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IHK München und Oberbayern: Bereichsleiter Christoph Angerbauer stellt sich vor

Christoph Angerbauer ist seit Juli Bereichsleiter International, Industrie, Innovation der IHK für München und Oberbayern sowie Mitglied der Hauptgeschäftsführung. Er spricht über Herausforderungen und Zukunftsszenarien der bayerischen Außenwirtschaft.

Herr Angerbauer, stellen Sie sich doch bitte kurz vor und beschreiben Sie Ihren beruflichen Werdegang.

Ich bin gebürtiger Münchner - nach meinem Jura-Studium hat es mich aber nach Vietnam verschlagen. Dort war ich Leiter der Rödl & Partner-Niederlassung in Ho Chi Minh Stadt und war vor allem im Bereich Gesellschafts- und Steuerrecht tätig. Anschließend habe ich über sechs Jahre in China als stellvertretender Delegierter der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Shanghai gearbeitet. 2017 bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und habe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin Sonderprojekte für die Auslandshandelskammern übernommen. Im Rahmen dieser Aufgabe habe ich u.a. als kommissarischer Geschäftsführer Leiter in Kairo, Manila und Peking gearbeitet, die Auslandshandelskammern in den USA, Peru, Kasachstan und Äthiopien unterstützt und die vergangenen drei Jahre  als Referatsleiter Europa die strategische AHK-Koordination übernommen. Nach all den Jahren freue ich mich jetzt aber umso mehr, wieder zuhause in München zu sein und in der IHK München für Oberbayern als neuer Leiter des Bereichs International, Industrie, Innovation bayerische Unternehmen zu unterstützen.

Was war Ihre größte berufliche Herausforderung? 

Das ist eine schwierige Frage und so nicht einfach zu beantworten. Tatsächlich sind es vor allem Struktur- und Organisationsthemen, die den größten Kraftakt darstellen. Mit Land und Leute oder auch der Sprache hatte ich nie Probleme.

Was unterscheidet das Arbeiten bei den Auslandshandelskammern und der Industrie- und Handelskammer? 

IHK und AHK haben grundsätzlich einen ähnlichen Auftrag: Unsere Unternehmen bei ihren Aktivitäten unterstützen und damit die Wirtschaft insgesamt zu stärken. Dennoch ist die Art des Arbeitens sehr unterschiedlich. Die AHKs muss sich in einem fremden, teils sehr schwierigen, Rechts- und Institutionsrahmen bewegen. Die IHKs haben dagegen als Körperschaften des öffentlichen Rechts einen umfangreichen gesetzlichen Auftrag, dazu gehören die Interessenvertretung für die gesamte gewerbliche Wirtschaft, Serviceleistungen und viele hoheitliche Aufgaben, die der Staat der Wirtschaft im Sinne einer unternehmensnahen Selbstverwaltung übertragen hat. Deswegen gibt es bei den IHKs die gesetzliche Mitgliedschaft, bei den AHKs nicht.

Welche Herausforderungen muss die bayerische Außenwirtschaft in den kommenden Monaten bewältigen? 

Die größten Herausforderungen aktuell sind zum einen das Thema Fachkräftemangel, zum anderen das Thema Energie. Der Krieg in der Ukraine, aber auch die Corona-Pandemie haben schon für eine Instabilität der Lieferketten gesorgt und mit der Energiekrise wird das Thema noch verschärft. Außerdem werden die Spannungen zwischen USA und China uns über viele Jahre weiterhin beschäftigen.

Wie kann die IHK Unternehmen dabei unterstützen? 

Beim Thema Energie gibt die IHK vor allem die notwendigen Informationen an die Unternehmen weiter. Sie fungiert jedoch auch als Mittler zwischen Unternehmen und Politik. Beim Thema Fachkräfte sind wir vor allem daran interessiert, die notwendigen Weiterbildungen anzubieten. Mit der Unterstützung der AHK vermitteln wir jedoch auch Mitarbeiter mit dem notwendigen Knowhow vor Ort. Mit unserer Plattform-Funktion fördern wir insbesondere auch den Austausch der Unternehmen untereinander.

Derzeit unterstützen die Industrie-. und Handelskammern das Projekt ONLINE erfolgreich im Ausland, das bayerische Unternehmen bei der Digitalisierung unter die Arme greifen soll. Welche Schlüsse ziehen Sie persönlich die Notwendigkeit der Digitalisierung? 

Digitalisierung ist in meinen Augen ein starker Faktor für die Internationalisierung und ein Vertriebskanal, den man nicht vernachlässigen darf. Generell finde ich hat Deutschland hier noch einen großen Nachholbedarf. Vor zehn Jahren hatte man schon in Vietnam flächendeckend stabiles Internet und selbst im Dschungel in Kambodscha habe ich ein stabiles Netz.

Auch andere Länder haben hier einen deutlichen Vorsprung: Das Baltikum, die USA, China – in Deutschland bricht meine Handyverbindung immer noch regelmäßig ab, wenn ich unterwegs bin. Unser Projekt ONLINE erfolgreich im Ausland ist eine ganz konkrete Unterstützungsmöglichkeit, um die Digitalisierung bayerischer Unternehmen voranzutreiben. Sicher ist aber auch, dass man Digitalisierungsrisiken wie Cyberattacken oder Datendiebstahl gleichzeitig mit geeigneten Mitteln minimieren muss.

Welche Zukunftsszenarien können Sie sich vorstellen: Was steht der bayerischen Wirtschaft noch bevor? 

Ich denke der Konflikt zwischen den USA und China wird das dominierende Thema werden. Die Rivalität der zwei Weltmächte wird Europa – aber  auch Bayern im Speziellen –  betreffen. Die große Frage: Welche Rolle können und werden wir in diesem Konflikt einnehmen?