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Türkei: Keine Eingriffe in den Warenverkehr

Nürnberg/Istanbul (01.09.2016) - Nach dem Putschversuch und der Bekanntgabe des Ausnahmezustands durch Präsident Erdogan ist die Verunsicherung vieler in der Türkei tätigen deutschen Unternehmen groß. Über Sorgen und Perspektiven sprach Auwi-Portal-Redakteurin Karoline Rübsam mit dem Geschäftsführer der deutsch-türkischen Industrie- und Handelskammer, Jan Nöther.


Kurz Grundsätzliches: Wie viele deutsche Firmen sind in der Türkei aktiv, wie viele davon sind KMU?

In der Türkei gibt es 6.500 Niederlassungen deutscher Unternehmen. Der weitaus größte Anteil der deutschen Direktinvestitionen in der Türkei betrifft den mittleren und kleinen Mittelstand, dessen Anteil wir mit 90% beziffern würden.

Wie groß sind die Sorgen Ihrer Mitgliedsfirmen bzw. welches sind die dringendsten Fragen, mit denen sie sich an Ihre Kammer wenden?

Die an die deutsch-türkische Industrie- und Handelskammer gerichteten Fragestellungen berühren die Themen Rechtssicherheit von Investitionen in der Türkei, mögliche Einschränkungen des Handels respektive der Zollabwicklungen zwischen der Türkei und Deutschland und die Stabilität von Lieferketten mit Blick auf die türkischen Partner.

Kommt es bei der momentanen Geschäftsabwicklung mit der Türkei zu Beeinträchtigungen und wenn ja, in welchen Bereichen?

Im Zuge der gegenwärtig zu beobachtenden Umbesetzungen innerhalb des öffentlichen Sektors stellen wir vereinzelte Verzögerungen des Dialogs mit den türkischen Behörden fest. Es ist allerdings davon auszugehen, dass diese Erscheinung temporärer Natur ist. Hiervon abgesehen stellt die Handelskammer weder Eingriffe in die Abwicklung von ausländischen Direkt- oder inländischen Erweiterungsinvestitionen noch Einschränkungen des Warenverkehrs fest. Die Tagesgeschäfte der Unternehmen verlaufen ohne Beeinträchtigungen.

Das Vertrauen der meisten ausländischen Firmen in die Türkei scheint tief erschüttert. Wie schätzen Sie die Lage ein bzw. was muss passieren, damit das Vertrauen langsam wieder wächst und die Türkei als Investitionsstandort wieder in Frage kommt für Firmen?

Von einer tiefen Erschütterung des Vertrauens der Deutschen Wirtschaft in die Türkei würden wir nicht sprechen wollen. Hingegen benötigen die in der Türkei aktiven Unternehmen Zeit, die Ereignisse der vergangenen Wochen zu verarbeiten und die hieraus möglicherweise entstehenden Auswirkungen auf die Wirtschaft einordnen zu können. Die türkische Regierung zeigt sich sehr bemüht, den Dialog mit den internationalen Investoren zu suchen und wirbt um deren Vertrauen in den Standort. Die Investoren begrüßen diese Initiative betonen allerdings auch, dass es nunmehr von großer Bedeutung ist, die eingeleiteten Maßnahmen zügig zu einem Abschluss zu bringen. Es gilt, die Türkei wieder mit der Stabilität auszustatten, die jahrelang Garant für den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes war.

Deutsch-Türkische Industrie- und Handelskammer

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