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Mehr als 40 bayerische Unternehmer auf den Philippinen
Der sogenannte "Anti-Drogen-Krieg der Regierung von Präsident Duterte sorgt in den letzten Monaten für immer mehr Proteste. Auch bayerische Unternehmer werden hellhörig: Wieso sollte man ausgerechnet jetzt die wirtschaftlichen Beziehungen zu den Philippinen stärken?
Weil es genau jetzt wichtig ist, einen konstruktiven Beitrag für die zukünftige Entwicklung der philippinischen Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten.
Deutsche Unternehmen übernehmen in der Regel ein hohes Maß an gesellschaftlicher Verantwortung, halten sich nicht nur an Gesetz und Recht, sondern sind weit darüber hinaus den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns verpflichtet. Das sehen wir nicht nur bei den Unternehmen mit Niederlassungen und Produktionsstätten vor Ort, sondern auch bei Einkäufern und Exporteuren. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Sozialen Marktwirtschaft wie wir sie in Deutschland kennen und das kann ein hervorragendes Beispiel für das „Inclusive Growth“ und die Armutsbekämpfung sein, die man letztendlich mit den derzeitigen Maßnahmen auf den Philippinen anstrebt.
Die AHK Philippinen hat sich übrigens zum United Nations Global Compactverpflichtet und wir sehen es als unseren Auftrag diese Leitprinzipien gerade in schwierigen Zeiten aktiv zu vertreten.
Daher freuen wir uns sehr über das Interesse der philippinischen Seite an einer Zusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft. Nachdem die neue Regierung gleich zu Beginn sehr positive Zeichen gesetzt und verschiedene deutsche Unternehmen nach Jahren zäher Verhandlungen entschädigt hat, hat die Zusammenarbeit sich bestens entwickelt. Eine ganze Reihe von Ministern der neuen philippinischen Regierung hat mittlerweile Deutschland besucht und damit Offenheit und Interesse an „Solutions Made in Germany“ gezeigt.
Wie schätzen Sie die wirtschaftspolitische Lage des Landes ein? Welche Risiken gibt es auf den Philippinen?
Die hervorragende Wirtschaftspolitik der neuen Regierung ist einer der Gründe für die enorme wirtschaftliche Dynamik des Landes. Die sogenannte 10-Punkte-Agenda der neuen Regierung beinhaltet vielversprechende Maßnahmen zur Liberalisierung, von der Verbesserung des Geschäftsklimas, Öffnung des Marktes für ausländische Unternehmen, Reformierung des Steuersystems, Ausbau der Infrastruktur und ordentliche staatliche Etaterhöhungen in wichtigen Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Infrastruktur. Eine konsequente Umsetzung dieser Vorhaben wird die derzeitige Dynamik verstetigen.
Die makroökonomische Risikoanalyse verschiedener Banken und Ratingagenturen zeigt, dass die Philippinen derzeit zu den stabilsten Volkswirtschaften in Asien zählen. Nichtsdestotrotz sollten Unternehmen beachten, dass sich das Land in einem Transformationsprozess befindet. Die Geschäftsanbahnung muss intensiv vorbereitet werden. Und die Umsetzung sollte nach Lehrbuch abgesichert sein durch zum Beispiel geprüfte Partner und verlässliche Dienstleister.
Beim diesjährigen Asien-Pazifik-Forum Bayern sind die Philippinen Partnerland: Können Sie uns verraten, was die Besonderheiten des philippinischen Marktes sind?
Das Wachstum von fast 7%, mehr als 10% im verarbeitenden Gewerbe und das Ganze bei niedriger Inflation ist beeindruckend. Die Leistungsbilanz ist positiv, der öffentliche Haushalt solide und ein unvermindert hoher Inlandskonsum von mehr als 100 Millionen Einwohnern treibt das Wachstum weiter. Darüber hinaus floriert der Außenhandel aufgrund der ausgezeichneten Einbindung in globale Handelsströme und die ausländischen Direktinvestitionen, vor allem aus anderen asiatischen Ländern wie Japan, Korea und China nehmen sehr stark zu.
