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Unterwegs auf dem Chancenkontinent Afrika
Sie sind schon lange in Afrika und haben dort viele Länder kennen gelernt. Letzte Station war Ghana Nigeria. Welche Unterschiede gibt es zwischen den beiden Ländern aus wirtschaftlicher Sicht?
Ich habe die letzten zehn Jahre in verschiedenen Ländern in Sub-Sahara Afrika gearbeitet, zuletzt in Nigeria nach Stationen in Ghana und Kenia. In diesen Ländern – so wie in Marokko – gibt es vielfältige Marktchancen und Wachstumspotentiale, die teilweise untererschlossen sind. Um diese Wachstumspotentiale ausschöpfen zu können, muss jedoch jeder Markt einzeln betrachtet werden.
Marokko, das geografisch Europa und Afrika praktisch verbindet, hat von seiner strategischen Lage profitiert und sich als wichtiges Handelszentrum und Touristenziel etabliert. Das Land hat in den Bereichen Energie, insbesondere in der Solarenergie und in Wasserstoff, und im Automobilbau signifikante Investitionen angezogen.
Subsahara-Afrika bietet, mit einer Vielzahl von sehr verschiedenen Ländern und Kulturen, eine Fülle von natürlichen Ressourcen und enormes demografisches Potenzial. Trotz der vielfältigen Herausforderungen, darunter Infrastrukturmängel und teils volatile wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen, erlebt die Region ein robustes Wirtschaftswachstum.
Ich freue mich sehr, weiter auf diesem Chancenkontinent unterwegs sein zu dürfen. Meine neue Aufgabe in Marokko als Geschäftsführerin der AHK Marokko ist aber eine ganz neue, spannende Herausforderung und ich freue mich darauf, gemeinsam mit meinem Team und unserem Vorstand unsere Stärken zu stärken und zusätzliche Akzente zu setzen.
Welches sind die größten Herausforderungen für Sie, was haben Sie sich als neue Geschäftsführerin vorgenommen?
Als AHK decken wir ein breites Aufgabenspektrum ab, das vordergründig unsere Mitglieder, die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und die Interessen der deutschen Wirtschaft bedient. Daher müssen wir unser Dienstleistungsportfolio ständig entsprechend den Bedarfen überprüfen und ggf. anpassen.
Die AHK Marokko ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen, sowohl in Bezug auf die Mitgliederzahlen als auch auf das Service-Angebot. Gemeinsam mit dem Vorstand, dem Team und den Mitgliedern möchte ich die AHK Marokko weiter stärken, um den deutschen und marokkanischen Unternehmen und unseren Partnern passgenaue Unterstützung anbieten zu können.
Unsere Kerndienstleistungen, z.B. im Bereich der Markteinstiegsberatung und des Messegeschäfts, werden weiter ausgebaut, während wir uns gleichzeitig neuen Herausforderungen widmen wie bei den Themen Fachkräftesicherung und Verantwortung in der Lieferkette.
Dabei arbeiten wir eng mit bestehenden und neuen Partnern in Deutschland und Marokko zusammen und freuen uns darauf, Ideen zu diskutieren und neue Kooperationsansätze auszuprobieren. Das Team vor Ort freut sich auf Vorschläge !
Und vor welchen Herausforderungen steht die marokkanische Wirtschaft aus Ihrer Sicht?
Die marokkanische Wirtschaft hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht, insbesondere im Bereich des Tourismus, der Landwirtschaft, der Textilindustrie und der Energiewirtschaft. Es gibt aber auch viel zu tun, um die Wirtschaft weiter zu diversifizieren und konzentrierte Abhängigkeiten zu vermindern.
Zum Beispiel ist der Agrarsektor von der Phosphatproduktion und dem Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse abhängig und gleichzeitig saison- und klimaanfällig, wie die Dürrejahre zuletzt gezeigt haben. Diese Abhängigkeit macht den Sektor anfällig für externe Schocks, wie zum Beispiel Preisschwankungen auf den Weltmärkten oder klimatische Veränderungen.
