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Erfahrungen aus erster Hand – Ost-West-Forum Bayern

Bereits zum 7. Mal findet am 28. Oktober in Regensburg das Ost-West-Forum Bayern statt, organisiert von der IHK Regensburg für die Oberpfalz und Kelheim, in Kooperation mit dem Außenwirtschaftszentrum Bayerns. Derzeit steht Osteuropa vor allem bezüglich der Russland-Ukraine-Krise im Fokus. Doch die Themenpalette des Forums ist viel breiter und die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Bayern und Osteuropa sind es auch, wie Markus Huber betont. Wir sprachen mit dem stellvertretenden Abteilungsleiter International bei der IHK Regensburg über Schwerpunkte des diesjährigen Forums und den Gewinn für teilnehmende Firmen.

Herr Huber, was erwartet die Besucher beim diesjährigen Ost-West-Forum?

Beim diesjährigen Ost-West-Forum geht es um zwei Dinge: Information und Austausch. Die Teilnehmer erhalten Kontakte zu wichtigen Ansprechpartnern der Auslandshandelskammern und zu verschiedenen Fachexperten. Das Forum ist auch entsprechend politisch aufgehängt und wird von der Politik als wichtige Plattform wahrgenommen.

Sehr gut kommen bei den Unternehmen auch die „Best Practice“ Beispiele an. Erfahrungen von Firmen aus erster Hand, die ein „wenig aus dem Nähkästchen“ plaudern, wie es ihnen beispielsweise beim Markteintritt ergangen ist, wo die Fallstricke und Fettnäpfchen lauerten, was sie anderen empfehlen und mit auf den Weg geben möchten.

Das Ost-West-Forum findet bereits das 7. Mal statt. Wie sind die Erfahrungen der Vorjahre, was ist neu?

Die Erfahrungen sind durchweg positiv, etwa 120 Teilnehmer nehmen das Angebot wahr. Jedes Forum ist anders, was nicht zuletzt an den unterschiedlichen Länderkonstellationen liegt. Dieses Jahr widmen wir uns Russland und Belarus, den Baltischen Staaten sowie Polen, Rumänien und Ungarn.

Konzeptionell haben wir den Ablauf verbessert und optimiert.

In einer großen Podiumsdiskussionsrunde mit renommierten Rednern und Diskutanten wie dem Geschäftsführer der GTAI Dr. Jürgen Friedrich oder dem Vertriebsvorstand der Huber SE, Berching, Rainer Köhler, wollen wir die gesamte Region näher beleuchten

Am Nachmittag in den einzelnen Länderpanels soll dann nicht ein „Vortrag den anderen jagen“, sondern es ist bewusst beabsichtigt, mit Hilfe erfahrener  Moderatoren eine interaktive Diskussion zwischen den Referenten und Teilnehmern entstehen zu lassen.

Erstmals ist auch das Hauptzollamt Regensburg mit einem Zoll-Meeting-Point vertreten. Hier haben die Unternehmer die Möglichkeit Antworten auf ihre Fragen zum Themenbereich Zoll zu erhalten.

Wird 2015 die Ukraine-Russland-Krise alle anderen Themen überschatten?

Wir haben bei der Auswahl der Länder darauf geachtet, dass wir Länder nehmen, die momentan auf der Agenda stehen, über die man quasi täglich hört. Russland und Belarus haben wir zu einem Länderpanel zusammengefasst.

Daneben aber geht es auch um die EU-Mitglieder, die wir einmal als Nordachse, mit Estland, Lettland, Litauen und Polen zusammengebunden haben und dann als Südachse Ungarn und Rumänien.

Es kann es sein, dass der  Russland-Ukraine-Konflikt vieles in den Schatten stellt, aber hier beim Forum geht es vor allem um die Wirtschaft in den im Focus stehenden Ländern.

Wo wir schon bei Thema sind. Bekommen Sie als IHK bezüglich der Sanktionen viele Anfragen und ist die Unsicherheit bei den Unternehmen sehr groß?

