Internationale Technologietrends für das Innovationsland Bayern

Nürnberg (Juni/Juli 2024) - Das Projekt International Scouting beschäftigt sich mit den Fragen, welche technologischen Trends und Innovationen es in ausländischen Märkten gibt und wie relevant sind diese für bayerische Unternehmen. Wo gibt es eine besonders hohe Exportattraktivität bayerischer Technologien in andere Länder auf der ganzen Welt? Projektleiter Nico Goller von Bayern Innovativ steht Rede und Antwort.

Um was geht es beim Projekt International Scouting?

Ganz konkret geht es uns darum, die besten Export-, Import- und Kooperationspotenziale für bayerische Unternehmen im Ausland zu erschließen. International Scouting ist ein Kooperationsprojekt von Bayern Innovativ, Bayern International, Invest in Bavaria sowie den bayerischen Auslandsrepräsentanzen und wurde vom bayerischen Wirtschaftsministerium initiiert. Der Lead bei Methodik und Durchführung liegt beim Team Innovationsmanagement der Bayern Innovativ. Unser gemeinsames Ziel ist, die bayerische Innovationslandschaft durch internationale Zusammenarbeit weiter zu stärken. Dafür identifizieren wir die wichtigsten technologischen Trends und Innovationen in Auslandsmärkten mit Potenzial. Bewertet werden die identifizierten Trends im Anschluss von ausgewiesenen Fachleuten aus bayernweit tätigen Clustern und Innovationsnetzwerken, denn sie haben einen hervorragenden und objektiven Überblick über die aktuelle Situation des bayerischen Innovationsöko-systems. Dadurch können wir schlussendlich die besten Export-, Import- und Kooperationspotenziale für innovative Unternehmen aus Bayern in den untersuchten Auslandsmärkten ausmachen. So können unter anderem außenwirtschaftliche Fördermaßnahmen gezielter angegangen werden.

Welche strategischen Lücken in der bayerischen Wirtschaft wurden durch das Projekt International Scouting identifiziert, und wie können Technologien aus dem Ausland dazu beitragen, diese Lücken zu schließen?

In unseren länderspezifischen Analysen haben wir viele interessante Importoptionen oder auch Kooperationsmöglichkeiten für gemeinsame Innovationsprojekte entdeckt. Dabei muss es sich nicht explizit um strategische Lücken in der bayerischen Wirtschaft handeln, sondern um Technologietrends, in denen andere Nationen bereits sehr stark sind. Nur ein Beispiel: Mexiko ist schon heute sehr weit was die Forschung und Entwicklung im Bereich Pflanzenbiotechnologie angeht. Diese gilt als Wegbereiter für eine nachhaltigere Landwirtschaft und Gesundheitsversorgung durch gute Ernährung. Das wiederum sind Themen, die auch in Bayern zunehmend an Bedeutung gewinnen. Durch den Import von Technologien, Know-how oder Ressourcen, aber auch durch die Ansiedlung ausländischer Unternehmen kann ein Mehrwert für die bayerische Wirtschaft entstehen. Im kommenden Jahr wollen wir die länderspezifischen Analysen verdichten und gesamthaft in einer vergleichenden Analyse betrachten. Dann können wir diese Frage noch umfassender beantworten.


Nach welchen Kriterien wurden die sechs Märkte für das Projekt International Scouting ausgewählt, und welche Kriterien wurden bei der Identifizierung und Bewertung der Technologietrends in diesen Märkten angewendet?


Der Scoutingplan wird in einem Lenkungsausschuss festgelegt. Dieser besteht aus Mitgliedern aller Kooperationspartner und dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Bei der Auswahl der Märkte spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Darunter fallen regionale Ausgewogenheit sowie eine Mischung aus Hochtechnologieländern und technologisch vermeintlich weniger fortgeschrittenen Ländern. Außerdem zeitnah geplante Aktivitäten der Kooperationspartner, für die eine solche Analyse der Länder förderlich ist. Ein besonders wichtiges Kriterium ist das Vorhandensein einer bayerischen Auslandsrepräsentanz, der wir mit unserer Analyse eine zielgerichtete Strategiebildung ihres betreuten Marktes ermöglichen. Für 2024 stehen nach Uruguay und Großbritannien noch die Slowakei, Kanada und Bulgarien auf dem Plan.
Unsere Suche nach relevanten Technologietrends bewegt sich innerhalb der Innovationsbereiche, die für die bayerische Wirtschaft am wichtigsten und in der bayerischen Forschungs-, Technologie- und Innovationsstrategie klar definiert sind. Also in den Zukunftsfeldern Mobilität, Energie, Life Sciences, Materialien und Werkstoffe sowie Digitalisierung. Die identifizierten Trends werden gemeinsam mit bayerischen Branchenexperten nach fünf Kriterien bewertet: Exportattraktivität, Importattraktivität, Kooperationspotenzial, Kompetenzen in Bayern sowie Bedeutung für die bayerische Wirtschaft.

Welche konkreten Maßnahmen wurden aufgrund der Ergebnisse des International Scouting-Projekts entwickelt, um die Verbindung zwischen der bayerischen Wirtschaft und den ausländischen Märkten zu stärken? Können Sie Beispiele für erfolgreiche Umsetzungen nennen?

Der größte Vorteil der Scoutingergebnisse ist, dass sie sich in verschiedenen Kontexten gezielt einsetzen lassen. Generell werden die Analyseergebnisse von den Auslandsrepräsentanzen genutzt, um ihre Strategie zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen ihrer Länder zu Bayern sowie ihre Förderinstrumente methodisch und inhaltlich anzupassen. Außerdem fließen die Ergebnisse in die Optimierung verschiedener Maßnahmen ein. Beispielsweise, um Delegationsreiseprogramme zielführend zusammenzustellen.

Hinzukommt, dass wir die bayerischen Teilnehmenden dieser Delegationsreisen vorab über die wichtigsten Technologietrends und Geschäftschancen informieren können – ihnen also einen Wissensvorsprung verschaffen.
Zusätzlich führen wir Workshops auf internationalen Kongressen mit bayerischen und ausländischen Unternehmensvertretenden durch, um aus den Analyseergebnissen heraus gemeinsame Innovati-onsprojekte zu initiieren. Auch im Rahmen von Delegationsempfängen haben wir die Trendradare bereits erfolgreich eingesetzt. Sie helfen bei der Themenplanung die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Und es gibt noch einen spannenden Nebeneffekt: Die Länderverantwortlichen schätzen unsere strategische Auseinandersetzung mit ihren Märkten sehr und sind dementsprechend deutlich aufgeschlossener für Diskussionen und Initiativen.


Welche Rolle spielen die bayerischen Auslandsrepräsentanzen in diesem Projekt, und wie unterstüt-en sie die Identifizierung und Analyse von technologischen Trends und Innovationen in ihren Zielmärkten?

Ohne die bayerischen Auslandsrepräsentanzen und ihren Heimvorteil wäre unser Projekt in dieser Form nicht umsetzbar. Sie kennen sich vor Ort sehr gut aus und sind bestens in den dortigen Innovationsökosystemen vernetzt. Deshalb übernehmen sie die Federführung bei der Recherche zu den Trends in ihren Märkten und holen nationale Fachleute und Branchenexperten aus ihren Ländern mit ins Boot. Außerdem sind sie die wichtigsten Nutzer der Analyseergebnisse - für ihre weitere strategi-sche Vorgehensweise und zum Vorteil der bayerischen Wirtschaft.