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Handwerk gestaltet Entwicklung: Skilled Crafts and Trade Network 4 Africa

Marina Neuendorff ist Projektleiterin bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Bereich Innovative Ansätze der Handwerksförderung und verantwortlich für das 2017 gestartete Förderprogramm „Skilled crafts and Trade Network 4 Africa“. Das Programm ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Handwerks (ZDH) und des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und richtet sich an deutsche Handwerksorganisationen und Betriebe aus dem Handwerk Diese sollen motiviert werden, Lern- und Betriebspartnerschaften mit afrikanischen Ausbildern/ Berufsschullehrern und Handwerkern zu bilden und zu leben. Auwi-Portal Redakteurin Karoline Rübsam sprach mit Marina Neuendorff über die Chancen des Programms für deutsche und afrikanische Teilnehmer.

Was war die Motivation, ein Programm wie Skilled Crafts ins Leben zu rufen?

Leider wird Afrika in der Öffentlichkeit immer noch eher negativ wahrgenommen, egal ob unter  politischen oder wirtschaftlichen Aspekten -  als Kontinent, aus dem die Menschen flüchten. Das BMZ unter Gerd Müller hat mit dem Marshallplan für Afrika einen Schwerpunkt auf die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika gesetzt und möchte deutsche mittelständische Firmen motivieren, sich stärker dort wirtschaftlich und sozial zu engagieren, möglichst mit einem win-win-Effekt. Wir wollen das deutsche Handwerk mit ins Boot nehmen, um mit kleineren Betrieben aus dem Handwerk vor Ort zusammenzuarbeiten und Beschäftigungsmöglichkeiten zu stärken.

Skizzieren Sie bitte die Ziele des Programms!

Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Handwerk und den Akteuren der beruflichen Bildung in ausgewählten Ländern Afrikas zu stärken. Ein internationales Netzwerk aus Handwerksorganisationen und Handwerksbetrieben in Deutschland und Afrika soll dabei aufgebaut werden. Es ist eine Art Hilfe zur Selbsthilfe: Durch Betriebspartnerschaften können deutsche Handwerker afrikanischen Ausbildern und Betriebsinhabern mit ihrer Expertise Wissen vermitteln und so für beide Seiten Kooperationsmöglichkeiten entdecken. Sie machen die  afrikanischen Lehrer und Ausbilde rmit neuen Lernmethoden vertraut, die diese  in ihrer Heimat anwenden und somit jungen Leuten in der Ausbildung neue Perspektiven vermitteln. Weiter gedacht kann das möglicherweise den Fluchtstrom nach Europa verhindern, da die jungen Leute sich in ihrer Heimat etwas aufbauen können.

Eine Teilnahme auf deutscher Seite ist mit Zeit- und Personalaufwand verbunden. Was bringt das Programm den deutschen Betrieben und Handwerksakteuren?

Teilnehmende deutsche Betriebe können ihre Aktivitäten im Bereich Entwicklungszusammenarbeit ausweiten und neue Geschäftsfelder und Märkte für  sich erschließen. Wir haben zum Beispiel einen Möbelhersteller aus Regen in der Oberpfalz, der durch das Programm einen Möbelproduzenten in Uganda gefunden hat, die beide mit der gleichen CNC Maschine arbeiten und nun  gemeinsame Produkten entwickeln. Beide Seiten profitieren maximal – ein schöner Erfolg für uns! Ein weiteres Ziel ist es, dem afrikanischen Handwerk das System der Innungen und deren Vorteile näher zu bringen für eine eventuelle Adaption in ihrem Land.

Welche Komponenten hat das Programm?

Es gibt einen E-Learning Kurs zur Vorbereitung auf die Tätigkeiten in der Entwicklungszusammenarbeit sowie  Matchingreisen nach Afrika,  bei denen Fachkräfte des deutschen Handwerks ausgewählte Betriebe in Afrika besuchen, mit denenanschließend  Betriebspartnerschaften geschlossen werden können. Die Reisen werden komplett finanziert. Wir hatten 2018 insgesamt vier Matchingreisen mit insgesamt 33 Teilnehmern: Zwei Reisen gingen nach Ruanda, eine nach Uganda und eine nach Äthiopien. Auch Kurzzeiteinsätze von beiden Seiten werden gefördert. Dabei werden Fachkräfte in Betriebe oder Bildungsorganisationen vermittelt. Die deutschen Handwerker, die in ein afrikanisches Land dortige Mitarbeiter in Betrieben oder Schulen zu unterrichten, erhalten ein Honorar für die Arbeit.. Durch einen ergänzenden Handwerkerfonds werden die ersten Schritte zu Partnerschaften finanziell unterstützt: Handwerkskammern, Innungen und Verbände und deren Einrichtungen können für kleinere Maßnahmen wie etwa ein Seminar  Zuschüsse von bis zu 7.500 Euro beantragen.

Das Programm läuft noch bis Ende 2019. Wird es weiter gehen und was steht als nächstes Jahr an?

Wir gehen davon aus, dass es weitergehen wird, denn der Fokus des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung liegt weiterhin auf Afrika. Das Programm hat bereits erste Ergebnisse erzielt, z. B. existiert bereits ein Netzwerk von ca. 60 deutschen Handwerkern, mit denen wir bereits eng zusammenarbeiten. Als nächstes stehen zwei Matchingreisen nach Südafrika und Tansania an. Zudem gibt es  eine Vielzahl an Partnern aus afrikanischen Ländern, die v.a. mit Kammern und Innungen in ganz Deutschland zusammenarbeiten. Sie sehen, wir weiten das Netzwerk aus und sind weiterhin auf der Suche nach weiteren Mitstreitern aus dem Handwerk.