Unsere Umfragen vor Ort zeigen, dass die gut ausgebildete, englischsprachige und mit Altersmedian von 24 Jahren besonders junge Bevölkerung eine entscheidende Besonderheit für Investoren ist. Das macht wohl das Land auch zur Nummer 1 im Bereich des Outsourcing, das sehr vielfältig ist und für viele deutsche Unternehmen zum Beispiel die Bearbeitung von komplexen Prozessen im Finanzbereich beinhaltet.
Oft wird auch das Potenzial im produzierenden Gewerbe unterschätzt. Hauptexportgut ist schon längst Elektronik und das Land ist die viertgrößte Schiffbaunation der Welt.
In welchen Branchen lohnen sich Investitionen für bayerische Unternehmen?
Zu den zentralen Trends zählen die Urbanisierung und Mobilität, die Industrieentwicklung und einhergehend mit den klimatischen Herausforderungen auch ein Fokus auf nachhaltige und umweltgerechte Lösungen.
Die höchste Priorität wurde von Seiten der philippinischen Regierung den Infrastrukturprojekten eingeräumt. Mit geplanten Staatsausgaben von 143 Milliarden Euro von 2017-2021 sind diese in Südostasien führend.
Auch die wachsende Nachfrage nach Strom bietet Anknüpfungspunkte für bayerische Firmen. Alternative Energiequellen sind auf dem tropischen Archipel in Fülle vorhanden und deren Entwicklung ist in der Energiepolitik der neuen Regierung verankert. Durch die Inselnatur sind vor allem Hybrid-Lösungen zur Eigenversorgung interessant.
Im Bereich der Medizintechnik sind die Philippinen sehr stark importabhängig. Die wachsende Mittelschicht kann sich mittlerweile eine bessere Gesundheitsversorgung leisten als am Markt verfügbar und dadurch wird es zu weiteren großen Investitionen in Einrichtungen und Services kommen.
Insgesamt gibt es in dieser Boomphase in vielen Branchen interessante Möglichkeiten.
Wie viele bayerische Unternehmen sind derzeit aktuell ungefähr auf den Philippinen aktiv? Wie unterstützt die AHK Neuankömmlinge?
Mehr als 40 bayerische Unternehmen sind mit Niederlassungen vor Ort. Darüber hinaus sind zahlreiche Händler, Einkäufer oder Exporteure geschäftlich aktiv. Hier findet man auch die bereits genannten Branchen wie Erneuerbare Energien, diverse Themen im Bereich Infrastruktur aber auch Agrarwirtschaft und Gesundheitstechnologie.
Die AHK Philippinen versteht sich als „Erste Adresse“ und berät bayerische Unternehmen ganz nach individuellem Bedarf. Das Spektrum reicht von Basisinformationen über spezifische Analysen, Unternehmensrecherchen und -prüfungen hin zur Begleitung aller Schritte im Vorfeld einer Investition. Dabei arbeiten unsere fast 20 erfahrenen deutsch-philippinischen Mitarbeiter mit einem langjährigen Netzwerk in Wirtschaft und Politik. Das umfassende Wissen beinhaltet auch den Überblick über Förderprogramme.
Welche drei Ratschläge können Sie Unternehmern mit auf dem Weg geben, die auf den Philippinen aktiv werden wollen?
Erstens: Ein strukturiertes Vorgehen minimiert Risiken. Am Wichtigsten ist es aus unserer Sicht, sich den Markt gut anzuschauen und die richtigen Fragen zu stellen: Was charakterisiert Ihre Zielgruppe(n) auf den Philippinen? Was bedeutet das für die Strategie? Wer sind die Akteure in der Branche? Das sind nur einige von vielen weiteren Fragen deren Bearbeitung sich aber auszahlt.
Zweitens: Der philippinische Markt erfordert Zeit und Geduld. Erfolgreiche Geschäfte hängen oft an über Jahren aufgebauten und persönlichen Kontakten des Managements. Egal ob man diesen Weg selbst geht oder über einen Partner, sollte man die landestypische Geschäftskultur in der Planung berücksichtigen.
Drittens: Ein Fehler, der sich leicht vermeiden lässt. Vergessen Sie nicht mit der AHK Philippinen Kontakt aufzunehmen!
cschmidmeier