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Welt-Anti-Korruptionstag: Klar nein sagen!

Anlässlich des internationalen Welt-Anti-Korruptionstages am 09. Dezember haben wir mit Angela Reitmaier, Leiterin der Arbeitsgruppe Internationale Vereinbarungen von Transparency Deutschland, über das Ausmaß und die Konsequenzen weltweiter Korruption gesprochen.

Am 9. Dezember ist Welt-Anti-Korruptionstag! Welche Bedeutung hat dieser Tag?

2003 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen aus Anlass der Verabschiedung der UN Konvention gegen Korruption den Anti-Korruptionstag geschaffen. Er soll dazu dienen, das Bewusstsein über die Bedeutung und die Folgen von Korruption zu schärfen und die Rolle zu stärken, die der UN Konvention gegen Korruption zukommt. Im September 2015 hat die Generalversammlung die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet, die auch das Ziel verfolgt, Korruption und Bestechung in allen ihren Formen erheblich zu reduzieren. Damit wird deutlich, dass die Bekämpfung von Korruption auch einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zu friedlichen gesellschaftlichen Transformationsprozessen in unserer Welt leistet.

Viele Unternehmer, die ins Ausland gehen, stoßen früher oder später auf Korruption: Ein gratis Aufenthalt im Luxushotel, ein paar Euro mehr für ein schnelleres Genehmigungsverfahren... Wie verhält man sich in solchen Situationen richtig?

Unternehmen sollten eine Null-Toleranz-Politik gegen jede Art von Bestechung einführen, die sich auf anwendbare Gesetze und ethische Werte gründet und diese Politik konsequent durchsetzen. Auf diese Politik sollten Mitarbeiter verweisen, wenn sie mit derartigen Ansinnen konfrontiert werden. Sie müssen dann ihrem Vorgesetzten oder dem für Compliance zuständigen Mitarbeiter darüber Meldung machen und gemeinsam das weitere Vorgehen beraten. Hinweise dazu geben zum Beispiel die Führungsgrundsätze für kleine und mittlere Unternehmen zur Bekämpfung von Korruption von Transparency Deutschland oder die Broschüre „Resist“, die von dem UN Global Compact, dem World Economic Forum, der Internationalen Handelskammer und Transparency International herausgegeben worden ist. Speziell auf Korruptionsrisiken in der textilen Lieferkette ist die gemeinsam von Transparency Bangladesch und Deutschland herausgegebene Broschüre „Undress Corruption“ zugeschnitten. Sie beschreibt Gefährdungs-Szenarien und zeigt integre Lösungen.

Eine Flasche Wein oder ein gutes Abendessen darf aber schon noch vom Geschäftspartner annehmen dürfen? Wo enden kleine Freundschaftsgeschenke und wo beginnt Korruption?

Hier braucht es klare interne Regeln, die Schwellenwerte vorgeben und Anhand von Beispielen Orientierung geben. Die Mitarbeiter müssen wissen, was als Beeinflussung gilt und was nicht.

Was sind sinnvolle Präventivmaßnahmen, um Korruption im Vorfeld schon auszuschließen?

Korruptionsbekämpfung fördert den guten Ruf eines Unternehmens und mindert Risiken. Es drohen Imageverlust, Strafverfolgung, Ausschluss bei Vergabeverfahren oder Förderprogrammen. Ein Antikorruptionsprogramm setzt zunächst voraus, dass die Geschäftsleitung beschließt, ein solches Programm zu entwickeln und dafür die Grundsätze zu definieren und zu kommunizieren. Am Anfang steht eine Risikoanalyse, mit der die korruptionsgefährdeten Bereiche identifiziert werden. Dazu kann eine von Transparency Deutschland entwickelte Checkliste zu Rate gezogen werden. Darauf aufbauend können die Formen von Korruption ermittelt werden, für die das Antikorruptionsprogramm Regelungen einführen muss. Schließlich sind die Regelungen in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Diese Maßnahmen beziehen sich zum einen auf die Beschäftigten des Unternehmens, zum anderen auf seine Geschäftspartner. Hilfreich ist auch ein Leitfaden für die Korruptionsprävention in der Lieferkette, der am 7. Dezember von der Allianz für Integrität der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Besonders wichtig ist, dass das Programm nicht nur auf dem Papier steht, sondern von der Geschäftsführung vorgelebt wird.

Gibt es Länder, in denen besondere Vorsicht geboten ist?

Der Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International stuft jedes Jahr die Korruptionsrisiken aufgrund der wahrgenommenen Korruption in fast allen Ländern der Welt ein. Wichtig sind aber nicht nur die Länderrisiken, sondern auch die Risiken der Branche und die Art der Aktivitäten. Innerbetrieblich sind zum Beispiel Vertrieb und Einkauf korruptionsgefährdet, aber auch Aktiitäten, die behördlich genehmigt oder überwacht werden. Außerbetrieblich gehören die Beziehungen zu den Geschäftspartnern zu den Risikobereichen, dort insbesondere bei Einschaltung von Agenten oder Beratern.

Ist Korruption besiegbar oder gehört sie in gewisser Weise zur Kultur bestimmter Länder?

Die UN Konvention gegen Korruption ist von fast allen Ländern ratifiziert worden. Dies zeigt, dass sich alle Länder dem Kampf gegen die Korruption verschrieben haben, auch wenn sie unterschiedliche Kulturen haben. Alle großen Weltreligionen sprechen sich gegen Korruption aus. So steht im Alten Testament im 2. Buch Mose 23, 8: "Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind." Dies zeigt, dass es Korruption schon zu biblischen Zeiten gegeben hat und wir den Kampf immer wieder neu aufnehmen müssen.

Wie kann Transparency International bayerischen KMU helfen, aktiv gegen Korruption vorzugehen?

Transparency International Deutschland arbeitet mit dem Deutschen Global Compact Netzwerk zusammen, um Unternehmen den Einstieg in die Korruptionsprävention zu erleichtern. Coachings werden häufig in Zusammenarbeit mit interessierten Industrie- und Handelskammern organisiert. Auf internationaler Ebene läuft die Zusammenarbeit über die Allianz für Integrität, die insbesondere durch „collective action“ Fortschritte bei der Bekämpfung von Korruption erzielen möchte. Die Allianz für Integrität ist eine Plattform, an der sich alle Unternehmen beteiligen können. Besonders wichtig ist die Einrichtung eines guten Hinweisgebersystems. Auch hier können die genannten Organisationen und Netzwerke unterstützen und eine Plattform zum Erfahrungsaustausch bieten.