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So geht China

Nürnberg (April/Mai 2021) - Warum sollte ein KMU eine Niederlassung in China gründen? Das ist zum einen Titel eines Workshops der neuen Webinarreihe "So geht China" und auch eine Frage, die Portal-Redakteurin Karoline Rübsam dem China-Experten Bernd Reitmeier stellt. Seit 2010 ist Bernd Reitmeier Geschäftsführer und (Gründungs-)Gesellschafter der Startup Factory (Kunshan) Co. Ltd. Er und sein Team fungieren als Geschäftsführung für derzeit 37 Tochterunternehmen deutscher Mittelständler und unterstützen diese operativ beim Produktionsstart in China. Der studierte Wirtschaftsingenieur war von 1997 bis 2010 verschiedenen Funktionen in den Auslandshandelskammern in China tätig. Von 2008 bis 2010 war er Geschäftsführer der German Industry & Commerce Co. Ltd., einer Dienstleistungsgesellschaft der Auslandshandelskammern. Über seine Tätigkeit hinaus ist er als Boardmitglied oder Supervisor bei mehreren deutschen Unternehmen in China eingebunden und von 2014 bis 2016 war Bernd Reitmeier Vorstand der Deutschen Handelskammer in China.

 

Wie ist derzeit die Corona-Lage in China?

China hat aufgrund der strengen Einreisebedingungen und Quarantäneauflagen die Covidkrise seit rund neun Monaten weitestgehend im Griff und Leben, Arbeiten und Reisen sind in China mittlerweile ohne große Auflagen moeglich. Schwierig für deutsche Unternehmen in China sind primär die Einreisebeschränkungen. Visa werden nur in extremen Ausnahmefaellen genehmigt, nur mit speziellen Einladungen durch öffentliche Stellen. Bei Einreise muss je nach Region ein Aufenthalt in speziellen Quarantänehotels zwischen 14 und 28 Tagen verlangt. Insofern müssen Tochtergesellschaften aktuell weitestgehend ohne direkte Unterstützung aus den Mutterhäusern agieren.

 

Ein Workshop der Webinar-Reihe lautet ja "Warum China..." - Ja, warum denn?= Warum kann China ein interessanter und attraktiver Markt für ein bayerisches mittelständisches Unternehmen sein?

China ist bekannterweise mittlerweile die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und wird aller Voraussicht nach die USA in 5-8 Jahren als Nummer 1 ablösen. Marktbearbeitung durch reines Exportgeschäft ohne eigene Praesenz wird jedoch zunehmend schwerer, nicht nur bedingt durch Covid19. Dies betrifft vor allem bayrische Automobilzulieferer, die ohne eigene Fertigung in China meist am größten Automobilmarkt der Welt nicht wirklich teilhaben koennen. Gleichzeitig gibt es z.B. fuer Unternehmen aus dem Maschinenbau zunehmend Druck, lokale Serviceteams und effiziente Ersatzteilversorgung in China aufzubauen. Auf diese strategischen Themen Themen werden wir aber in unserer Seminarreihe ausfuehrlich eingehen.

 

Welche Tipps haben Sie für ein KMU, dass sich in China ansiedeln will, welche Anforderungen gibt es?

Grundsätzlich ist China sicherlich kein einfacher Markt. Entfernung, fremde Kultur und Sprache und zahlreiche Besonderheiten in der Marktbearbeitung verlangen intensive Vorbereitung und dauerhafte Unterstützung durch das Mutterhaus. Umfragen der Deutschen Handelskammer in China zeigen aber aktuell, dass gerade in einer Covidzeit zahlreiche deutschen Firmen in China in der Lage waren, Umsatz und Gewinn deutlich zu steigern. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, von den bestehenden Erfahrungswerten dieser Unternehmen zu lernen und sich verschiedene Geschaeftsmodelle vor Ort anzusehen. Wie in allen Ländern ist es dann immer entscheidend, die richtigen Mitarbeiter und Partner zu finden, denen man bei einer gemeinsamen Marktbearbeitung vertrauen kann.

 

Welche Stolperfallen gibt es?

Viele und immer wieder neue. Die Dynamik des Marktes spiegelt sich natuerlich auch wieder in den sich ständig veraenderten Marktbedingungen. Gesetzliche Rahmenbedingungen, Behoerdenauflagen, neue Marktbegleiter verlangen rasche Anpassungen von Prozessen und Geschäftsmodellen. Aktuell sehen die deutschen Firmen v.a. Probleme bei der Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter, Kostendruck und starke Kontrolle beim Internetzugang als Hauptprobleme. Viele der Probleme entstehen aber auch in mangelnder Kommunikation zwischen Mutterhaus und Tochtergesellschaft, also rein hausinterne Schwierigkeiten. In unserer Veranstaltungen werden wir auf viele dieser Stolpersteine hinweisen und Lösungsmöglichkeiten vorstellen.

 

Welche Regionen sind interessant für eine Niederlassung?

Die Standortsuche ist sehr stark abhängig vom Geschäftsmodell der Unternehmens. Kundennaehe, Lieferantennaehe sind dabei ähnlich entscheidend wie die Kostenstruktur oder die Naehe zu z.B. einem deutschen Schulsystem, wenn Unternehmen jemand aus dem Mutterhaus entsenden wollen. Aktuell sind rund 40% der rund 8000 deutschen Firmen mit ihren Bueros oder Gesellschaften im Großraum Shanghai ansässig.

Das Besondere an dieser Veranstaltungsreihe ist, dass wir versuchen, die unterschiedlichen Aufgabenstellungen im Rahmen eines Markteintritts zeitlich abhandeln werden und mit vielen Checklisten und Beispielen untermauern.