10 Jahre Bayerische Repräsentanz in Südamerika!

Die Bayerische Repräsentanz in Südamerika mit Hauptsitz in Santiago de Chile feiert 10-jähriges Bestehen. Pamela Valdivia, Leiterin der Repräsentanz, blickt zurück auf eine Dekade enger Zusammenarbeit zwischen Südamerika und Bayern.

Wie hat sich die Bayerische Repräsentanz in Südamerika in den letzten 10 Jahren entwickelt und welche Meilensteine wurden erreicht?

Wir unterstützen bayerische Unternehmen bei ihren Vorhaben in Argentinien, Chile, Kolumbien, Peru und seit 2023 in Uruguay. Unsere Arbeit wird vom bayerischen Wirtschaftsministerium finanziert und deshalb stehen wir bayerischen Unternehmen vor Ort kostenlos zur Verfügung. Wir sind da, wenn ein bayerisches Unternehmen einen neuen Markt erschließen, Verkaufsstrukturen ausbauen oder ein Kundennetzwerk aufbauen möchte. Dank unseres Arbeitsansatzes, der sich ganz stark auf die Vernetzung mit wichtigen Akteuren stützt, haben wir ein Netzwerk von Innovationsökosystemen schaffen können. Mit Hilfe dieser Netzwerke identifizieren wir die Bedarfe und Herausforderungen in Lateinamerika und versuchen, sie mit den passenden Ressourcen in Bayern zusammenzubringen. Unsere Beiträge bestehen beispielsweise darin, Unternehmensexpertise, aber auch innovative Startup-Lösungen im Bereich Technologie und Best Practices für Wasser- und Abfallwirtschaft, erneuerbare Energien, grüner Wasserstoff oder Industrie 4.0 anzubieten. Wir haben mit potenziellen Partnern für Innovationsprojekte oder Projektanträge beigetragen und Fördermöglichkeiten von beiden Seiten für Startups und Innovationen an potenzielle Interessenten weitergeleitet. Im Gegenzug haben wir Zugang zu Innovationsmöglichkeiten, zu realen Problemen realer Kunden und zu Leads für die bayerische Wirtschaft erhalten. Wir sind ein relevanter Partner geworden, der Innovationsökosystemen Mehrwert bietet, ein Partner für langfristige und sinnvolle Innovationsprojekte.

Wie bewerten Sie die aktuellen Außenwirtschaftsbeziehungen zwischen Südamerika und Bayern und welche Chancen sehen Sie für eine weitere Zusammenarbeit in Zukunft?

Auch in Südamerika hat man sehr unter Covid-19 gelitten, im internationalen Vergleich waren die Infektions- und Opferzahlen überdurchschnittlich hoch. In allen betrachteten südamerikanischen Ländern ist das BIP rückläufig, die Arbeitslosen- und Armutsquoten steigen wieder an, je nach Land mehr oder weniger stark. Den meisten Experten zufolge ist der wirtschaftliche Ausblick jedoch positiv. Der Vorkrisenstatus wird wahrscheinlich nicht durchgehend wieder erreicht. Deshalb sind Kooperationen mehr als willkommen, um die Wirtschaft langfristig wieder anzukurbeln und die Folgen der Pandemie durch Technologie- und Knowhow-Transfer zu überwinden. Bayern hat in dieser Region als Exporteur und auch als strategischer Technologie-Partner große Chancen. Deutsche Unternehmen werden in Südamerika aufgrund ihres erstklassigen Umweltschutzes und fairen Umgangs geschätzt. Diese soziale Verantwortung von Unternehmen ist ein entscheidender Differenzierungsfaktor, vor allem zu Unternehmen, die massive Investitionen in der Region tätigen. Deshalb unterstützen wir bayerische KMU sowie Startups dabei, die Potenziale von Argentinien, Chile, Kolumbien, Peru und seit Kurzem von Uruguay zu erschließen.

