Hinweis:
Diese Meldung stammt aus dem Archiv. In archivierten Meldungen sind möglicherweise nicht mehr funktionierende Links zu anderen Websites enthalten. Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Funktionalität der Links.
„Die Auslandgeschäfte bayerischer Unternehmen brummen - trotz immer mehr Handelsbarrieren weltweit“
1. Welche sind die Haupt-Zielmärkte bayerischer Unternehmen und wie agieren diese im Auslandsgeschäft?
Unsere Brot- und Butterländer in der Nachbarschaft bleiben der wichtigsten Zielmärkte und schaffen auch wieder neue Wachstumsimpulse. 88 Prozent der im Ausland aktiven bayerischen Firmen verkaufen ihre Produkte in der Eurozone. Mit großem Abstand folgen die übrigen EU-Länder sowie die Schweiz und Norwegen. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen handeln mit China. Die bayerischen Unternehmen erschließen die Märkte dabei vor allem mit dem Export ihrer Waren, dies gaben 85 Prozent an. Gut jedes dritte Unternehmen setzt zudem auf einen selbständigen Kooperationspartner oder unterhält eine eigene Niederlassung im Ausland.
2. Welche "Problemzonen" gibt es für die bayerischen Firmen bzw. wie ist die Lage für sie im Osten (Russland) und China?
Die Geschäfte mit China laufen nicht mehr so gut, die früher immer zweistelligen Zuwachsraten sind deutlich zurückgegangen. Man könnte sagen, dass dort die Stimmung gekippt ist und sich eine gewisse Sättigung eingestellt hat. Bayerische Firmen sehen Lage und Perspektiven im Reich der Mitte leicht negativ. Ein negativer Trend ist auch für Russland abzulesen; die Sanktionen haben hier viele Geschäfte aus der Vergangenheit zunichte gemacht. Dagegen hellte sich die Situation in der Eurozone weiter deutlich auf. Auch in anderen Märkten, etwa in Nordamerika, im südlichen Afrika sowie im Nahen und Mittleren Osten zeigt sich ein eher positiver Trend. Hierdurch konnten viele negative Impulse aus den Krisenregionen der Welt komprimiert werden.
3. Thema Handelshemmnisse: Wie ist die Lage diesbezüglich? Nehmen die Hürden zu und was sind die größten Schwierigkeiten?
Die bayerischen Unternehmen sind im Ausland derzeit so erfolgreich wie nie, bei Handelsgeschäften wie bei Investitionen auf den Weltmärkten. Die Lage ist eigentlich paradox: Man könnte meinen, dass vor allem offene Märkte zu dieser Erfolgsgeschichte führen, dies ist aber mitnichten der Fall. Denn zugleich sehen sich die Unternehmen derzeit so vielen Barrieren auf den Weltmärkten gegenüber wie nie zuvor. 34 Prozent der in „Going International“ befragten Unternehmen spürten eine Zunahme von Handelshemmnissen. Besonders oft sehen sie sich mit speziellen Sicherheitsanforderungen konfrontiert. Außerdem fordern Länder lokale Zertifizierungsanforderungen, welche den Marktzugang erschweren. Dabei geht es zum Beispiel um zusätzliche Angaben, wo genau ein Produkt hergestellt wurde. Auch beim Zugang zu öffentlichen Aufträgen sehen sich Unternehmen mit Schwierigkeiten konfrontiert. Das alles ist wahrlich kein Grund für uns, die Hände in den Schoß zu legen, gerade weil die politische Großwetterlage nicht einfacher wird.
4. Die USA gehören zu den wichtigsten Zielmärkten für bayerische Unternehmen: Wie sehen ihre Erwartungen an die TTIP-Verhandlungen aus?
Die USA sind für bayerische Unternehmen seit einigen Jahren der Exportpartner Nr.1. Die befragten Unternehmen setzen weiterhin hohe Erwartungen in die transatlantische Partnerschaft und wünschen sich vor allem durch ein erfolgreich abgeschlossenes TTIP-Abkommen einen erleichterten Marktzugang in den USA. Dieser fängt bei einfacheren Ursprungsregeln an, geht über eine einfachere Zollabwicklung und dem Abbau der sogenannten nicht-tarifären Handelshemmnisse sowie von Zöllen bis hin zu einer Verbesserung der Regulatorischen Zusammenarbeit. Auch wenn die wirtschaftlichen Verflechtungen mit den USA schon sehr vielschichtig ausgeprägt sind, gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch viel Luft nach oben für High-Tech made in Bavaria.
5. Die Frage zum Schluss: Wo sehen Sie, ausgehend von der Umfrage, speziell für Bayern wichtige zukünftige Handlungsfelder für bayerische Unternehmen?
Eines unserer wichtigsten Zukunftsfelder ist die Dienstleistungswirtschaft, denn deren Aktivitäten finden im Zeitalter von Industrie 4.0 zunehmend grenzüberschreitend statt und gewinnen weltweit immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung. 70 Prozent des deutschen Wirtschaftswachstums werden inzwischen von Dienstleistungen getragen, 85 Prozent der produzierenden Unternehmen bieten inzwischen auch Dienstleistungen an. Im Rahmen einer bayerischen Sonderauswertung der Umfrage „Going International“ haben wir die Herausforderungen für die Serviceanbieter näher unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse machen einerseits deutlich, dass reine Dienstleistungsanbieter und Industrieunternehmen, die auch Services erbringen, die Herausforderungen unterschiedlich wahrnehmen. Andererseits sind aber auch einige Problemstellungen für alle gleich: Bei der Vorbereitung des Dienstleistungsexports fehlen vielen Firmen geeignete Vertriebsstrukturen und das Vertrauen, dass ihre Dienstleistungen exportfähig sind. Bei der Entsendung von Mitarbeitern stellen die Erfüllung rechtlicher und bürokratischer Auflagen sowie die Fremdsprachenkenntnisse der Mitarbeiter zwei zentrale Hindernisse dar. Auch im Zielland warten auf die Dienstleister zumeist von der lokalen Verwaltungsbürokratie verursachte Herausforderungen. In Kürze werden wir Einzelheiten zum Thema in unserer BIHK-Studie „Dienstleistungsverkehr im EU-Binnenmarkt: Hürden, Hindernisse und Herausforderungen“ veröffentlichen und dabei sowohl den Unternehmen Empfehlungen an die Hand geben als auch der Politik dringende Handlungsfelder aufzeigen.
ruebsam