US-Markt bleibt wichtig!
Der Wahlsieg von Donald Trump wird wahrscheinlich tiefgreifende Veränderungen in der US-Handelspolitik bedeuten. Welche direkten Konsequenzen könnte das für kleine und mittelständische Unternehmen haben, die auf Export in die USA angewiesen sind?
Wir als Bayerischer Industrie- und Handelskammertag (BIHK) haben die Unternehmen im Freistaat im Vorfeld der Wahl befragt und 60 Prozent der befragten Unternehmen bewerten den Ausgang der US-Wahl als wichtig (39 Prozent) oder sogar sehr wichtig (21 Prozent) für ihre Geschäftsstrategie. Als größte Risiken nach der Wahl sehen die bayerischen Unternehmen u.a. mehr Zölle und Handelshemmnisse (70 Prozent). Dies ist durchaus berechtigt: Donald Trump hat im Wahlkampf angekündigt, auf alle Importwaren einen allgemeinen Zollsatz erheben zu wollen. In der Höhe hat er sich noch nicht festgelegt, aber 10 bis 20 Prozent stehen im Raum. Das würde die Waren in den USA entsprechend verteuern, wenn die Zölle eingepreist werden. Wenn es Konkurrenzprodukte gibt, die direkt in den USA gefertigt werden und für die somit keine Zölle anfallen, werden diese im direkten Vergleich günstiger. Es gibt also potenziell einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber amerikanischen Konkurrenzprodukten.
In seiner ersten Präsidentschaft setzte Trump auf eine protektionistische Handelspolitik. Trump hat Zölle und Handelsbarrieren für Firmen aus der EU angekündigt. Welche Branchen wären Ihrer Meinung nach besonders betroffen?
Die fünf wichtigsten Exportgüter Bayerns in die USA sind Kraftfahrzeuge, Landfahrzeuge; Maschinen, Apparate, mechanische Geräte; elektrotechnische Erzeugnisse; optische, photografische usw. Erzeugnisse sowie pharmazeutische Erzeugnisse. Diese Branchen sind daher auch potenziell am stärksten von Zöllen betroffen. Für pharmazeutische Produkte aus Deutschland spielt der US-amerikanische Absatzmarkt eine überproportional große Rolle: Mehr als 20 % aller deutschen Pharmaexporte werden in die USA verkauft. Damit ist auch die Betroffenheit überproportional hoch.
US-Sanktionen gegen Drittstaaten, insbesondere China, könnten deutsche Unternehmen, die weltweit vernetzt sind, beeinflussen. Welche Risiken ergeben sich daraus für KMU in Bayern, die auf internationale Lieferketten angewiesen sind?
In der Umfrage haben um die 30 Prozent der bayerischen Unternehmen angegeben, dass sie mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftsbeziehungen mit China rechnen, wenn Donald Trump Präsident wird. Als zweitgrößtes Risiko nach der Wahl werden US-Handelssanktionen mit Auswirkungen auf Drittstaaten wie China (68 Prozent) gesehen. China war 2023 nach den USA der zweitgrößte Abnehmer bayerischer Waren. Wenn Trump die bisherige Technologiepolitik fortsetzt und die Exportkontrollen auf aus seiner Sicht kritische Technologien ausweitet, kann das auch bayerische Unternehmen treffen, die ihre „kritischen“ Waren nach China liefern. Außerdem können sie als Zulieferer für US-Unternehmen betroffen sein, wenn diese nicht mehr nach China liefern dürfen.
Die wirtschaftliche Unsicherheit und potenzielle politische Spannungen könnten sich auch auf die Investitionsbereitschaft auswirken. Was raten Sie bayerischen Unternehmen, die bereits in den USA investiert sind oder diesen Schritt planen?
Die USA sind das mit Abstand wichtigste Zielland für deutsche Direktinvestitionen und deutsche Unternehmen sind die drittgrößten ausländischen Investoren in den USA. Die Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen in den USA sind weiterhin gut. In der Herbstumfrage des AHK World Business Outlooks lag der Saldo aus besseren und schlechteren Geschäftserwartungen noch bei 52 gegenüber dem langjährigen Durchschnitt für die USA von 48. Gerade im Hinblick auf mögliche Zölle bietet die Produktion vor Ort Vorteile. Der US-Markt ist und bleibt für bayerische Unternehmen wichtig, daran wird auch die zweite Präsidentschaft von Donald Trump wenig ändern.
Welche Sektoren könnten möglicherweise sogar von einer Trump-Administration profitieren?
Relevant ist hier u.a., was nicht in den USA selbst produziert wird. In einigen Bereichen des Anlagenbaus gibt es beispielsweise kaum oder gar keine amerikanischen Unternehmen. Wenn die Hauptkonkurrenten auf dem Markt aus China kommen, könnte es sogar Vorteile durch die Zölle geben, da chinesische Produkte mit 60 Prozent besteuert werden könnten. Damit werden deutsche Produkte im Vergleich wieder deutlich wettbewerbsfähiger.