Welche Maßnahmen ergreift die Bayerische Repräsentanz in Südamerika, um den Wirtschaftsstandort Bayern bei südamerikanischen Unternehmen und Investoren zu positionieren?

In der bayerischen Innovationsstrategie stellt die internationale Vernetzung für Wissenschaft und Unternehmen einen zentralen Erfolgsfaktor dar, um nicht nur zur Erschließung neuer Märkte, sondern auch zur Erschließung von Zugängen zu neuen Wissens- und Kompetenzträgern und Kooperationspartnern beizutragen. Hierdurch können permanent Quellen neuen, innovativen Wissens erschlossen werden. Dies bedeutet in einer Welt des globalisierten Handels und der globalisierten Wissensproduktion eine zentrale Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg. Die Bayerische Repräsentanz für Südamerika vertritt die Interessen des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, um die bayerische Wirtschaft in unseren fünf lateinamerikanischen Märkten zu unterstützen. Hierfür arbeitet die Repräsentanz mit den Innovationsökosystemen vor Ort zusammen, baut Netzwerke auf allen Ebenen aus und erweitert sie fortlaufend. Bayerns exportorientierte Wirtschaft sowie die Wissenschaft wird so von der Repräsentanz vor Ort zur Anbahnung und Intensivierung von internationalen Vernetzungs- und Kooperationsaktivitäten unterstützt.

Welche Rolle spielen Innovation und Digitalisierung in der Zusammenarbeit zwischen Südamerika und Bayern und wie fördert die Bayerische Repräsentanz in Südamerika den Technologietransfer?

Wir vernetzen Großunternehmen, innovative KMU und High-Tech-Startups, Vertreter der angewandten Forschung, regionaler und nationaler Regierungen, und auch Vertreter aus dem Bereich Venture Capital, um gemeinsam die Innovationskapazitäten zu verbessern. D.h. wir arbeiten proaktiv mit Innovations- und Gründerlandschaften zusammen, um gemeinsam innovative Technologielösungen für lateinamerikanische Herausforderungen zu entwickeln, und bringen diese mit Akteuren und Kapazitäten in Bayern zusammen, die die Innovationsökosysteme dort, wie z.B. die bayerischen Cluster, bieten können. Digitalisierung ist zusammen mit Umwelttechnik und Energietechnik einer unserer Fokusbereiche.

Wie sehen Sie die Perspektiven der Außenwirtschaftsbeziehungen zwischen Südamerika und Bayern in den nächsten Jahren und welche Herausforderungen müssen überwunden werden, um diese Beziehungen zu stärken und auszubauen?

Südamerika bietet der bayerischen Wirtschaft interessante Zukunftsmärkte. Dabei genießen deutsche Unternehmen natürliche Vorteile in der Region, wie etwa kulturelle Synergien, eine starke Expat-Community in vielen Märkten und ein positives „Made in Germany“- Image bezüglich Wirtschaft und Politik. Laut Untersuchungen des Lateinamerika-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und McKinsey ist das derzeitige wirtschaftliche Engagement Deutschlands in der Region ausbaufähig. Den Unternehmen wird empfohlen, nationale Entwicklungspläne und Anreizsysteme zu nutzen, um die Regierungen bei der Entwicklung von Strategien für den Einsatz zukunftsorientierter Technologien zu unterstützen. Deutsche Unternehmen haben exzellente Chancen bei solchen Allianzen, die von gegenseitigem Interesse sind, insbesondere, was die Steigerung der Produktivität betrifft. Angesichts der Führungsrolle Deutschlands bei vielen Produktivitätsmessungen haben Regierungen in der gesamten Region Interesse daran, enge Beziehungen zu deutschen Unternehmen aufzubauen. Gerade unter den aktuellen Bedingungen werden diese Kooperationen mehr als willkommen sein, um die Wirtschaft langfristig wieder anzukurbeln und die Folgen der Pandemie durch Technologie- und Knowhow-Transfer zu überwinden.