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USA: Deutsche Firmen bleiben zuversichtlich

Seit drei Tagen ist Donald Trump Präsident der USA. Alle Welt ist gespannt auf seine Politik. Wie derzeit die Stimmung bei den in den USA ansässigen deutschen Firmen ist, wollte das Auwi-Portal von Mark Tomkins wissen, Geschäftsführer der Auslandshandelskammer USA-Chigaco.

Hierzulande hört man täglich Negatives über Trumps Kurs. Wie ist die momentane Stimmung bei deutschen Firmen, die in den USA geschäftlich tätig sind?

Die Ausgangslage für deutsche Unternehmen in den USA ist weiterhin gut. 2015 wurden die USA zum ersten Mal seit Jahrzehnten wichtigster Handelspartner Deutschlands. Man sah einen Rekordwert an verkauften Autos in den USA, wobei auch deutsche Zulieferer ihren Marktanteil erhöhen konnten. Und auch für 2017 sagen deutsche Tochterunternehmen laut unserer Umfrage German American Business Outlook (GABO) Wachstum für ihre Firmen vorher: Fast alle Unternehmen (98 Prozent) sind zuversichtlich, dass sich ihr Geschäft im nächsten Jahr weiterhin positiv entwickeln wird und 85 Prozent planen Neueinstellungen.

Gibt es Befürchtungen, dass sich Trumps Wirtschaftspolitik negativ auswirken könnte? Er hat ja den deutschen Autozulieferern mit Strafzöllen gedroht. Wie realistisch ist dererlei Durchsetzung? Welche Branchen befürchten was?

Deutsche Unternehmen in den USA sind sich uneinig über die Auswirkungen der US-Wahl auf ihr Geschäft. Laut dem GABO erwarten 30 Prozent der befragten Unternehmen positive Entwicklungen unter der neuen Regierung, während 28 Prozent negative Auswirkungen befürchten. 42 Prozent gaben an, durch den Wahlausgang keine geschäftlichen Auswirkungen zu erwarten. Das politische Zentrum in Washington hat nur bedingt einen direkten Effekt auf individuelle Firmen und die Wirtschaft – diese wird durch die Größe und die Dynamik des US-Markts angetrieben. Natürlich können Firmen, die vom vorgeschlagenen Wegfall von Regulierungen der EPA und dem Clean Power Plan abhängig sind, negative Konsequenzen erfahren. Ungewiss ist besonders, wie Firmen mit Standorten in Mexiko betroffen sein werden, insbesondere im Automobilbereich. Dies trifft allerdings auf die amerikanische Lieferkette noch mehr zu als auf deutsche Unternehmen – damit würde das Preisniveau für alle Autos ansteigen.
Viele Zulieferer haben sich für den Bau von Produktionsstandorten in Mexiko entschieden, da das Land über Freihandelsabkommen mit Europa und weiteren Ländern verfügt. Für das gleiche in den USA produzierte Fahrzeug würden beim Verkauf in Europa zusätzliche 10 Prozent an Importsteuern anfallen. Änderte sich dies, wie es durch TTIP vorgesehen war, gäbe es vergleichbarere Bedingungen. Übrigens ist der führende Exporteur für Autos „made in the USA“ BMW – die Trump Regierung sollte daher BMW feiern, anstatt sich zu beschweren.

Gibt es auch schon Auswirkungen bzw. Unternehmen, die sich wegen Trump aus dem USA-Markt zurückziehen möchten?

Laut GABO planen 99 Prozent der Unternehmen, ihren strategischen Fokus auf die USA aufrechtzuerhalten oder sogar zu erhöhen. Wir haben von keiner Firma gehört, dass sie sich auf Grund der Wahl aus dem US-Markt zurückzieht. Im Gegenteil, laut unserer Umfrage plant jede sechste deutsche Firma in den USA für 2017 eine M&A (Mergers & Acquisition) Transaktion – 50 Prozent mehr als noch 2016. Wir als AHK unterstützen zurzeit mehrere deutsche Mittelständler bei der Suche nach geeigneten Partnern.
Die USA sind nach wie vor ein sehr attraktiver Markt für Investitionen und seit vielen Jahren sind deutsche Firmen bei diesen Investitionen vorne mit dabei. Zum ersten Mal seit den Achtzigern gibt es nun Hoffnungen auf eine echte Steuerreform, die unter einem republikanisch geführten Kongress tendenziell eher positive Auswirkungen für die Wirtschaft haben sollte.

Wie ist Ihre Einschätzung bzgl. TTIP? Ist das Freihandelsabkommen wirklich gestorben, wie viele meinen?

TTIP ist sicherlich nicht die oberste Priorität für die neue Regierung. Die Reduzierung von Tarifen in Europa wäre auch den Zielen der Trump Regierung zuträglich, sodass es hier Interesse an einer aktiven Diskussion gibt. Zweifellos gibt es Unterschiede in der Priorisierung und der Gewichtsverteilung verschiedener Punkte, aber nach den kommenden Wahlen in zahlreichen europäischen Ländern können wir mit einer Wiederaufnahme von Gesprächen rechnen.
Der transatlantische Wirtschaftsrat (Transatlantic Economic Council, TEC), der unter Ex-Präsident Bush gegründet wurde und sehr viel weniger politisch aufgeladen ist, wird einen Großteil dieser Arbeit vorantreiben. Das TEC fokussiert sich insbesondere auf die Angleichung und Kompatibilität von Industriestandards zwischen Europa und den USA, worin die wirklichen Vorteile für eine Stärkung der transatlantischen Wirtschaft liegen.
Das Gespräch führte Karoline Rübsam vom Redaktionsteam Auwi-Portal Bayern