, Brooklyn/NY und Peter Schoenhofen Brewing Company, Chicago) nachweisen. 1929, im Jahr des 50. Jubiläums, wurde in über 30 Länder exportiert. "Fun Fact am Rande: 1928 – mitten in der Prohibition (1920-1933) – belieferten wir Anheuser-Busch in St. Louis, Missouri mit Spezialmalz aus Bamberg  - heute als AB InBev der weltgrößte Braukonzern und immer noch Kunde", sagt Christian Kestel.

"Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu wissen, dass Unternehmensgründer Johann Baptist Weyermann mit seiner Geschäftsidee der Spezialmalze sehr bald, quasi wohl von Anfang an, auf einen großen und weiträumigen Absatzmarkt gesetzt hat – anders als gewöhnliche Handelsmälzereien, die mit ihren Braumalzen als Massenprodukte primär lokale und regionale Märkte bedienten."

 

Immer unterwegs

Die ganze Familie ist – privat und geschäftlich - ständig unterwegs auf Reisen, auch schon zu Zeiten während Ausbildung und Studium. „Die Export-Erfolgsstory, die wir heute leben, begann in den 90er Jahren, als ich u.a. in einer mit der Firma befreundeten amerikanischen Mälzerei in den USA volontiert habe.“ Dort habe sie viele neue Kontakte in der Brauereiszene geknüpft und außerdem viel von der amerikanischen Mentalität gelernt und mit nach Hause genommen. „Die Motivation, die Freundlichkeit, die Emotionalität und  Begeisterungsfähigkeit der Amerikaner sind ansteckend. Das hat uns Weyermanns sehr geprägt und ist auch das A und O für unseren Exporterfolg weltweit.“

Mit einem Stand auf einer Fachmesse in Boston konnte Weyermann damals mit seinen Malzen überzeugen. Ein in den USA lebender deutschstämmiger Journalist berichtete in einer Fachzeitschrift über Weyermann löste damit eine Welle von Nachfragen nach den oberfränkischen Malzen aus. „Diese Welle schwappte dann nach Asien, genauer gesagt, nach Japan rüber und dann über alle Kontinente“, fasst Sabine Weyermann zusammen. Und besagte Welle - plus die Erfindung des WWW- markierte auch den Startpunkt für die erwähnte Export-Erfolgstory 2.0 nach den teilweisen mühsam Nachkriegsjahren und deren Auswirkungen, die das Exportgeschäft der Firma bis Anfang der 90er Jahre zwar zufriedenstellend, aber oftmals nur mäßig verlaufen ließ – als „Dornröschenschlaf“ bezeichnet Franziska Weyermann diese Zeit.

Export in die ganze Welt

Mit einem großen Portfolio an Malzsorten, die den unterschiedlichsten Brauweisen gerecht werden, hat das Unternehmen den globalen Markt erobert. Insbesondere in Biermärkten wie den USA, Asien und Südamerika konnte Weyermann-Malz in den letzten Jahren signifikante Absatzsteigerungen verzeichnen. Der internationale Mikro-Brauerei- und Craft-Beer-Hype verstärkte dies zusätzlich. Der Schlüssel zum internationalen Erfolg des Unternehmens liegt in der Verschmelzung aus Tradition und Innovation.

Die Kombination aus traditioneller Handwerkskunst und modernster Technologie macht die Malze von Weyermann einzigartig. Das Unternehmen hat es geschafft, bewährte Herstellungsmethoden zu bewahren, während es gleichzeitig in modernste Anlagen investiert hat. Und war 1977 die weltweit erste Firma, die eine moderne Wärmerückgewinnungsanlage in der Brennerstraße installiert und damit das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus gestellt hat.

Partnerschaften und Zusammenarbeit

Weiterer Aspekt des internationalen Erfolgs von Weyermann Malz liegt in der guten Zusammenarbeit mit den Kunden. „Wir verkaufen  nicht nur, sondern beraten maßgeschneidert, auch wenn die Brauerei noch so klein ist“, so Franziska Weyermann Brauereien weltweit. Diese partnerschaftliche Herangehensweise hat nicht nur zu einer treuen Kundenbasis geführt, sondern auch dazu beigetragen, die Bekanntheit der Marke weltweit zu steigern. Regelmäßig ist Weyermann Aussteller auf nationalen und internationalen Messen. „Die Exportmärkte haben wir uns ohne staatliche Hilfe aufgebaut, vorwiegend über Empfehlungsmarketing“, sagt Sabine Weyermann. Eng arbeitet das 16-köpfige Team der Weyermann-Exportabteilung mit der IHK Oberfranken Bayreuth zusammen. „Bei Zollfragen sind wir auf die ExpertInnen der IHK angewiesen. Auch die Fachseminare besuchen wir regelmäßig“.

International innen wie außen

Internationalität wird auch in der Firma selbst gelebt. „Unsere MitarbeiterInnen stammen aus 16 Nationen, wir bieten Inhouse- Sprachkurse an und haben regelmäßige Meetings in unserer Eventhalle, bei denen diese MitarbeiterInnen ihr Geburtsland vorstellen.

Erfolgsrezept

„Unsere Tipps für das Exportgeschäft? Lernen Sie am besten so viel wie möglich über das neue Exportland! Am besten, Sie kaufen ein Buch darüber oder lernen die Sprache“, sagt Sabine Weyermann. „Stellen Sie Personal ein, das Freude an Sprachen hat, neugierig und lernwillig ist. Und: liefern sie höchste Qualität, verkaufen Sie nie über Preis! Und seien Sie immer teamfähig –nur gemeinsam kommt man zum Erfolg. Und Erfolg zieht schließlich andere an!“