Hinweis:

Diese Meldung stammt aus dem Archiv. In archivierten Meldungen sind möglicherweise nicht mehr funktionierende Links zu anderen Websites enthalten. Die Redaktion übernimmt keine Gewähr für die Funktionalität der Links.

Zeigen, wie Amerika tickt

Als Amerika Haus ist es den meisten Nürnbergern ein Begriff, dabei ist der offizielle Name Deutsch-Amerikanisches Institut (DAI). Das DAI im Herzen Nürnbergs ist eine Begegnungsstätte aller Kulturen, nicht nur der deutschen und amerikanischen. In diesem Jahr feiert das DAI 70-jähriges Bestehen. Dieses und natürlich die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA sind für Auwi-Portal-Redakteurin Karoline Rübsam Anlässe für ein Gespräch mit Professor Andreas Falke, seit 2004 Direktor des DAI, über die USA als Bayerns wichtigsten Außenhandelspartner. Andreas Falke ist Politologe und neben seiner Tätigkeit für das DAI Professor für Auslandswissenschaften mit Schwerpunkt USA an der Universität Erlangen-Nürnberg .

 

Welche Ziele verfolgt das DAI mit seiner Arbeit?

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte das Amerika Haus in Nürnberg die Aufgabe, den Nationalsozialismus aus den Köpfen der Leute zu bekommen und den Deutschen die Werte einer Demokratie nahe zu bringen. Eine Bibliothek wurde aufgebaut, die heute eine beachtliche Sammlung an amerikanischen Zeitschriften, Filmen, Büchern und Fachliteratur umfasst. Mittlerweile ist das Amerika Haus ein Kulturinstitut geworden, eine Begegnungsstätte für Menschen aller Kulturen, in der nicht nur der Dialog zwischen Deutschen und Amerikanern gepflegt wird. Hier treffen sich mittlerweile viele Nationen. Schwerpunkte sind natürlich die Sprachvermittlung, Hilfestellung beim Ausfüllen von Visumsdokumenten oder auch Kunstprojekte. Wir gehen an Schulen mit Bildungsprojekten etwa über das civil rights movement. Auch mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken haben wir immer wieder Veranstaltungen zum bilateralen Außenhandel. Auch wirtschaftspolitische Themen wie TTIP, über das wir erst neulich eine Podiumsdiskussion hatten ,oder natürlich die bevorstehenden Wahlen sind gerade absolut gefragt. Kurz gesagt: Wir wollen zeigen, wie Amerika tickt.

Wie ist die momentane Stimmung bei Ihren Besuchern und Referenten? Gibt es Unsicherheiten wegen der Präsidentschaftswahlen?

Bei den Veranstaltungen hier im Haus oder auswärts bemerken wir ein großes Interesse am Thema USA und erhöhten Diskussionsbedarf, mehr als bei den vergangenen Wahlen. Die Amerikaner, die hierzulande wohnen, haben eine andere Prägung als die im Heimatland, sie sind „democrats abroad“, die sich eher an Hillary Clinton orientieren, obwohl diese auch bei den Demokraten nicht immer beliebt ist. Sie gilt zum Teil sogar als Macht besessen und ihre Krankheitsgeschichte sehen viele Amerikaner als ein „Zeichen für Schwäche“, sie würde gesundheitlich angeschlagen ins Amt gehen, was bei vielen nicht sehr gut ankommt. Wir im DAI haben bemerkt, dass wir uns in einer Periode der Unsicherheit befinden. Alle fragen sich, wie es mit der Politik oder dem Freihandelsabkommen weiter gehen wird.

Wie ist Ihre Prognose bzgl. des Wahlausgangs und wie würde es sein, wenn Trump an die Macht käme?

Antworten auf solche Fragen basieren alle auf Spekulationen. Die Wahlbeteiligung wird entscheidend sein. Bei „normaler“ Wahlbeteiligung so wie bei den vergangenen Wahlen könnte Clinton gewinnen, wenn die Beteiligung hoch liegt, stehen die Chancen für Trump sehr gut. Alle momentanen Umfragen sind meiner Ansicht nach nicht verlässlich, die Stimmung ändert sich ständig. Trumps Politik wird schrecklich sein, so meine Einschätzung. Sein Wahlsieg wäre ein „Supergau“, zu allererst würde der Dollar einbrechen, das Mediengewitter wäre enorm, die Unsicherheit auf allen Seiten im In- und Ausland immens. Aber es gibt ja noch den amerikanischen Kongress und damit die Legislative als Korrektiv so zu sagen. Aber vielleicht schafft Trump auch eine attraktive Steuerpolitik, wer weiß? Doch die Welt würde mit Trump nicht untergehen. Aber man kann kein Land wie ein Unternehmen führen so wie Trump es vermutlich versuchen würde. Er hat einfach keine Ahnung, wie Regieren funktioniert. Und die Wähler sind auch seine Affären leid.

Thema TTIP - Wie ist Ihre Einschätzung, wie geht es damit weiter?

Ich sehe eine Notwendigkeit des Freihandelsabkommens (FHA), denn es ist letztendlich ein Konzept, wie die EU und USA mit der Globalisierung umgehen. Das FHA ist nicht neu und gibt es ja schon seit den 1990er Jahren. Der Zollabbau, das Setzen von technischen Standards oder öffentliche Beschaffung sind natürlich positiv zu bewerten. Mit einem FHA gäbe es vereinfachte bürokratische Zulassungsverfahren, was vor allem den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen – bspw. deutschen Autobauern und deren Zulieferfirmen nutzt. Viele Kritiker befürchten ja eine Untergrabung europäischer Umwelt- und Sozialstandards. Nur wenige wissen aber, dass die USA vor allem im Umweltschutz weit vorangeschritten sind, es gibt hohe technologische Standards, die könnten selbst die Republikaner nicht mehr rückgängig machen.