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Randolf Rodenstock, Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft

Die Liste der Funktionen, die Professor Randolf Rodenstock inne hat, ist lang: Geschäftsführender Gesellschafter der Optischen Werke G. Rodenstock GmbH & Co. KG, Vorsitzender des Roman Herzog Instituts, Ehrenpräsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Als Vorstandsmitglied der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft e.V. (DAFG) organisiert er Wirtschaftsdelegationsreisen in diese Region des Nahen und Mittleren Ostens und ist Ende April mit dem bayerischen Wirtschaftsstaatssekretär Franz-Josef Pschierer in Oman und Abu Dhabi unterwegs. Karoline Rübsam vom Außenwirtschaftsportal hat mit Randolf Rodenstock über diese Region und die Arbeit der DAFG gesprochen.

Sie sind Vorstandsmitglied der DAFG. Bitte skizzieren Sie kurz, was die DAFG macht bzw. welche Zielsetzungen im Bereich wirtschaftliche Zusammenarbeit der DAFG verfolgt?

Die 2007 gegründete Gesellschaft hat das Ziel, die Beziehungen zwischen Deutschland und der arabischen Welt zu vertiefen und das Verständnis füreinander zu stärken. In den letzten Jahren, gerade nach den Umwälzungen des Arabischen Frühlings, gibt es ein enormes Bedürfnis der hier wie dort verwurzelten Menschen, über die Nachwirkungen der Veränderungen zu sprechen und sich auszutauschen, nicht nur politisch, sondern auch kulturell und wirtschaftlich.

Wir haben vier Arbeitsfelder: 1. Politik; 2. Wirtschaftliche Zusammenarbeit; 3. Kultur, Bildung & Wissenschaft sowie  Medien und Kommunikation als viertes Thema. Mit unserer  Arbeit will die DAFG e.V. dazu beitragen, wechselseitiges Interesse und Verständnis für die unterschiedlichen Traditionen und Kulturen zu schaffen.

Gute wirtschaftliche Beziehungen zwischen deutschen und arabischen Unternehmen sind letztendlich auch ein Garant für gute bilaterale Beziehungen, das zeigt meine Erfahrung. Mit meinem Einsatz bei der DAFG möchte ich dazu beitragen, dass sich mehr deutsche mittelständische Firmen in dieser Region positionieren, denn das Wachstumspotenzial ist dort enorm hoch. Viele Unternehmer scheuen sich vor Geschäften im arabischen Raum, zum einen, weil sie einfach zu wenig über diese Staaten wissen, zum anderen weil sie von terroristischen Anschlägen erfahren und die gesamte Region als höchst unsicher einstufen. Durch unsere Delegationsreisen möchte ich die deutschen Teilnehmer aufklären und ermutigen, diese Scheu fallen zu lassen.

Experten sprechen von einem schwachen Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in 2017 und einem getrübten Investitionsklima. Woran liegt  bzw. lag das und welche Geschäftschancen haben deutsche/bayerische Unternehmen?

Ja, das Wirtschaftswachstum lag in VAE knapp über 1 Prozent, der rückläufige Ölpreis hat sich bemerkbar gemacht. In anderen Sektoren blieb das Wachstum aber stabil. Für 2018 rechnen wir mit einem Wachstum von deutlich über 3 Prozent, es geht bergauf. Das liegt auch an den vielen Großprojekten für die EXPO 2020, die nun gestartet sind. Die Expo 2020 bietet den deutschen Mittelständlern zusätzliche Geschäftschancen.

VAE möchte bei der so genannten Vierten Industriellen Revolution mit dabei sein. Liegen dies bezüglich in den entsprechenden Sektoren (IT, Gesundheitssektor...) Chancen für mögliche geschäftliche Engagements  oder welche Branchen sehen viel versprechend aus für Unternehmer?

Dies bezüglich sind beachtliche Ansätze festzustellen: In den VAE gibt es ein Ministerium für Künstliche Intelligenz, das wir uns auf der Unternehmerreise anschauen und uns schlau machen werden, wie sich bayerische Firmen daran beteiligen können. Smart Cities sind ein wichtiger Trend, denn die arabischen Staaten haben ja im Verkehrsmanagement und auch im Bereich Smart Energy viel zu investieren. Auch der Sektor E-Governance ist ein Thema, der weiter ausgebaut wird. Kurz gesagt: Investitionsideen im Bereich Digitalisierung stoßen auf offene Arme.

Der Gesundheitssektor ist ein wichtiges Thema, viele Araber lassen sich ja in Deutschland medizinisch behandeln, was ja übrigens vom Staat der VAE mitfinanziert wird, sobald dort vor Ort keine entsprechende medizinische Behandlung ermöglicht werden kann.

Welche weiteren Sektoren sind ausbaufähig oder wo haben die VAE Nachholbedarf (bspw. Infrastruktur?)

Verkehrsmanagement ist dort ein großes Thema: Die Flughäfen in Abu Dhabi und Dubai stoßen an ihre Grenzen und müssen erweitert werden ebenso wie die Seehäfen als Scharniere zwischen dem Fernen Osten und Europa.

Nachholbedarf gibt es auch bei der Wasserversorgung. Viele Staaten leben ja noch stark vom Grundwasser, Wasseraufbereitung spielt eine zunehmende Rolle.

Auf welche Risiken muss sich ein Unternehmer einstellen, der dort Fuß fassen möchte?

Große spezifische Risiken sehe ich nicht. Man muss unterschiedliche Dinge im Hinterkopf haben: Es mangelt teilweise an bedarfsgerecht qualifizierten Fachkräften. Außerdem müssen Unternehmer beachten, dass die Staatswirtschaft noch in einem großen Umfang existiert. Das sind ganz andere Umstände als hierzulande.