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Fokus auf...Unternehmerische Verantwortung

Nationaler Aktionsplan, Menschenrechte, Nachhaltigkeit, fairer Handel, unternehmerische Verantwortung, saubere Lieferkette sind Schlagworte, die einem immer wieder und immer öfter in der Wirtschaft, in Medien aber auch beim Kaufen begegnen.

Dabei basiert die Verantwortung von Unternehmen für ihr soziales und ökologisches Umfeld in Deutschland auf einer über 100-jährigen Tradition und geht sogar zurück auf das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns im Mittelalter. Im Laufe der Zeit veränderte sich der Fokus immer wieder, die Verantwortung der Unternehmen für ihre Mitarbeiter und ihr Umfeld blieb jedoch immer im Kern bestehen. Wie schafft es heute ein mittelständisches Unternehmen, für soziale und faire Bedingungen in Produktion und beim Personal zu sorgen?

Der bayerische  EZ-Scout Oliver Wagener  und Außenwirtschaftsportal-Bayern-Redakteurin Karoline Rübsam waren zu Gast in Bamberg beim Textilunternehmen Greiff, das seit über 200 Jahren Textilien überwiegend im Bereich Berufsbekleidung herstellt. Dabei bot Nicole Wagner, zuständig für Unternehmensverantwortung bei Greiff, Einblicke in das Thema Corporate Social Responsibility (CSR). Das Kerngeschäft der Firma mit ca. 130 Mitarbeitern in Bamberg ist die Entwicklung und Produktion von Berufsbekleidung für den Dienstleistung-, Hotellerie- und Gastromiesektor mit einem Exportanteil von 40 Prozent.

Der Nationale Aktionsplan

Seit rund fünf Jahren beschäftigt sich Greiff intensiv mit dem Thema CSR, arbeitet mit verschiedenen Initiativen zusammen und  nimmt an einem CSR-Förderprojekt teil.  Anlass für Greiff, das Thema CSR verstärkt anzugehen, war unter anderem der National Aktionsplan NAP: Mit den NAP will die Bundesregierung mit den Einhalten von Menschenrechten in globalen Lieferketten durchsetzen. Hauptziel ist die Verpflichtung von Unternehmen, die Menschenrechte zu wahren. Zielvorgabe ist, dass bis 2020 mindestens die Hälfte aller Unternehmen in Deutschland mit mehr als 500 Beschäftigten die im NAP beschriebenen Elemente menschenrechtlicher Sorgfalt in ihre Unternehmensprozesse integriert haben.

Nicole Wagner: „Bei der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibung bemerkten wir ein Umdenken bei den Beschaffern, so veränderten sich die Vergabekriterien seit 2015 u. a. durch den NAP und der Nachhaltigkeit wurde ein größerer Stellenwert zugeteilt. Seitdem hat sich viel geändert, CSR und eine einwandfreie Lieferkette werden mittlerweile sowohl in öffentlichen Ausschreibungen wie auch von unseren Kunden gefordert. Beim Thema unternehmerische Verantwortung kann ein Betrieb zunächst abwägen, welche Initiative oder Projekt zum Betrieb passt. Im Textilbereich gibt es verschiedene Initiativen, die einem bei diesem Thema unterstützen.“

Fair Wear Foundation

„Greiff produzieren in den Ländern Marokko, Ukraine, Moldawien, Vietnam, Ungarn, Türkei, Pakistan und Bosnien. Seit unserer Fair Wear Mitgliedschaft haben wir bei ca. 80 Prozent unserer Lohnbetriebe unabhängige Sozialaudits durchgeführt. Die Ergebnisse der Audits besprechen wir mit den Lohnbetrieben und arbeiten mit Hilfe eines sogenannten Corrective Action Plan (CAP) gemeinsam und kontinuierlich an den Verbesserungen. Die Beanstandungen sind vielfältig und unterschiedlich, von etwa nicht vorhandenen Fluchtwegen oder verstellten Fluchttüren bis zu Unzulänglichkeiten bei der Lohnzahlung. Zusätzlich bieten wir Mitarbeiter- und Managementtrainings, durch unseren externen Partnern oder durch die Fair Wear Foundation, in unseren Lohnbetrieben an.

Durch langjährige und vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen mit unseren Lohnbetrieben, können wir die Umsetzung der Sozialstandards gut voran bringen. Greiff arbeitet mit 89 Prozent seiner Lohnbetriebe schon über fünf Jahre und länger zusammen“, sagt Nicole Wagner.

develoPPP

Neben der Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation nimmt Greiff gerade auch an einem develoPPP-Projekt teil: Das Public Private Partnership-Projekt läuft zwischen Greiff, der hessnatur Stiftung  und der Deutschen Entwicklungsgesellschaft DEG mit zwei Betrieben in Pakistan unter dem Titel "Qualifizierung eines Konfektionärs- und Stoffproduzenten zur Umsetzung der Anforderungen der Fair Wear Foundation und des Bündnisses für nachhaltige Textilien" (2017-2019). „Der Standort Pakistan wurde ausgewählt, da hier unser wichtigster Handelswarenlieferant sitzt.“ Das Projekt ist in verschiedene Arbeitspakete gegliedert und beinhaltet Workshops und Seminare in den Bereichen Sozialstandards, Chemikalienmanagement sowie Qualitäts- und Produktivitätssteigerung. Zusätzlich sollen die Geschäfts- und Einkaufsprozesse von Greiff nach sozialen und ökologischen Kriterien optimiert und im Sinne der Nachhaltigkeit entwickelt werden.

„Greiff wird die gewonnenen Kenntnisse aus diesem Projekt dafür eingesetzten um seine Lieferanten in anderen Beschaffungsmärkten zu qualifizieren und diese bei der Entwicklung höherer Umwelt- und Sozialstandards zu unterstützen“, sagt Nicole Wagner.

Schöner Nebeneffekt bei dem Ganzen: Die Firmen, die bei der FWF Mitglied sind oder am develoPPP-Projekt Teil nehmen, tauschen sich aus, treffen sich regelmäßig und arbeiten zusammen. „Für uns ist es das wichtigste, das wir viel lernen, dass wir viel umsetzen können im Bereich Unternehmerverantwortung – bei allen Zulieferern“.

Stammbaum für Textilien

Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Handeln von Greiff ist auch für den Endkunden sichtbar: Jedes Greiff-Produkt hat eine Art Stammbaum. Auf dem eingenähten Etikett der Kleidungsstücke steht ein Zahlencode, den der Kunde unter: https://www.mygreiff.de/isweb/mygreiff/ui/#/lookup eingeben kann. Dort sieht man den gesamten Herstellungsprozess bzw. die gesamte Lieferkette diese Produktes: Wo kommt der Rohstoff her, wo wurde dieser weiterverarbeitet, wie sieht es in der Fabrik dort aus. Diese umfangreiche Datenbank ist direkt mit dem Warenwirtschaftssystem verbunden und holt sich die Informationen fertigungsauftragsbezogen aus diesem. Greiff arbeitet kontinuierlich an einer Verbesserung dieser Datenbank, denn zukünftig sollen noch weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden, wie z.B. wann ein Audit oder ein Training in dem Lohnbetrieb durchgeführt wurde.