Aktuell sind circa 230 Unternehmen aus dem Kammerbezirk der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim in Russland aktiv. Anfragen waren, als  Sanktionen eingeführt wurden, merklich da und auch Unsicherheiten. Das hat sich aber inzwischen wieder etwas gelegt. Es gibt Firmen, die sich aufgrund von Sanktionen zurückziehen mussten, ich sehe jedoch keinen großen Exodus.

Im Gegenteil, die Unternehmen haben so viel Zeit und Mühe investiert, dass sie am Ball bleiben. Gute Beziehungen wurden über Jahrzehnte aufgebaut, das hat Zeit und Geld gekostet, das schenkt man nicht einfach her. Irgendwann wird sich das Thema mit Sanktionen wieder erledigen, problematisch ist in diesem Zusammenhang nur der Währungsverfall des Rubels. Rein nach den Zahlen betrachtet, sind die Exporte zwar zurückgegangen, aber das Geschäft ist nicht ganz weggebrochen.

Gibt es zwischen Bayern und Osteuropa besonders intensive wirtschaftliche Beziehungen?

Das ist genau der Punkt. Made in Germany, made in Bavaria hat einen Namen in der Welt und auch in Osteuropa. Bayern kennt man: natürlich die Lederhosen-Tradition, das Oktoberfest, Gaudi und Spaß, aber genauso auch innovative Produkte. Das gilt was. Wir haben einen guten Namen und eine gute Reputation. Und Bayern pflegt intensive Beziehungen hinaus in die Welt und nach Osteuropa. Bayern und Russland haben hierbei politisch und wirtschaftlich einen ganz besonderen Draht zueinander. 

Worauf kommt es im Geschäft mit Osteuropa besonders an? 

Man muss sich gegenseitig wertschätzen, sich ernst nehmen, eine persönliche Beziehung aufbauen, sich auf Augenhöhe begegnen. Ein Geschäft sollte immer zu beiderseitigem Nutzen sein. Das ist gerade in Osteuropa besonders wichtig. Dazu gehört eben auch mal, dass man abends beieinander sitzt, etwas isst und trinkt und sich gegenseitig von der Familie erzählt. Da geht es nicht immer nur ums Geschäft, man muss schon eine Art freundschaftlichen Kontakt aufbauen.

Sind Osteuropa oder die einzelnen Länder für bestimmte Branchen interessant?

Von den sechs Ländern, die dieses Jahr im Ost-West-Forum eine Rolle spielen, kann man schon auf unserem Programm thematische Schwerpunkte erkennen.

Bei Polen und den Baltischen Staaten spielt Logistik eine ganz wichtige Rolle: Die Polen wollen ihr Schienen- und Straßennetz ausbauen. Das Baltikum wird immer gesehen als Eingangstor, logistischer Stützpunkt nach Russland hinein.

Und bei Ungarn und Rumänien geht es nach wie vor um das Thema „verlängerte Werkbank“, Beschaffungsmärkte oder die gemeinsame Auftragsabwicklung. Wir haben uns der Themen angenommen, die bei uns immer auf der Tagesordnung sind und diese dann in die Panels eingearbeitet.

Wir würden Sie Unternehmen motivieren/überzeugen, die sich noch nicht in Osteuropa engagieren?

Eine Chance birgt immer Risiken und Risiken bergen immer Chancen. Man muss genau hinschauen und nicht blauäugig in einen fremden Markt reinmarschieren. Ein Engagement sollte  klassisch zuerst mit grundelementaren Dingen wie der Erstellung eines Business-Plans mit entsprechender Budgetausstattung begonnen werden. Vor alledem steht jedoch das Einholen von Informationen bzw. das Aneignen von Wissen über den Markt. Dazu dient auch das Ost-West-Forum.

 Osteuropa bietet für bayerische Unternehmen große Chancen, gerade wegen seiner  geographischen Nähe und guten Infrastruktur. Seine Märkte sind uns ähnlicher als andere Exportmärkte wie zum Beispiel die USA. Wenn ich mir die einzelnen Märkte in Polen, Rumänien oder Ungarn anschaue, dann ist da eine enorme Nachfrage nach bayerischen und deutschen Produkten vorhanden. Wir haben einfach ein positives Image draußen in der Welt.

Herr Huber, vielen Dank für das interessante Gespräch.

 

Das Interview führte Christian Rechholz.