Gleichzeitig ist Marokko ein attraktiver Standort für die Ansiedlung von Produktion. Mit dem klaren Bekenntnis Marokkos, in- und ausländische Investitionen anzuziehen und zu schützen, sind spürbare Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Unternehmen verbunden. Damit positioniert sich das Land strategisch als Zieloption für die politisch und wirtschaftlich bedingten Verlagerungen von Produktionsstätten internationaler Wertschöpfungsketten.
Ein wichtiges und herausforderndes Thema ist der Fachkräftemangel bei gleichzeitig anhaltend hoher Arbeitslosigkeit, vor allem bei jungen Menschen. Qualifizierte Aus- und Weiterbildung muss mit der Schaffung von passenden Arbeitsplätzen einhergehen. Hier sehen wir Potenzial sowohl in Marokko als auch in der bilateralen Fachkräftevermittlung und werden uns gemeinsam mit unseren Partnern, wie z.B. den IHKs in Deutschland, verstärkt engagieren.
Welches sind die wichtigsten Branchen des Landes und welche haben das größte Entwicklungspotenzial?
Marokko hat sich in den letzten Jahren als strategischer Knotenpunkt zwischen Europa, dem Nahen Osten und Afrika positioniert und bietet eine Vielzahl von Geschäftsmöglichkeiten in verschiedenen Sektoren.
Erneuerbare Energien: Marokko hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 52% seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken. Dies hat zu Investitionen, insbesondere in Solar- und Windenergieprojekte, geführt. Die Noor-Ouarzazate Solaranlage, die größte ihrer Art in Afrika. Seit diesem Jahr haben wir bei der AHK Marokko in Zusammenarbeit mit der GIZ eine eigenständige Ansprechstruktur für das Thema Grüner Wasserstoff, den „H2 Business Link“.
Automobilindustrie: Marokko hat sich zu einem bedeutenden Automobil-Hub in Afrika entwickelt. Das Land produziert eine wachsende Anzahl von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen für den europäischen und afrikanischen Markt. Bei der AHK Marokko wird es im Rahmen einer BMWK-Initiative noch in diesem Jahr einen neuen Ansprechpartner dafür geben, eine/n Branchenexperten/-in für die Automobilwirtschaft.
Tourismus: Als eines der am meisten besuchten Länder in Afrika bietet Marokko eine Mischung aus historischen Stätten, wunderschönen Landschaften und Kulturerlebnissen. Es gibt zahlreiche Investitionsmöglichkeiten in den Bereichen Luxusresorts, Ökotourismus und Kulturtourismus, die auch für deutsche Unternehmen und Investoren interessant sein werden.
Agrarwirtschaft: Marokko besitzt fruchtbare Böden und ein günstiges Klima für eine Vielzahl von Kulturen. Das Land exportiert eine breite Palette von Produkten, von Zitrusfrüchten bis zu Olivenöl, und sucht nach Investitionen in moderne landwirtschaftliche Technologien und Verarbeitungsbetriebe. Die lokalen Wertschöpfung- und Lieferketten entwickeln sich schnell weiter und bieten daher vielfache Potenziale für interessierte Geschäftspartner.
Was kann ein bayerisches Unternehmen motivieren, geschäftlich in Marokko tätig zu werden?
Die Wachstumssektoren – Energie, Automobilwirtschaft, Agrarwirtschaft, und andere – sind Wirtschaftszweige, in denen sich viele bayerische Unternehmen durch ihre Fachexpertise heimisch fühlen. Im Vergleich mit anderen internationalen Märkten und Standorten überzeugt Marokko zunehmend. Ich kann die Unternehmen, die sich noch nicht mit Marokko befasst haben, nur einladen, uns bei der AHK Marokko anzusprechen. Durch unsere Ansprechstruktur vor Ort in Casablanca, die es schon seit über 25 Jahren gibt, und unser Partnernetzwerk bieten wir Ihnen maßgeschneiderte Marktinformationen, vermitteln Geschäftspartner und Dienstleister, und unterstützen Sie gern dabei, kulturelle oder sprachliche Hürden zu meistern.